So, nach einem sonnigen Tag als Tourist in Ljubljana liege ich nun alleine in "meinem" 4er-Schlag im Hostel Tresor. Der Rentner aus Schweden, mit welchem ich das Zimmer letzte Nacht geteilt habe, ist heute Morgen mit dem Zug nach Venedig weiter. Komfortabel, so ein ganzer Schlag für mich alleine...!
Ich geniesse den Komfort und nutze das starke WLAN, um vom Bett aus einen Blogeintrag zu töggelen und meine Fotos zu sortieren etc. - und nochmals die Route nach Zagreb anzuschauen.
Aus dem Atrium des Hostels tönt lokale "Schlagermusik", irgendwer versucht mitzusingen - was nicht zwingend nötig wäre und noch viel weniger sinnvoll ist...
Habe mein Gepäck für morgen Früh bereits vorbereitet. Passpartu hat im tiefen Keller des Hostels genächtigt, gleich neben dem Tresorraum des ehemaligen Bankhauses, in welchem sich das Hostel befindet. So sicher war er wohl noch nie platziert... Das Hostel liegt absolut zentral mitten in der Fussgängerzone. Mein Bett kostet 16 Euro pro Nacht ohne Frühstück und die Infrastruktur hier ist perfekt, neuwertig, sauber. Es steht sogar ein Bügelbrett zur Verfügung - ohne lange zu überlegen habe ich entschieden, davon keinen Gebrauch zu machen >:-)
Mein Eindruck von gestern Abend bestätigt sich heute auch bei Tageslicht:
Die Innenstadt von Ljubljana ist wirklich SEHR schön! Zwar reihen sich auch hier in der weitläufigen Fussgängerzone der Innenstadt die grossen Allerweltsmarken wie H&M, Boss, Mc, Armani, Diesel und sogar Bally etc. aneinander. Man könnte sich also auch in Zürich oder Bern wähnen - doch die Architektur der oft gut erhaltenen und im Zentrum meist aufwändig renovierten alten Häuser, die kleinen Seitengassen und die parallel zu den Hauptstrassen verlaufenden Nebengassen bieten ein ganz besonderes Ambiente.
Ich stelle mir vor, dass hier in der Innenstadt auch ein grosses Gerangel um Immobilien an bester Lage stattgefunden hat/stattfindet - und viel Geld damit gemacht wurde/wird. So romantisch, wie sich die Stadt dem Touristen präsentiert, so romantisch ist das Leben hier wohl für eine grosse Anzahl Menschen nun auch wieder nicht. Gestern aus dem Zug machten mir die ländlichen Gebiete von Slowenien einen eher ärmlichen Eindruck. Mal schauen, was ich auf dem Weg nach Zagreb antreffen werde.
Das Stadtbild Ljubljanas ist jedenfalls geprägt von vielen jungen Menschen. Studenten. Viele Fahrradfahrer jeglichen Alters. Mit und ohne Körbchen am Lenker, mit und ohne Hündchen im Körbchen am Lenker, mit und ohne Hut oder Helm. Mit Turnschuhen oder Highheels - grad wie's gäbig geit... Fussgänger und Fahrradfahrer weichen sich gegenseitig aus. Es scheint ein gewachsenes Miteinander zu sein. Cool!
UND: Worüber man in Bern mal wieder nur diskutiert, hat man in Ljubljana bereits umgesetzt!! Ein Fahrradverleihsystem, wie ich es aus Paris kenne. Man bezieht an einem Terminal ein Leihrad und gibt es nach Gebrauch an einem anderen Terminal in der Stadt wieder ab. Ha - das würde Bern auch gut anstehen!! Wer weiss, wenn ich dann zurück bin von meiner Reise, rollt das auch in Bern - wobei ich denke, sooo lange werde ich doch nicht reisen... Einer meiner Newsletterabonnenten sitzt ja im Berner Stadtrat und kennt Benno vom Velorouge, der auch im Stadtrat sitzt- da wären's doch schon zwei, die dieses Projekt supporten könnten. Allez hopp!!
