Di

28

Apr

2015

Ordnung muss sein...

Tatsächlich bin ich heute Morgen schon um 09.15 losgefahren. Es war ein kühler Morgen. Dunkle Wolken hingen über Haskovo und der Wind kam aus der gleichen Richtung wie gestern Abend - bedeutet für mich: Schon wieder Gegenwind...!

Als ich im Hotel mein Gepäck aus dem dritten Stock trage (meine Beine melden mir, dass sie bereits einige Velokilometer geleistet haben...) ruft die junge Frau hinter der Reception ganz aufgeregt "Chai, Chai!". Aha - ich bekomme noch einen Tee serviert. Das ist aber schön!

Im Café im ersten Stock stellt sie mir dann drei Teeschachteln hin. 2x die gleiche Sorte und eine, die nach Bergkräutern ausschaut. Da Bulgarien sehr schöne Berge und Gebirgszüge hat, entscheide ich mich für die Bergkräuter. Der Tee ist schnell serviert und dazu noch ein Guetzli. Als Frühstück reicht das nicht - somit radle ich mit voll bepacktem Passpartu dann noch durch die Fussgängerzone von Haskovo auf der Suche nach einer Bäckerei - denkste. Einzig Kebab und Pizza ist so früh am Morgen verfügbar, was mich grad gar nicht gluschtet.

Einen Beutelcappuccino später fahre ich los, Richtung Svilengrad - dem Grenzübergang zur Türkei. Die Ausfahrt aus der Stadt ist ganz einfach: Einmal mehr auf den richtigen Boulevard gelangen und dann immer geradeaus, gegen den Wind...

Die Strasse ist mehrspurig und nach einem grossen Kreisel plötzlich nur noch eine einspurige Landstrasse - habe ich mich etwa verfahren? Eine so schmale Strasse, keine LKWs - was ist hier falsch? Ich frage einen Automobilisten, der am Strassenrand steht und telefoniert. Er erklärt mir "Go, go, go!" und zeigt klar in meine Fahrrichtung. Also doch richtig abgezweigt - doch wo sind die LKWs? Die Autobahn fängt doch erst nach Harmanli an und bis dahin sind es 35 Kilometer...

Nun, ich muss nicht lange warten und sie kommen, die LKWs. Einer hinter dem andern... Mein Rückspiegel, den ich gestern gekauft habe, erweist mir sehr gute Dienste. Ich weiss nicht, wie ich fast 1500 KM ohne Rückspiegel unterwegs sein konnte. Während der Fahrt finde ich auch die optimale Einstellung, so dass ich mein  linkes Lenkerhörnchen doch noch gebrauchen kann. Die Lenkerhörnchen sind mir schon wichtig, weil sie mir ermöglich, die Position meiner Hände während der Fahrt zu verändern - das hilft gegen das Einschlafen der Hände. Und: Ich kann bei Gegenwind sehr gut mit den Armen/Ellenbogen auf diesen Hörnchen abstützen - meinen Oberkörper etwas windschnittiger machen - und Passpartu weiterhin gut lenken. Alles perfekt eingerichtet, habe ich nun im Griff, was hinter mir geschieht.

Die dunklen Wolken werden dunkler bis schwarz und ich hoffe, der Gegenwind möge den sich androhenden Regen über mir hinweg blasen. Das schafft der Gegenwind knapp nicht. Kurz vor Harmanli regnet es so stark, dass ich widerwillig die Regenmontur anziehe. Kurze Zeit später wird der Regen weniger - so in der Intensität, die ich gar nicht mag: Nicht genug Regen, dass sich der Regenschutz wirklich lohnt - aber zuviel Regen, um ohne Regenschutz zu fahren... Bald hört der Regen auf und ich kann mich wieder aus der "atmungsaktiven" Verkleidung schälen - gut so!

Mein Magen meldet, dass er noch kein Frühstück hatte. Ich melde zurück: Bei nächster Gelegenheit werfen wir was ein! Und diese Gelegenheit kommt, in Form einer Raststätte (nein keine Burg!), wo es Kaffee und mit Käse gefüllten Burek gibt. Burek ist so ein Blätterteiggebäck, welches mit Fleisch oder Käse gefüllt verkauft wird. Lecker! Etwas fettig - dafür sättigend... Die Wirtin der Raststätte wärmt mir den Burek in der Mikrowelle auf, was diesem das Fett aus allen Poren triefen lässt...

Ich muss Euch grad mal zeigen, wie die Raststätten hier im Osten Bulgariens so ausschauen - nicht wie bei uns - erfüllen aber den genau gleichen Zweck und das sogar SEHR GUT - und ich mag diesen Zustand der liebevoll gepflegten Häuser in ihrer ganzen Einfachheit - diese Art Raststätten empfinde ich immer als beseelte Orte, ob Einheimische und Durchreisende Halt machen. Wenn die Autobahn mal bis zur Grenze gebaut ist, wird es für diese Raststätten wirtschaftlich wohl eng...

Frisch gestärkt radle ich weiter - immer geradeaus - immer gegen den Wind. Das kostet Kraft, viel Kraft - physisch und mental! Wenigstens ist es nicht so heiss, wie es gestern war - und es regnet nicht. Froh zu sein bedarf es wenig....

Mein Velocomputer zeigt knapp 26 Grad an.

Strampeln, strampeln, strampeln - oft habe ich Mühe auf einer ebenen Strecke 17 kmh hinzulegen. So komme ich nie zur Grenze - schiesst mir immer wieder durch den Kopf. Aber auch: Steter Tropfen höhlt den Stein...!

Irgendwann ist Zeit für das Mittagessen. Ich weiss, es ist doof, Essen zu fotografieren und ins Internet zu stellen. Und doch möchte ich Euch zeigen, wie gut ich hier am Strassenrad in den einfachen Raststätten verköstigt werde (und das für wenig Geld...) - fast wie in Asien - ich bin ja auch schon bald in Asien, wenn ich die Kraft und die Geduld nicht verliere, gegen den Wind zu strampeln...

Ja, auch diese Chickensoup schmeckt ausgezeichnet. Wunderbar! Selber kochen wäre im Vergleich dazu für mich alleine zu aufwändig und wohl auch teurer. So esse ich auch viel ausgewogener - kaufe mir auch Früchte am Strassenrand oder im kleinen Geschäft der Raststätten. Und wenn wir schon beim Essen sind: Ich esse kaum Süsses. Wer mich kennt, glaubt das wohl nicht. Aber ich bin deutlich in die salzige Ecke abgerutscht. Einzig Cola ist von der Süssen Seite dazugekommen - habe ich daheim sehr selten getrunken. Hier trinke ich es für den Magen/die gute Verdauung und um schnell einen Zuckerschub/Power zu bekommen... Vor einigen Tagen habe ich ein Eis gekauft - und hatte Mühe, dieses zu essen - nicht weil es nicht schmeckte - NEIN! - weil meine Lust auf das Eis erstaunlich schnell gestillt war...

