Guten Morgen aus Hua Hin
Gestern habe ich Cha Am verlassen - etwas wehmütig, weil es mir da so schlecht gar nicht gefallen hat. Mein Guesthouse war aber ausgebucht, ich musste ausziehen und so bin ich halt mal die knapp 30 Kilometer bis nach Hua Hin geradelt. Ich kam später los, als ich hätte wollen sollen - und es war schon wieder heiss - und der Wind bliess mir kräftig ins Gesicht. Gut habe ich mir nur eine so kurze Etappe in den Kopf gesetzt...
in Hua Hin angekommen ging die Suche nach einem freien Zimmer los. Ein "komisches" Guesthouse mit Massenschlag vermochte nicht zu überzeugen... Weiter ging die Suche - alles ausgebucht - oder über 30 Franken für ein Zimmer ohne Frühstück. Hallo??
Da hat mich in einem Guesthouse ein Rentner aus der Schweiz angesprochen und eher ungläubig-vorsichtig gefragt: "Sie chömmed aber nöd öppe us de Schwiiz" - für meine nicht CH-Leserinnen und Leser - sinngemäss übersetzt: "Sie kommen aber nicht wirklich aus der Schweiz" fragte der Rentner und schaute auf Passpartu und die im Wind flatternde Schweizer Fahne an einer meiner Hinterradtaschen. Ich bestätigte ihm, dass ich aus der Schweiz käme und habe ihm meine Reiseroute erklärt - er fand das cool. Ich fand den älteren - oder sagen wir ehrlich alten! - Herrn ebenso cool, weil er jedes Jahr mindestens drei Monate reist - vor dem Winter nach Asien flüchtet und sich darüber freut, immer neue Länder zu entdecken! Er meinte, mit der Rente könne er sich das so einigermassen leisten - aber Asien werde im Fall von Jahr zu Jahr teuer - insbesondere Thailand...!
Im Guesthouse, wo er wohnt, hatte es noch ein eher teures Zimmer frei - ich zögerte und wusste nicht, ob ich es halt nehmen soll, damit ich was habe. Der nette Rentner meinte, ich solle zuerst noch zum Hilton fahren - unterhalb des Hiltons hätte es alte Fischerhäuser, welche zu einfachen Guesthouses umgebaut wurden. Diese Häuser stünden auf Stelzen über dem Meer, da könnte ich günstige Zimmer direkt am bzw. eben über dem Meer finden - falls da alles ausgebucht sei, könne ich immer noch hierhin zurückkehren. Das machte ich auch und siehe da: Der Tip des netten Schweizers war wirklich Gold wert. Nur waren alle Fischerguesthouses ausgebucht. Es ist in Thailand offenbar ein langes Wochenende und viele Thais aus Bangkok verbringen dieses in Hua Hin. Hm - mit Mühe und Not finde ich aber in der Gegend ein äusserst einfaches Zimmer - immerhin mit Kühlschrank und AC. Der Kühlschrank ist bei diesen Temperaturen echt hilfreich - kann ich so doch auch mal ein Yoghurt oder so als Zwischenmahlzeit lagern - ist günstiger, als immer ins Restaurant zu gehen...
Ich zweifelte, ob ich in diesem Guesthouse länger als eine Nacht bleiben will/soll - der Sohn der Besitzerfamilie erklärt mir, das sei kein Problem, ich könne morgen Vormittag entscheiden,
ob ich noch bleiben wolle oder nicht - also heute Morgen! - das Zimmer werde nicht gebraucht... - aha, hier steigt wohl wirklich kaum jemand ab...
Heute Morgen - ich habe mich entschieden, noch eine Nacht zu bleiben, weil das Guesthouse hier im Gewimmel von Hua Hins "Altstadt" gar nicht schlecht und vor allem ruhig liegt - wird mir dann,
bevor ich mein Anliegen vortragen kann, erklärt, dass mein Zimmer soeben für die nächsten Tage vermietet worden sei, ich das Zimmer wechseln oder aber das Guesthouse verlassen müsse. HALLO! DA
WERDE ICH ABER GRAD KÄSIG UND AGGRESSIV! Das ist kein guter Start in den Tag!! Mutig, mir das vor dem ersten Kaffee einfach so zu vermitteln!! Säuerlich genervt erkläre ich eher aggressiv: Ich
reise ab! Damit hat die Familie nicht gerechnet und es geht eine muntere Diskussion los. Ich weiss zwar grad nicht wohin ich will/soll - das wird sich ergeben - ich gehe nun mal Frühstück jagen
und finde überaschend ein Zimmer in einem Guesthouse direkt am Meer in einem der alten Fischerhäuser, wo die Besitzerin mich äusserst freundlich empfängt. Hier ist soeben jemand abgereist, weil
ein Angehöriger in Bangkok krank wurde - des einen Leid, des andern Glück. Ich checke sofort für zwei Nächte ein - cool. Das Zimmer ist mega - inkl. Meerblick - einfach - aber kein
Loch wie das Zimmer letzte Nacht - zum gleichen Preis!! BINGO!! Alles richtig gemacht!!
Im neuen Guesthouse kriege ich gleich Frühstück auf der Terrasse über dem Meer serviert. Kehre dann ins alte Guesthouse zurück und fange an zu packen - da wird mir dann erklärt, dass ich bleiben könne/soll, sie hätten das mit den Zimmern nun anders geregelt. Zu spät - sorry - ich ziehe nun ans Meer - habe da auch schon für zweit Nächte bezahlt...
So hat meine spontane Aggression heute Morgen mich dazu motiviert, aus- bzw. umzuziehen - auch wenn ich nicht wusste wohin - bin ich in einer Art Paradies gelandet - einfach edel - genau wie ich es mir wünschte...
Hua Hin ist ein recht touristischer Ort. In der "Altstadt" befindet sich in jedem zweiten Haus ein Massagesalon - wie seriös diese sind, weiss ich nicht und werde das auch nicht genauer ausprobieren. In jedem anderen zweiten Haus befindet sich eine Bar, wo tagsüber auffällig viele offenbar alleinreisende Männer gelangweilt vor einem Bier sitzen - und mit leerem Blick in die Gegend starren. Abends sind die Herren dann selten alleine und wirken auch fröhlicher - da strahlen sie keine Bierflaschen an - vielmehr schienen sie mir gestern Abend Thaifrauen anzustrahlen... Es gibt in Hua Hin aber auch viele Familien, die hier Urlaub machen - es ist also nicht ein "ganz so schlimmer" Ort, wie andere Touristenorte in Thailand sein sollen und wie ich z.B. vor vielen Jahren Patong Beach auf Phuket erlebt habe. Und in meinem Guesthouse ist ein bunter Mix von Gästen anzutreffen - Klimaflüchtlinge aus Europa, die hier überwintern - Backpacker - Feriengäste, die zwei Wochen in Thailand verbringen - jung und alt - international - gut so!!
Je südlicher ich nun komme, je ruhiger sollten die Strände werden - und das ist gut so. Ich lasse mich nun einfach südwärts treiben und erlaube mir, immer mal wieder zu "stranden" - im wahrsten Sinne des Wortes...
Wie der Ort ausschaut, wo ich aktuell nun gestrandet bin, seht ihr hier...!
Sonnige Grüsse in die Welt hinaus!
Patrik Kirtap
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