Eine weitere Besonderheit hat das Stadtbild von Ljubljana für mich: Ein Strassencafé reiht sich ans nächste. Mir scheint, ganz Ljubljana müsse ein einziges grosses Strassencafé sein. Ich habe wohl noch nie einen Ort besucht, der soooo vooller Strassencafés und Kneipen war. Mir soll's recht sein. Denn: Nach dem üblichen Filtercafé im Hostelfrühstücksraum - der befindet sich im ehemaligen Tresor des Bankgebäudes, in welchem sich das Hostel befindet - gönne ich mir an einem sonnigen Platz noch einen Cappuccino für gerade mal 1.50 Euro. Ha - da kann sich sogar der sparsame Velotourist erlauben, zu verweilen und überlegt sich, gleich einen zweiten Cappuccino...
Ich lasse mich durch die Innenstadt treiben, ein Seitengässchen da, ein nächstes dort - und starte dann um 12 Uhr die Bootsfahrt durch Ljubljana. Volles Touriprogramm - doch ich mag halt solche Boots-fahrten durch fremde Städte. Der Guide war schon in Bern und hat auch das Bundeshaus besucht. Er ist stolz darauf, dass Ljubljana mit 300'000 Einwohnern grösser sei, als Bern. OK - dafür ist Bern meine Heimat!
Die Fahrt dauert rund 50 Minuten - "Wahnsinnges" wird nicht gezeigt ausser der einen oder anderen Botschaft, dem Konservatorium, welches sich in einem Neubau mit farbigen Elementen befindet und gewissen Informationen zum Stadtbild des Mittelalters und den vielen Herren, die Ljubljana in seiner Geschichte/Vergangenheit hatte - bis Slowenien dann entstanden ist, vor ja noch nicht so langer Zeit. Da wird mir mal wieder bewusst, in welch stabilen Verhältnissen die Schweiz doch seit vielen hundert Jahren wachsen und stark werden konnte...
Lasse mich am Nachmittag entlang der Markthalle zum Markt treiben, wo nebst Gemüse auch Kleider verkauft werden, die meiner Meinung nach so gar nicht in das auf mich sonst modern und jugendlich wirkende Bild Ljubljanas passen - hier wird offenbar die ältere Generation noch bedient, die auf geblümte Schürzen und so steht.
Die Strassencafés sind gut besucht - ich verwöhne mich zum Mittagessen mit einer vegetarischen Falafel aus einem kleinen Fastfoodschuppen - lecker! - und Trauben aus dem Supermarkt (ebenso treu wie der Gegenwind haben mich bisher Aldi, Lidl und Spar begleitet...).
Das Wetter ist sehr schön, die Sonne scheint, Temperaturen angenehm. Gemäss Wetterbericht soll das auch die nächsten Tage so bleiben - das spornt mich doch zum Radfahren an - zumal gemäss der Wetterkarte der Wind aus Richtung Westen kommen soll und ich nach Osten radeln will. Bedeutet??? He??? JA - Rückenwind!! Glaube ich erst, wenn ich es spüre!!
Zagreb sollte ich eigentlich übermorgen Abend erreichen - habe mir schon mal die Route eingezeichnet auf meinen Karten und die Hostels in Zagrebs Centrum gegooglet >:-)). Oder versuche ich es doch mal mit Couchsurfing? Ich werde sehen...!
Hoffe einfach, dem Herr Eisner seine Schweissnaht halte wirklich, was er versprochen hat!!! Irgendwie muss ich im Alltagstest zuerst noch mein Vertrauen in diese Schweissnaht aufbauen, mehr Gepäck kann ich kaum mehr liquidieren... Andere Radfahrer sind mindestens so beladen wie ich - und da bricht auch nix!
So, ich stöpsle mir langsam meine Musik in die Ohren - die gefällt auch nicht allen - wird aber wenigstens nicht falsch gesungen...
Lade Euch noch ein, zwei Fotos hoch und wünsche herzlich gute Nacht - und bis zum nächsten Blog!
UND: Es geht mir noch immer gut. Bin nach wie vor fröhlich unterwegs, geniesse das unkomplizierte Leben im Hostel, habe das mit dem Ein-, Aus- und Umpacken, dem Waschen und dem Kleiderwechsel und so langsam für mich im Griff und überhaupt...
Die Grundmüdigkeit, welche mich die letzten Wochen begleitet hat, legt sich glaub's auch langsam aber sicher - so hat mir eben auch der Tag Ljubljana sehr gut getan. Der Abschluss und der nahtlose Start in die Reise waren halt doch etwas viel - mehr jedenfalls, als ich erwartet habe. Aber es chunnt guet - und das isch guet so!!
Herzlich
Patrik Kirtap
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