Tja, dann rollt es weiter - frisch gestärkt. Und ja, es ist dann wieder so, dass die Landstrasse plötzlich zur Autobahn wird. Also der Wegweiser zur Grenze führt über die Autobahn. Ich zögere - erkundige mich. Alle sagen "Go, go, go - NO PROBLEM!". Also nehme ich heute halt mal wieder die Autobahn, auch wenn ich von der Geschwindigkeit, die ich auf die Strasse bringe, da definitiv nichts verloren habe. 

Ich ziehe meine Leuchtveste an und kann bis zur Grenze auf dem Pannenstreifen radeln. Wunderbar. Kein einziges Schlagloch - und kaum Verkehr auf der Autobahn. Verstehe ich nicht - aber ist ja egal. Auf der Gegenfahrbahn macht die Polizei Radarkontrolle. Ich überlege, ob ich sie ignorieren - oder offensiv grüssen soll. Ich grüsse offensiv - einer winkt gelangweilt zurück. OK - dann ist das wohl schon OK, wenn ich hier radle - sonst wäre wohl etwas mehr Dynamik ausgebrochen... 

Und dann, ja dann sehe ich, dass ich mich der Grenze nähere. NEIN! Nicht das Zollhäuschen wird sichtbar. Die lange Kolonne der LKWs, die sich auf einer Länge von schlussendlich guten 10 Kilometer vor der Grenze in einer Reihe anstellen. Zu diesem Zeitpunkt weiss ich ja noch nicht, dass das 10 Kilometer sind.  Ein kurzer Eindruck auf dem Video - ja, ich muss meine Technik noch verbessern. Das wird mir bis Singapur wohl gelingen - oder auch nicht... 

Und dann - ja dann erkenne ich gaaanz weit vorne die grossen Fahnen Bulgariens, der EU und der Türkei - da vorne ist die Grenze - das sind aber noch einige Kilometer... Eindrücklich.

Ich mag diese Stimmung hier am Grenzübergang sehr. Es liegt - auch wen die meisten LKWs stehen - viel Dynamik in der Luft. Die LKW-Fahrer improvisieren, sind sich das Warten gewohnt und es zeigt sich, dass der Handel zwischen den Ländern doch funktioniert. Ich sehe LKWs aus vielen Ländern - aber keine mit CH-Schilder...

Die Fernfahrer sind in ihren Kabinen recht gut ausgerüstet - Flachbildschirme erkenne ich in den meisten Kabinen, wenn eine Türe offen ist. Sie haben auch eine mobile Küche dabei, sitzen alleine oder in Gruppen auf Klappsitzen und warten offenbar geduldig, bis sich der Konvoi wieder einige Meter in Bewegung setzt. Das dauert bestimmt TAGE, bis der heute hinterste Camion über der Grenze ist. Ich rolle flott voran - man nimmt von mir nur gelegentlich Notiz, ist in Gespräche oder Spiele oder das Kochen vertieft...

Einzelne PKWs überholen mich und als sich die zu stauen beginnen denke ich: Jetzt kommt die Grenze - jupidu. Weit gefehlt! Die PKWs stauen sich nur, weil die LKWs einen "Knoten" produziert haben, den sie nun in Millimeterarbeit aufzulösen versuchen. Mir kommt das geglegen, radle ich doch einfach vorbei. Jeder PKW, der hier blockiert ist, schnappt mir beim Zollhäuschen - so die dann mal kommen - keine Position weg... 

Ja und dann kommen auch die vermeintlichen Zollhäuschen. Ich ziehe Helm und Brille ab, um einen freundlichen Eindruck zu machen und damit der/die ZöllnerIn mich auch gut mit dem Bildchen auf meinem Ausweis vergleichen kann...

Nur: Das sind gar noch nicht die Zollhäuschen... Die LKWs scheinen ihren Knoten zwischenzeitlich auch gelöst zu haben - auf jeden Fall überholen mich nun vier, fünf Autos... Und dann kommt endlich der bulgarische Zoll. Die Ausreise ist schnell erledigt. Die ID-Karte wird kaum geprüft.

Weiter geht's Richtung Türkei - jupidu. Eine längere Fahrt durch das Niemandsland. Dann das erste Zollhäuschen. Ich muss die ID zeigen, der Zöllner tippt noch sein SMS fertig, dann werde ich weitergeschickt und denke, dass ich nun eingereist bin. Noch nicht ganz.

Es folgt ein weiteres Zollhäuschen. Dort muss ich die ID nochmals zeigen und kriege einen kleinen Zettel mit einem Stempel und dem Einreisedatum verziert. Das ist der "Passersatz". Der nette Zöllner fragt mich:"Patrik where you go?" Erkläre ihm, dass ich nun nach Istanbul will und informiere über meine weitere Route. Weiss ja nicht, was der in seinem PC erfasst und wenn ich ihm sage, dass ich nach Istanbul "back home" will und an einem ganz anderen Ort ausreise, wirft das allenfalls Fragen auf. Er reagiert unerwartet positiv auf meine geplante Route!!

Er drückt mir die ID mit dem Zettelchen in die Hand und erklärt "Do not lost - important for Police!". Aha - die Wichtigkeit dieses Zettelchens steht also im reziproken Verhältnis zu seiner Grösse... Ich rolle weiter und es kommt das nächste Häuschen. Hier werde ich gefragt, was ich zu deklarieren hätte. Nichts erkläre ich. Die junge Zöllnerin fragt, ob ich alleine reise und findet das sehr komisch. Ob ich keine Freunde hätte. Oh doch, liebe Zöllnerin. Ich habe Freunde - sehr liebe Freunde - und die vermisse ich ganz arg!! So arg, dass ich letzte Nacht sogar von zwei wirren Abschiedsträumen heimgesucht wurde und den Abschiedsschmerz nochmals durchlebt habe... (In meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind ja einige PsychologInnen und PsychiaterInnen - ihr müsst Euch keine Sorgen machen!). Die Zöllnerin schickt mich durch - hilft aber nichts! Nur wenige Meter nach dem Häuschen stehen zwei Zöllner, die mich aufhalten: Gepäckkontrolle!!

Alles abladen. Sie wollen in jede Tasche schauen. Das machen sie entweder sehr oberflächlich oder aber mit einem derart geübten Blick, dass ich nicht erkennen kann, dass sie ihre Kontrolle wirklich seriös machen - mir kommt es eher als Formsache vor, um den beiden nichts anders zu unterstellen. Was soll's - ich öffne die Taschen und lasse sie prüfen, was zu prüfen ist. Ordnung muss sein!

Alles wieder aufladen (...). Weiter gehts. Ein nächstes Zollhäuschen. Der Herr will meine ID und das kleine Zettelchen sehen. Es ist die erste "Polizeikontrolle". Zeige ihm alles. Auch er fragt nach dem Woher-Wohin, findet es cool und jetzt, ja JETZT bin ich in die Türkei eingereist und freue mich SEHR darüber.

Mein erstes Bild der Türkei, als ich das Zollareal verlasse - fast ein Klischee? NEIN - rundum stimmig! Mein Tacho zeigt über 90 Kilometer und ich entscheide, gleich hinter der Grenze zu übernachten. Nicht ganz billig - nicht wirklich teuer - aber ich empfinde es als richtig und gönne mir diese Unterkunft für etwas über Fr. 20.00 - auch wenn die Bilder, die ich  zwischenzeitlich hochladen konnte den Eindruck vermitteln, das sei ein Luxusbunker... Hier steht der Prunk im reziproken Verhältnis zum Preis...

