Wieder alleine unterwegs...

Meine Abfahrt in Richtung Pamir verzögert sich um einen weiteren Tag....

Gestern Nachmittag wurde für mich schlagartig klar, dass ich den Pamir unabhängig von meinem CH-Velopartner in Angriff nehmen muss/will, mit dem ich seit Samarkand unterwegs war. Der Pamir ist das Herzstück meiner bisherigen Reise - und ich muss da frei und unabhängig sein, die Etappen nach meinem Gusto einteilen können - frei geniessen können - ...! Danke Andreas für die gemeinsame Zeit!!! Wir sehen uns allenfalls ja trotzdem nochmals auf der Strecke oder irgendwo, irgendwann wieder - die Welt soll bekanntlich ein Dorf sein...

Mein Velopartner ist heute Morgen aufgebrochen - ich starte morgen Vormittag, lasse mich allenfalls mit dem Taxi aus der Stadt fahren - das entscheide ich morgen Vormittag spontan. Bis nach Khorog - dem ersten "grossen Etappenziel" auf meiner Reise über den Pamir sind es rund 250 Km. Es wartet ein Pass mit einer Höhe von 3'252 m.ü.M. auf mich - am Ende des Pamirs erwartet mich dann ein Pass mit 4'322 m.ü.M. - ich habe Zeit und werde mich sorgfältig bewegn in dieser Höhe - so hoch war ich noch gar nie... Die Strassen sollen nicht so gut sein - bergauf und bergab fahre man mit etwa der gleichen Geschwindigkeit. Das haben mir heute Radfahrer aus Slowenien berichtet, deren Pamir-Karte ich noch kopieren konnte...

Zudem habe ich meine Taschen neu gepackt und den dadurch gewonnen Stauraum mit Instantnudeln und Haferflocken gefüllt, damit ich dann was zu essen habe, wenn es unterwegs eben weder ein Homestay noch ein Magasin gibt - und solche Etappen werde ich ja auch haben... Und Instantnudeln kann sogar ich kochen - sofern ich dann Wasser finde - und sonst muss ich das Zeugs halt trocken essen... Ä Guete! Aber ich habe noch von keinem Velofahrer gehört, der auf dem Pamir verhungert oder verdurstet ist... Und ich werde nicht der erste sein...!

Hingegen habe ich heute im Guesthouse einen Schweizer getroffen, der im Pamir gewandert ist und sich dort einen Esel gekauft hat, der ihm das Gepäck getragen hat. Am Ende der Wanderung hat er den Esel wieder verkauft - zum gleichen Preis... Wenn ich also nicht mehr velölen mag, kaufe ich mir vielleicht auch einen Esel - sähe sicher lustig aus, wenn ich mit einem Esel unterwegs wäre, der mein Velo trägt - wer weiss... Mit 100 Dollar sei man dabei... :-))

Nach wie vor bin ich ohne Zeitdruck unterwegs (mein Reisepartner der letzten Tage muss hingegen die Einreisefrist nach China einhalten und ist daher etwas "enger" unterwegs als ich). Ich werde versuchen, im Pamir meine OVIR-Registration zu bekommen, damit ich allenfalls sogar problemlos die ganzen 45 Tage meines Visums in Tajikistan ausreizen kann - ganz wie es mir dann gefällt... Ich habe hier im Guesthouse die Telefonnummer von jemandem bekommen, der mir das einfach regeln könne im Pamir oben - immer gut jemanden zu kennen, der jemanden kennt, der weiss, dass es jemanden gibt, der...

In Kirgistan muss ich dann entscheiden, wohin meine Reise mich als nächstes führen wird - ich muss ja fliegen, da ich kein Chinavisum habe und auch kein solches bekommen werde in Kirgistan oder Kasachstan - da bekommen nur Leute ein Visum für China, die sich lange Zeit oder gar dauernd in Kirgistan oder Kasachstan aufhalten... In Teheran habe ich es ja aus zeitlichen Gründen nicht geschafft, das Chinavisum zu bekommen. Das ist auch gar kein Problem für mich - es war immer so vorgesehen und ich werde China als eigenes Projekt dann mal bereisen - ich brauche auch noch Reisepläne über meine Pensionierung hinaus...

Momentan zeigen sich mir zwei Optionen, die ich vertieft überlegen und prüfen werde für meine Weiterreise nach dem Pamir - und zwischen denen ich mich sehr hin-und-her-gerissen fühle...:

1. Taiwan, wo mich ein modernes Land erwarten und sich mir das Beziehungsnetz meines Onkels erschliessen würde - er lebte und arbeitete einige Zeit in Taiwan, kennt viele Leute und darunter sind viele Radfahrer...

2. Nepal, wo mich ein ganz anderes Asien erwarten würde und das Reisen nach dem Erdbeben von vor einigen Monaten allenfalls schwierig/er ist...

Gegensätzlicher könnten die mich interesierenden Optionen wohl nicht sein. So oder so weiss ich, dass ich im Anschluss an Taiwan oder Nepal nach Hanoi fliege und dann die Halong Bucht besuchen und anschliessend nach Laos - Kambodscha - Thailand - Malaysia - Singapur radeln will, so wie das von Anfang an vorgesehen war. Und was ich auch weiss: Ich habe mit der Planung meiner Weiterreise und dem Entscheid für eine der beiden Optionen ein absolutes Luxusproblem zu lösen - aber auch Luxusprobleme wollen halt gelöst sein...

Mir geht es nach wie vor sehr gut - emotional und körperlich bin ich fit. Passpartu ist gereinigt und geölt und wartet auf die Weiterfahrt - und ich hoffe, sein Vorderrad bleibe dicht...!!

Wahrscheinlich gibt es dann in der Zeit, in der ich über den Pamir fahre, mal einen SMS-Blog via meinen Vater - sofern ich dann Handyempfang habe. Meine CH-SIM-Karte streikt im Moment nämlich - ich habe nun eine tajikische Karte...

Herzlich in die Welt hinaus!
Patrik Kirtap

 

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