Passpartu soll ich mit ins Zimmer nehmen - alles NO PROBLEM!

Tja, so habe ich einen wiederum fröhlichen Tag erlebt, auch wenn dieser elende Gegenwind mir physisch und mental seinen Preis abverlangt hat...

Morgen will ich nochmals früh raus und einige Kilometer Richtung Istanbul machen. Gemäss Karte starte ich einmal mehr auf der Autobahn - da habe ich nun ja Übung...

Dann durch Edirne durch - oder aussen rum? - das werde ich sehen. Und weiter geht's: Immer Richtung Istanbul...

Ich freue mich SEHR, in der Türkei angekommen zu sein - das war ein wirklich grosser Wunsch von mir, meine Reise mindestens bis hierhin auf die Reihe zu bringen - natürlich möchte ich noch viel weiter. Aber die Türkei bzw. Istanbul waren sehr wichtige persönliche Ziele. Und: Es scheint mir ganz gut gelungen - und ich bin nach wie vor fröhlich und glücklich unterwegs auf meiner  Reise, die ich gestalte, wie ich es im Moment richtig finde!

Ich bin zwar noch nicht in Istanbul - aber es ist alles eine Frage der Geduld, der Ausdauer und der Motivation. Und ich bin hochgradig motiviert, Istanbul zu erreichen...!!! Mein Hostel in Istanbul hat mir noch eine E-Mail geschickt mit dem Hinweis, dass am 01. Mai wegen des Tages der Arbeit die Einfahrt nach Istanbul und insbesondere die Zufahrt zum Hostel zusätzlich erschwert werde - BRAVO... Ob ich je ankomme :-))) - Eine Frage, die es frühestens am 01. Mai zu klären gilt...

Herzliche Grüsse in die Welt hinaus - ich gehe nach einem leckeren türkischen Nachtessen (Fleischspiess mit Auberginen und Faldenbrot) bald schlafen...

Ach ja: Ich wollte noch meine Dinars aus Serbien wechseln - hätte ich besser in Bulgarien gemacht. Der Geldwechsler hier an der Grenze wollte diese Dinars nicht - ...

Morgen gibt es türkisches Frühstück - ich bin gespannt. Übrigens gibt es hier erst ab 08.30 Uhr Frühstück - heisst, ich radle nicht vor 09.30 los... Weiss grad nicht, ob ich das cool oder blöd finden soll. Es ist, wie es ist - und ich denke, es ist cool!!

So, heute habe ich ein neues Land erreicht - mein achtes Land auf meiner Reise - neue Gerüche - neue Küche - neue Sprache - neues Geld - neue Kultur - WUNDERBAR!! - genau deswegen bin ich ja unterwegs - und freue mich nun auf die Menschen!
Patrik Kirtap

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Do

30

Apr

2015

Park Alani - Meine Seife ist Deine Seife - Onur - Feuerprobe bei Blitz und Donner im Hagelsturm...

Liebe Alle

Gestern Abend auf einer Autobahnraststätte gestrandet. Da gab's kein WiFi - daher kein Blog.

Aber ne Dusche gabs, und liebe Leute - und ein Plätzchen, um mein Zelt aufzustellen - und darin zu übernachten, nachdem der Hagelsturm sich gelegt hatte und es nur noch regnete...

Ja, ich habe Kilometer gefressen auf der Autobahn, um nach Istanbul zu kommen. Vielleicht doof - vielleicht auch nicht - im Moment stimmig! Denn: Mein ersehntes Visum ist eingetroffen - der Pass unterwegs an mein Backoffice - und von da wird er mir von Familie dann nach Istanbul gebracht - also macht es doch Sinn, wenn ich auch da bin, wenn mein Pass kommt - JUPIDUU - das nächste Land ist gesichert - in Istanbul dann noch weitere Visa jagen und meinen Kleidern einige Drehungen in einer Waschmaschine gönnen - sie haben es sich verdient ...!! - und ich kann mir mein Dorf bauen und gute zwei Wochen rasten und ruhen, die Stadt ansehen und Besucher geniessen!

Mehr dann, sobald ich zeit und WiFi habe - im Moment habe ich nur WiFi - es warten noch einige Kilometer Autobahn auf mich. Das klingt schlimmer als es ist. Auf einen Kilometer haben mich eben 5 LKW und 9 PWs überholt - EASY.

Habe meine Musik im Ohr und strample - mal gegen den Wind, mal gegen den Regen - mehr oder weniger laut aber ganz bestimmt fröhlich und ebenso falsch mit-singend Istanbul entgegen. Noch ca. 135 km. Das Hostel behält mein Bett, auch wenn ich später erst am 2. oder 3. Mai ankomme. 

Coole Leute hier im Osten - es wird improvisiert und weiterhin scheint alles einfach NO PROBLEM. Die LKW- und Autofahrer auf der Autobahn haben eher Freude, einen spinnigen Velofahrer zu sehen und hupen und winken. In der Schweiz wäre ich schon lange verhaftet...

Ja und was es mit der heutigen Schlagzeile alles auf sich hat, erzähle ich dann eben später - nur mal soviel: Auch ein vordergründig langweiliger Tag auf der Autobahn, wo es mir nur um die Kilometer ging (...), birgt viele schöne kleinere und grössere Begegnungen - grad so, wie ich es mir im Vorfeld meiner Reise vorgestellt und gewünscht habe... 

Also, ich muss weiter, sonst wird das nie was mit Istanbul... - und ich muss mich hüten, Euch zu erzählen zu beginnen - sonst bin ich heute Abend noch hier..

Also TSCHÜSS - und bis bald!!

Patrik Kirtap

Do

30

Apr

2015

Park Alani - Meine Seife ist Deine Seife - Onur - Feuerprobe im Hagelsturm - Autobahn - 45 km vor Istanbul... - 2ter Teil...

Hier dürfen offenbar alle auf die Autobahn - inkl. Velo. Fussgänger habe ich gesehen. Velo war ich das einzige. Pferdefuhrwerk und Traktor habe ich nicht gesehen - aber Pferdemist auf dem Pannenstreifen - also muss da auch ein Pferd gewesen sein... Darum erstaunt es offenbar auch niemanden, dass da ein spinniger Velofahrer auf dem Pannenstreifen unterwegs ist. Man winkt mir sogar von der Gegenfahrbahn zu, hupt und hat ein kleines Fest mit mir - ich winke gerne zurück - Hupe habe ich ja keine...

So, da bin ich wieder – hatte letzte Nacht kein WiFi – dafür Hagel und Regen - im Zelt übernachtet. Doch alles der Reihe nach...

Ich schätze mich ja glücklich, dass ich vorgestern Abend ein günstiges 3-Bett-Zimmer gefunden habe, und dieses sogar noch auf der von der Strasse abgewandten Seite lag. Da hatte ich aber noch nicht realisiert, dass die Eisenbahn auf der Seite verläuft, zu der mein Zimmer lag. So hatte ich die ganz Nacht das Gehupe der Loks und den Rangierverkehr. Habe dennoch einigermassen geschlafen und um 08.30 Uhr das erste Frühstück auf türkischem Boden genossen. Verschiedene Käse, Gurken, Tomaten, ein min. 30 Minuten Ei, Brot, Butter, Marmelade – und alles wunderschön angerichtet auf meinem Teller. Und dazu natürlich Chai! So starte ich doch gerne in meinen ersten Tag in der Türkei!!

Seit gestern Abend war ich im Zweifel, welche Route ich nehmen soll – die alte Strasse oder den Versuch wagen, auf der Autobahn zu fahren... Hm – bis Edirne hat es eh nur die eine Strasse und da kann ich dann mal schauen, wie der Verkehr hier in der Türkei so verkehrt... Mein Ziel ist es ja nach wie vor, am 01. Mai 2015 in Instanbul anzukommen. Das hat sich einfach so in meinem Hirn eingebrannt – dazu später mehr...

Tja, es wurde dann knapp 10 Uhr, bis ich endlich losgefahren bin. Nach einigen 100 Meter stoppten mich zwei LKW Fahrer. Zwei Serben. Einer sprach ausgezeichnet Deutsch und wollte wissen Wohin-Woher-Wieso-Wie finanziert... Habe ihnen von meinem Projekt etwas erzählt und dass ich dafür halt in der Schweiz nun mal alles aufgegeben habe – das stiess auf wenig bis kein Verständnis, auch wenn sie mir im positiven Sinn versicherten, ich hätte eine schöne und spannende Route ausgewählt., beide haben die Länder auf meiner Route selber schon befahren!

Sie empfehlen DRINGEND mit dem Velo auf der Autobahn zu fahren. Die alte Strasse sei voller Verkehr – Fernverkehr und dazu komme der lokale Verkehr! Sie erklären, dass sich viel Fernverkehr über die alte Strasse dränge, der Belag schlecht und die Strasse eng sei. Für Velofahrer gefährlich. Der Fernverkehr dränge sich über die alte Strasse, da die Autobahn koste... Hm – was jetzt. Eigentlich habe ich keine Lust, Autobahn zufahren – und doch will ich vorwärts kommen. Ich will am 01.05.2015 in Istanbul eintreffen – das ist, wie bereits erwähnt, einfach so eine fixe Idee – ich weiss...

Die Fernfahrer versichern mir, dass ich auf die Autobahn darf mit dem Velo – und: Ich könne bis Istanbul immer wunderbar auf dem Pannenstreifen fahren, hätte besten Asphalt und keine Schlaglöcher und sei nie in Gefahr!! Und ja, es habe auch Raststätten – solche mit Benzin, die hiessen Services Alani und solche ohne Benzin, die hiessen Park Alani. Nun Benzin brauche ich ja keines...

OK – ich entscheide mich auf dem Weg nach Edirne, die Stadt auf der Autobahn zu umfahren. Ob das ein Fehler war oder nicht, werde ich wohl nie erfahren. Hinter Edirne kommt dann die Zahlstation für die Autobahn. Ein Uniformierter dirigiert die Autos durch und ich befürchte, der lasse mich nicht auf die Autobahn. Er ignoriert mich, als ich anrolle. Ich frage ihn, ob es OK sei, wenn ich mit dem Fahrrad über die Autobahn nach Istanbul wolle. Er meint nur „Go, go, go“ und zeigt in die Richtung, die ich fahren muss. Na dann... Auf die Plätze, fertig, los... Und dann kommt auch schon ein Hinweisschild, welches mich in meinem Vorhaben bekräftigt...

Da rolle ich also auf dem Pannenstreifen flott voran und denke schon, dass ich heute wohl einen ganz langweiligen Tag erleben werde. Es ist auch etwas trostlos auf dem Pannenstreifen, auch wenn ich links und rechts der Autobahn schöne Landschaften an mir vorbeiziehen sehe. Um die Trostlosigkeit etwas zu reduzieren, stöpsle ich mir meine Musik in die Ohren. Das mag jetzt alles kriminell tönen – ist es aber in keiner Weise, weil ich sooo schlechte Musik nun auch wieder nicht höre und es wirklich herzlich wenig Verkehr hat auf der Autobahn. Ich staune. Wo sind all die Lastwagen geblieben – auf der alten Strasse? Wohl schon!! Da haben mir die zwei Fernfahrer wohl wirklich einen guten Ratschlag erteilt.

Die Türkei ist für mich eh ein „Transitland“ auf meiner Reise – ich werde ihr damit in keiner Weise gerecht, ich weiss!! Mein Ziel ist, so schnell wie möglich nach Istanbul zu gelangen in der Hoffnung, mein Pass mit dem ersten Visa komme auch bald dahin und ich könne dann dort möglichst viele der weiteren Visa besorgen. Daher ist mir Istanbul so wichtig. Den Rest des Landes werde ich dann – je nach Verlauf der Visagechichten in Istanbul – mit Velo, Zug und/oder Bus bewältigen müssen. Das habe ich mal so vorgesehen und bin mir sicher, dass ich die Türkei dann später – vielleicht auf meinem Heimweg – genauer bereisen werde.  Das ist nun mal meine Planung – Blogleser mögen das verstehen oder nicht. Diese Entscheid hängt eben auch damit zusammen, dass ich erst Anfang April gestartet bin – um die Türkei selber zu durchfahren und dann den Pamir rechtzeitig zu erreichen, hätte ich eben schon Anfang März gehen müssen. Dieser Monat fehlt mir nun halt – und den muss ich „aufholen“.

 

Ich radle also mit Musik in den Ohren über den Pannenstreifen und beabsichtige bis Lüleburgaz zu fahren. Denn von dort aus sind es keine 150 Km mehr bis nach Istanbul. Am Donnerstag dann nochmals 100 Kilometer und ich habe am Freitag nur noch 50 Kilometer bis Istanbul zzgl. Einfahrt in die Stadt. Das meine Planung.

 

15 Kilometer vor Lüleburgaz kommt nochmals ein Park Alani – also eine Raststätte ohne Benzin. Ich will da nochmals Chai trinken und eine Kleinigkeit essen. Ich komme völlig verschwitzt an und will mir zuerst die Hände waschen und den Kopf unter den Wasserhahn strecken. Bei den Waschbecken steht ein Fernfahrer, der sich grad Rassierschaum ins Gesicht schmiert. Ich greife zum Seifenspender – der ist leer. So wasche ich meine Hände Halt ohne Seife.  Für mich nicht wirklich ein Problem. Der Der Fernfahrer neben mir zaubert aus seinem Kulturbeutel seinen Seifenblock, wäscht ihn sorgfältig unter seinem Wasserhahn und reicht ihn mir rüber! Hallo? Bin grad etwas überrumpelt, dass man seine Seife einem wildfremden Velofahrer offeriert – will aber nicht ablehnen... Meine Seife ist Deine Seife, Kamerad der Landstrasse. Herzallerliebst!

 

Dann zum Restaurant. Da sitzen 5 Männer in Anzügen und beäugen Passpartu. Als sie mich sehen geht die Diskussion über mein Projekt los. Das obligate Woher-Wohin-Wieso. Einer spricht besonders gut Englisch und übersetzt für die andern, er stellt sich mir später als Onur vor. Ich frage, ob sie wüssten, was das Wetter mache. Onur schaut auf seinem Smartphone nach und erklärt, dass es in den nächsten drei Stunden hier regnen werde – nach Mitternacht werde es dann aufhören und am Donnerstag sei es dann wieder OK! Hoppla, dann muss ich nun entweder weiter nach Lüleburgaz oder ich schlage hier das Zelt auf. Ich frage Onur, ob ich hier wohl zelten dürfe. Er meint, wohl eher nicht  - aber er frage mal das Wirtepaar, das leider nur türkisch spricht. Die willigen nach kurzem Austausch ein. Der Wirt deutet mir, ich solle das Zelt aufstellen, wo ich wolle. Die Wirtin interveniert. Sie will, dass ich das Zelt vor einem bestimmten Fenster  der Gaststubeaufstelle – dann hätten sie das im Blick und ich sei sicher. So fürsorglich! Ich plaudere noch einige Zeit mit den Gescäftsleuten und lese die SMS des heutigen Tages – und erfahre, dass ich mein ersehntes erstes Visum bekommen habe, der Pass in der Schweiz unterwegs zu meinem Backoffice sei. Jupidu Das muss ich den Geschäftsleuten grad freudig mitteilen und die freuen sich mit mir!! Dann verabschieden sie sich von mir. Onur drückt mir seine Visitenkarte in die Finger und sagt, wann immer ich in der Trükei Probleme oder Fragen haben sollte, soll ich ihn anrufen. Er ist für einen türkischen Mobilfunkanbieter tätig. Nein! Nicht für einen: Für den BESTEN! Wir prüfen dann grad, ob mein Handy sein Netz erkennt – seither bin ich auf Turkcell eingeloggt J. Er rät mir, in Istanbul eine türkische SIM-Karte zu kaufen, das sei sicher billier als Swisscom – und nun dürft ihr raten, welchen Anbieter er empfiehlt... Onurs Geste freut mich sehr!! Ich bin aber grad so perplex, dass ich völlig vergesse, ihm eine kirtap.ch Visitenkarte zu geben – ich nenne ihm aber meinen Namen und dann gibt es noch ein Winkewinke zum Abschied, als sie mit ihren Autos in Richtung Istanbul abfahren – nicht ohne mir zu sagen, ich soll bei der Einfahrt nach Istanbul die Autos gut im Auge behalten. Die wären sich Velofahrer nämlich nicht gewohnt und könnten mich leicht übersehen. Aber nein, es sei kein Problem mit dem Velo zum Taksimplatz zu kommen! Einfach immer rechts auf der Fahrspur bleiben. Alles klar.

Heute habe ich Onur eine E-Mail geschickt und sofort eine freundliche Antwort erhalten – wiederum mit der Einladung anzurufen, wenn was sei. Danke Onur!!

 

Dann fange ich an Passpartu abzuladen und mein Zelt aufzustellen. Das Zelt steht noch nicht, da fängt es tatsächlich an zu regnen, deutlicch schneller, als Onurs App vorhergesagt hat. Der Wirt eilt mir zur Hilfe, bietet mir sofort eine Zigarette an, die ich leider ablehnen muss...

 

Das Zelt steht, der Regen strömt, Passpartu wird unter dem Vordach des Restaurants geparkt und ich grüble mal meine zivilen Kleider aus den Packtaschen und meine Faltschüssel aus der Küchentasche. Mit dieser will ich mich in der Toilette der Raststätte mit Wasser übergiessen und so „duschen“. Die Toiletten hier haben nämlich jede einen Wasserhahn und einen kleinen Kübel – dafür kein Papier. Dafür nutzt man dann eben die linke Hand und das Wasser – quasi ein analoger Closomat... Und aus diesem Wasserhan will ich mich mit Hilfe meiner Faltschüssel eben „duschen“, das Wasser ist ja sauber!! Der Wirt durchschaut meinen Plan offenbar und deutet mir, ob ich duschen möchte. Ich bestätige und er schliesst mir die Behindertentoilette auf, in welcher nebst viel Gerümpel eine „Dusche“ eingerichtet. Wow!! Und es gibt sogar warmes Wasser. OK, das alles hätte man vor Ewigkeiten vielleicht schon einmal putzen sollen – aber mit Flipflops geht das perfekt – so komme ich völlig unerwartet zu einer wunderbar erfrischenden Dusche! Froh zu sein bedarf es wenig...!

 

Der Regen hat aufeghört, ich kann meine Velokleider trocknen lassen. Nein, die habe ich nicht gewaschen, weil das Lavabo deutlich schmutziger war, als meine Kleider... Ich lasse einfach den heutigen Schweiss trocknen, damit ich morgen Früh nicht in nasse Kleider steigen muss. Die Velokleider sind nach einigen hundert Meter ja so oder so verschwitzt – da kommt es auch nicht darauf an, wenn ich diese ungewaschen anziehe.  So nutze ich die Regenpause, meine Kleider inkl. Duschtuch an die fix installierte Leine zwischen den Bäumen zu hängen.

 

So setze ich mich zu den andere Gästen, trinke Chai, verschicke meine SMS und schreibe von Hand Tagebuch – mein MacBook will ich hier nicht auspacken, das wäre unpassend. Und dann werden wir völlig unerwartet von einem veritablen Hagelsturm heimgesucht – potz heitere! Alle Gäste flüchten ins Restaurant ich kann noch schnell meine Kleider von der Leine nehmen – der Hagel lässt die Wiese zum Teil völlig weiss werden... Mein Zelt erlebt grad die Feuertaufe – zum Glück habe ich es wegen der streunenden Hunde vorher schon zugemacht...  Der Regen lässt nach meinem Abendessen nach. Ich bekomme Fleisch in Sauce serviert – weiss nicht, was es ist. Kein Schweinfleisch, gehe ich mal davon aus – nach den vielen Knochen könnte es Kanninchen sein. Wie auch immer: Es schmeckt. Dazu noch gegrilltes Gemüse, einenChai und eine Cola. Und um 19.40 Lokalzeit bin ich im Zelt und sortiere meine Haushaltung und frage mich, wie Hillebergs dazu kommen, mein Zelt als 2-Personenzelt zu deklarieren. Die haben dabei wohl an zwei Frischverliebte ohne Gepäck gedacht. Es ist schon eng mit meinem Grümpel, den ich vor dem Regen schützen will...

 

So habe ich heute doch noch einen lustigen Tag verbracht – unerwartet. Und ich schlafe zum ersten Mal im Zelt ;-) wurde auch Zeit!! Und das erst noch im Regen. So eine richtige Feuertaufe eben... Vorher tippe ich meine Gedanken zum heutigen Tag aber noch in mein MacBook, damit ich sie beim nächsten WiFi Kontakt dann einfach hochladen kann...

 

Ach ja, ich bezahle für alle Konsumationen etc. schlussendlich 42 Türkische Lira – das sind umgerechnet um die 18 Franken. Mehr als ich erwartet habe – aber immer noch absolut OK – finde ich!!

 

30.05.2015

Es regent die ganze Nacht hindurch – bis etwas 04.00 Uhr. Das stresst mich, weil ich das Zelt nicht nass einpacken möchte und mir nicht vorstellen kann, dass ich es im Guesthouse in Istanbul aufstellen und trocknen lassen kann. Nun, es hilft nichts. Wenn das Zelt nass ist, ist es nass – und ich kann mich überzeugen, die 3.5 Stunden bis 07.30 besser zu schlafen, als mir über das nasse Zelt Gedanken zu machen.

 

Um 07.30 Uhr ziehe ich also meine feuchten Velokleider an – weniger unangenehm als befürchtet und pelle mich aus dem Zelt. Feuchtigkeit liegt in der Luft – was noch nicht nass ist, ist feucht. So packe ich dann halt zusammen. Es fährt ein Mercedescabrio mit D-Kennzeichen vor. Es steigt ein älteres „traditionelles“ türkisches Ehepaar aus. Sie richtet ihr Kopftuch und zieht einige Wolldecken aus dem Auto. Er schlurft  zum Tisch bei der Campingzone des Rastplatzes. Sie legt die Decken auf dem Tisch aus, er legt sich hin, sie deckt ihn zu – wie ein kleines Kind. Dann setzt sie sich neben den Tisch und hält Wache. Ich trau meinen Augen nicht. Er erholt sich offenbar von der langen Fahrt...

 

Ich radle weiter – habe keine nennenswerten Erlebnisse heute. Ausser dass ich froh bin, auf einer Raststätte ein Zimmer gefunden zu haben nach 120 Kilometer. Ich wollte mein Zelt schon an der Böschung der Autobahn aufbauen – habe mir dann aber gesagt: Das kannst Du immer noch tun. Nun fährst Du noch maximal 30 Minuten und schaust, ob es einen Ort zum Übernachten gibt - sonst camptest Du! Wasser und Food habe ich genug dabei - Wasser auch, um mich zu "duschen"  - aus der PET-Flasche - froh zu sein bedarf es wenig... Das Zimmer hier hat den grossen Vorteil, dass ich mein Zelt im Zimmer aufstellen und den Schalfsack ausbreiten konnte. So kann beides gut trockenen – und ich kann es im Guesthouse in Istanbul problemlos in meinem Gepäck verstaut lassen.

 

Ich bin nun 45 Kilometer vor Istanbul – morgen Abend werde ich also in Istanbul ein verspätetes Jubiläumsapéro geniessen. Heute bin ich nämlich vier Wochen unterwegs.

 

Liebe Grüsse in die Welt hinaus

Patrik Kirtap

 

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Fr

01

Mai

2015

Kirtap im Spital...

Video 20 Kilometer vor Istanbul - da war meine kleine Verkehrswelt trotz allem noch in Ordnung...

So, heute Morgen um 09.00 Uhr bin ich also gestartet von meinem Servis Alani aus, um die letzten 50 Kilometer Autobahn abzuspulen. Das ging flott von der Rolle. Eher mehr Verkehr als gestern - aber es rollte sich auf dem Pannenstreifen gut. Je näher ich Istanbul kam, je mehr wurde der Verkehr (werde dann heute Nacht noch ein Videöli hochladen...).

Zunehmend auch Lastwagen, deren Ladung Überbreite hatte und mit Planen zugedeckt/festgezurrt wurde - abenteuerlich...

Ich überlegte, die Autobahn zu verlasen - entschied mich aber, diesen Weg nun fertig zu fahren, auch wenn es laut und staubig war... Die Information von Fernfahrern auf einem Park Alani bekräftigte mich in diesem Entscheid. Sie zeigten alle auf die Autobahn und winkten ab, die Nebenstrasse zu nehmen (vielleicht auch, weil sie nur die Autobahn kennen?!).

Dann erreichte ich das Ende der Autobahn und damit die Zahlstelle. Ich dachte schon, ich sei nun in Istanbul - obwohl klar war, dass das der Stadtrand war...

Auch hier zeigte sich niemand beeindruckt, dass da einer mit dem Velo auf der Autobahn angefahren kommt, bezahlen musste ich auf jeden Fall nicht. Vielmehr kam die obligate Frage nach dem Woher-Wohin. Ich erkundigte mich, ob ich nun auf der Stadtautobahn weiterfahren soll/dürfe bis zum Taksimplatz. Die Uniformierten bestätigten das einhellig und erklärten auf meine Frage, wie viele Kilometer es denn bis zum Taksim wären: two five. Oh potz! Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Two five kann nämlich unmöglich 2.5 Kilometer sein - das müssen 25 Kilometer sein. Hoppla - Istanbul ist tatsächlich

G R O S S ...

S E H R   G O S S ...!!

R I E S I G ...!!!

Ich folge also der 4-5 spurigen Autobahn - immer geradeaus, wie die Uniformierten an der Zahlstelle gesagt habe. Doch was ist hier geradeaus?? Die Stadtautobahn verzweigt sich - von rechts kommen neue Spuren dazu - und ich mitten drin: Links braust der Verkehr auf 5 Spuren an mir vorbei - und von rechts kommen nochmals 3 Spuren. Mir wird schnell klar: So geht das nicht!!! Ich muss die Autobahn verlassen, bevor ich überfahren werde oder einen Nervenzusammenbruch kriege...

Ich erkenne rechts vor mir eine Ausfahrt mit dem Symbol "H" für Spital. Schnell ist mein Plan gemacht:

Cool - bei einem Spital hat es doch auch immer Taxis - und genau ein solches kapere ich mir dort und das soll mich dann zu meinem Hostel fahren - anders packe ich das hier nicht!!

Hm - gemacht ist mein Plan schnell. NUR: Wie komme ich über die drei Spuren, die da von rechts kommen?? Ihr müsst Euch vorstellen, ich steh auf der Sperrfläche - links fünf Spuren Verkehr, auf deren Pannenstreifen ich bis zur Sperrfläche gekommen bin, wo sich dieser dann aufgelöst hat - rechts drei Spuren brausender Verkehr. Vielleicht muss ich hier übernachten?? Ich setze meinen Bambiblick auf und schaue mal verzweifelt in die Richtung der Autos, die von rechts kommen. Und siehe da, gefühlte 1000 Autos später macht sich einer mit der Lichthupe bemerkbar, schaltet seine Warnblinker ein und hält an. Hinter im ein Gehupe! Ich kann die erste Spur überqueren - da muss der Verkehr auch auf der zweiten Spur halten und so bringe ich dann auch die dritte Spur zum Stillstand und kann ganz rechts auf der dritten Spur bis zur Ausfahrt radeln - ich ziehe den Zorn von halb Istanbul auf mich und entsprechend viel Gehupe.... Nicht ganz alltäglich - aber es hat geklappt. Was will ich mehr?!!

Und siehe da: Beim Spital hat es tatsächlich ein Taxistand inkl. Bürohäuschen. Da rolle ich vor, zücke mein Zettelchen mit der Adresse des Hostels und versuche zu erklären, dass ich mit dem Velo im Taxi zu dieser Adresse gebracht werden will. Ich glaube, die haben mein Anliegen sofort verstanden, aber keiner will es in die Tat umsetzen. Hallo - Velo ins Taxi und dann Abfahrt! Sie setzen mich auf die Bank vor dem Bürohäuschen und servieren Tee. OK, ist ja nett - aber ich will eigentlich Taxi fahren.

Einer, den ich als Chef einstufe, erklärt mir auf türkisch, es müsse nun jemand kommen, der übersetzen könne - also so glaube ich ihn zu verstehen.

Also trinke ich Tee und warte ab - im wahrsten Sinne des Wortes: Tee trinken und abwarten. Ich schaue mal eher zufällig auf mein Handy und lese eine SMS meines Vaters, wonach der Taksimplatz wegen 1. Mai Demos weiträumig abgesperrt sei etc. Mein Vater empfiehlt mir, den Taksim weiträumig zu umfahren. Super Idee - nur muss ich ihn ja zuerst finden, den Taksim und dann noch herausfinden, wie man den auf all den Spuren hier umfährt... Wie auch immer. Es geschieht bei den Taxifahrern genau: GAR NICHTS! Doch dann: Plötzliche Hektik. Sie deuten mir, dass sie nun beten gehen. Das Häuschen wird abgesperrt und alle eilen davon - ich sitze auf der Bank und trinke Tee.

Dann kommt der Chef zurück und wundert sich, dass ich noch immer da bin. Erkläre ihm nochmals, dass ich per Taxi zu der Adresse auf meinem Zettel wolle. Er deutet mir, ich solle mitkommen. Dann geht er vorab - direkt ins Spital. Dort fahren wir per Lift ins erste Untergeschoss und werden in der Abteilung Marketing vorstellig. Fensterlose Büros, viel Personal, das gelangweilt vor seinen Handys sitzt und darauf rumspielt. Englisch will hier niemand können. OK - wir gehen einige Türen weiter und landen in der Abteilung International Relations. Da müssen wir doch richtig sein. International Relations geht doch wirklich nur in English... Doch auch hier will niemand Englisch können. Bis schliesslich ein Herr in Anzug und Krawatte sich meiner erbarmt und zu übersetzen versucht. Er spricht nicht wirklich gut Englisch - aber es reicht. Ich erkläre ihm mein Anliegen - er übersetzt. Der Taxichef gibt Antwort und das wird wiederum übersetzt. Der Taksim sei gesperrt, man könne mich nicht zum Hostel bringen. Erkläre, das könne nicht sein, das Hostel habe mir geschrieben, auf Umweg sei das möglich, man soll da anrufen und fragen. Der Taxichef verwirft die Hände und wir zotteln ab.

Ich staune, dass ein Spital überhaupt eine Abteilung International Relations hat - und dort niemand wirklich Englisch spricht... Wie auch immer. Hoffentlich bleibt das meine einzige Spitalerfahrung auf meiner Reise...!!!

Zurück beim Taxistand wird Passpartu in den Kofferraum eins normalen PW-Taxis verladen, obwohl auch Grossraumtaxis vorgefahren sind - doch wie nun den Deckel des Kofferraums schliessen. Der junge Taxifahrer hat keine Idee - ich helfe ihm mit den Gummizügen aus, mit denen ich mein Zelt auf dem Gepäckträger befestige. So fährt er mich dann in Richtung Taksim. Unterwegs will ich das Hostel anrufen - komme nicht durch. Zeige dem Fahrer die Nummer. Er erklärt, eine Ziffer fehle. MIST, da habe ich die lange Nummer doch nicht vollständig aufgeschrieben - ich ärgere mich - schicke meiner Schwester ein SMS - sich googlet die Nummer und schickt mir diese per SMS nach Istanbul. Wie hat man das bloss früher gemacht??

Der Taxifahrer ruft an und lässt sich den Weg erklären - setzt mich dann aber doch bei der Atatürk-Brücke zum Taksimplatz ab. Dort wimmelt es von Polizei. Ich folge den vielen Touristen, die zu Fuss unterwegs sind und ihr Gepäck schleppen, weil keine Taxis fahren und der ÖV steht. Ein massiv übergewichtiger Polizist hält mich auf, will wissen wohin ich gehe - ich zeige ihm das Zettelchen mit der Adresse. Er schnauzt mich an, ich soll das Rad schieben. OK, dann schiebe ich halt... Formale Autorität...

Keine 50 Meter weiter kommen zwei Polizisten auf mich zu und fragen, nach meinem Ausweis. Der eine entschuldigt sich, er würde nur schlecht Englisch sprechen. Aber er fände es cool, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs sei, er sei auch viel mit dem Rad unterwegs. Er erklärt mir sehr hilfreich und ehrlich engagiert die weiteren ca. zwei Kilometer und meint, ich dürfe problemlos fahren. Zum Abschied ein Daumenhandschlag - geht doch!

Es folgen unzählige Polizeikontrollen. Die Jungs stehen in ihren Uniformen da - sie machen ihren Job ok. Aber keiner spricht auch nur noch ein Wort Englisch, Deutsch oder Französisch... Zum Teil wollen sie nicht mal den Versuch wagen, mein Zettelchen mit der Adresse zu lesen - plustern sich aber machoid auf. Das stimmt mich innerlich sehr aggressiv. Aber ich muss ruhig bleiben - sie sind am längeren Hebel.

Die nächste Kontrolle: Da will sich ein junger Polizist grad eine Zigarette anzünden, als er mich anrollen sieht. Er stoppt mich, spielt cool mit seiner Zigarette, bringt sich vor mir in Position und will wissen, wohin ich wolle. Zeige ihm mein Zettelchen. Er prüft es sorgfältig. Und sagt "Go!". Da mache ich den Fehler ihn zu bitten, mir den Weg zu erklären. Das kann der arme Tropf nicht, weil er wohl nicht weiss, wo die Adresse ist und/oder ganz offensichtlich auch nicht genügend Fremdsprache spricht... Er rettet sich in die formale Autorität um sein Gesicht wahren zu können: Er verlangt von mir meinen Pass. Ich zücke die ID im Wissen darum, dass ich ja noch das kleine Zettelchen habe mit dem Einreisestempel. Mal schauen, ob der weiss, dass es das gibt und danach verlangt. Er weiss es offenbar nicht - oder fragt nicht danach - prüft aber wichtig meine ID. Dann will er eine Gepäckkontrolle machen. Ab so viel Schikane werde ich nun innerlich wirklich säuerlich. Keep cool. Meine Antwort: NO PROBLEM - PLEASE! Beginne abzuladen. Da kommen Kollegen von ihm dazu, die tasten meine Taschen ab und entscheiden, dass nichts gefährliches darin sei, ohne einen Blick in die Taschen zu werfen  - ich muss nämlich nicht eine einzige Tasche öffnen. Jungs, wenn ihr wüsstet, wie peinlich ihr wirkt...!

So geht das weiter. Alle 150 Meter eine Kontrolle - niemand, der Englisch, Deutsch oder Französisch spricht oder die Adresse kennen will. So geht das immer weiter!

Ich verzweifle langsam - ein Hotelportier erklärt, ich sei im richtigen Quartier - mehr könne er mir nicht sagen. Immerhin!

Und dann - oh Wunder - bei der nächsten Kontrolle kommt ein zottliger Polizist auf mich zu - ungepflegte Haare, ungepflegter Bart. Der erbarmt sich dann meiner, zückt sein Samrtphone und googlet die Adresse. Und siehe da - durch die nächste Polizeisperre, die zweite Strasse rechts und ich soll da sein. Er sorgt sogar dafür, dass ich die Polizeisperre passieren darf, obwohl das nicht vorgesehen ist und bei anderen Touristen zu Unmut führt, den sie in Diskussionen mit den Polizisten äussern. Ich mache mich aus dem Staub und finde mein Hostel - und bin so froh, angekommen zu sein. Wirklich froh! Danke, Herr Polizist - Sie waren eine rühmenswerte Ausnahme - so wie der zweite Kollege, der mich heute NM kontrolliert hat.

Nun sitze ich also auf de Dachterrasse meines Hostels und geniesse die Sicht über die Altstadt von Istanbul - ein cooler Ort. Chillig - sonnig - in sehr schönem Quartier mit kleinen Gässchen, so richtig Altstadtgroove, wie ich es mir vorgestellt habe!

Hier bleibe ich nun gute 2.5 Wochen oder so, bis ich meine Visageschichten geregelt habe.

Mein Pass kommt am Dienstag aus der Schweiz angeflogen - freue mich auf meinen ersten Besuch...

Liebe Grüsse aus der Millionenmetropole Istanbul - die heute fast ausschliesslich aus Polizisten zu bestehen scheint...

Herzlich

Patrik Kirtap

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Sa

02

Mai

2015

Kirtap in Asien...

Liebe Alle

Heute habe ich das Frühstück im Dachrestaurant meines Guesthouses genossen - wunderbar, so über der Stadt frühstücken zu können. Werde ich morgen Sonntag grad nochmals machen!!

Dann bin ich nach Asien gefahren - also mit der Fähre über den Bosphorus in den Stadtteil Kadkiköy. 

Vom Taksimplatz aus führt eine Fünüküler - also eine Art Standseilbahn - runter zum Hafen, wo die Fähren fahren. Habe mir eine Istanbulcard gekauft und ganz selber am Automaten aufgeladen. Nun kann ich wie die Einheimischen den ÖV benutzen - sofern ich weiss, welchen Bus, welches Tram, welche Fähre ich nehmen muss...

In Kadiköy habe ich mir ein Paar Schuhe gekauft, damit ich nicht immer mit den Mountainbikeschuhen durch die Stadt muss. Ich habe wohl echt gefälschte Nike Schuhe für gute 12 Franken gekauft. Tiefer konnte ich den Händler nicht runter handeln - er hat die Schuhe wieder ins Gestell gestellt, als ich ihn auf 8 Franken drücken wollte - kam auch nicht auf 10 Franken hoch - 12 Franken war Ende der Fahnenstange...

Habe türkischen Kaffee getrunken - kein Cappuccino und doch schnell ein Preishinweis: 5 Türkische Lira - Fr. 2.20 - , in der MiGROS eingekauft - blöd, habe ich meine Cumuluskarte nicht dabei... - und ein wertvolles Telefongespräch geführt. Äusserst wertvoll im emotionalen Sinn (und im preislichen Sinn). Die Swisscom zockt mir doch glatt 2 Franken pro Minute ab, wenn ich angerufen werde. Bei Turkcell - da wo Onur arbeitet - werde ich, sobald beim Pass hier ist, eine SIM-Karte kaufen können, in der für den Pauschalpreis von 25 Franken auch drei Stunden Telefon in die Schweiz inbegriffen sind. Für dieses Geld könnte ich mit Swisscom grad mal 12 Minuten telefonieren - mit Turkcell 180 Minuten - Wahnsinn! Die SIM-Karte bekomme ich aber nur, wenn ich den Pass vorlegen kann. Dauert ja nicht mehr lange.

Dann war ich beim Frisör - war nötig. Nun luge ich frisch geschoren und rasiert aus der noch schmutzigen Wäsche. Die Häärchen an den Ohren wurden mit dem Feuerzeug abgebrannt - die in der Nase mit der entsprechenden Maschine entfernt. Und am Schluss hat er mir noch so richtig den Kopf gewaschen inkl. Gesicht - ich glaubte, der wolle mich ertränken. 

Tja, und dann habe ich mich durch den Stadtteil Beyoglu treiben lassen, wo es mir insbesondere die Strasse/das Quartier mit den Antiquitätenläden angetan hat. Nicht wegen der Antiquitäten - einfach weil es da so schön ist. Hier konnte ich die Zeit mit und für mich gut geniessen. Fotos folgen dann am Sonntag oder Montag

Ja und dann war dieser Nachmittag schon wieder um - nun sitze ich beim Schlummerbecher auf dem Dach des Guesthouses - und schreibe noch einige Karten - ...

Seid herzlich gegrüsst aus Istanbul - der Stadt, die für mich auf meiner Reise ein so grosses, wichtiges und magisches Ziel war - und meine Erwartungen bisher absolut erfüllt - mich heute Morgen am Hafen zu Tränen gerührt hat, als ich an dem Ort war, wo ich immer hin wollte und es bisher nur aus TV und dem James Bond Film kannte - und nun da bin. Auf meiner Veloweltreise. Magisch! Emotional! UNBESCHREIBLICH!!

Liebe Grüsse

Patrik Kirtap

So

03

Mai

2015

Ein Bus wird kommen und mich dahin bringen, wo mein Visum wartet...

Liebe Alle

Ich sitze mit dem Manager meines Hostels im Dachrestaurant, hatte ne schöne, wenn auch holprige Skypesession und bin eben zu einer Kästeplatte eingeladen worden - es geht mir also gut!!

Heute habe ich mir vorgenommen zu rekognoszieren, wir ich das Konsulat von Usbekistan finde, damit ich dann sofort mit meinem Pass vorsprechen kann, sobald der Pass nächste Woche in Istanbul eintrifft. Es galt auch die aktuellen Öffnungszeiten ausfindig zu machen.

Also habe ich mich schlau gemacht, wie ich dahin komme. Von anderen Reisenden wusste ich, dass ein Bus dahin fährt. Genau! An der Rezeption meines Hostels wurde mir erklärt:

Mit dem Füniküler vom Taksim nach Kabatas - das ist dort, wo die Fähren nach Asien rüber fahren. Und dann mit Bus 22 bis nach Istinye fahren. Tönt doch machbar!!

Also zu Fuss zum Füniküler, runter nach Kabatas - dort finde ich auch problemlos das Perron für meinen Bus. Fahrplan hängt keiner aus. Also einmal mehr: Aufs Bänkli sitzen und WARTEN - ein Bus wird kommen... Und nach 15-20 Minuten kommt der Bus auch. Ich zeige dem Fahrer die Adresse des Konsulates - er nickt und bestätigt, dass ich im richtigen Bus bin. OK. Ich bitte ihn, mir zu sagen, wann ich aussteigen soll. Daran hat er dann offensichtlich weniger Interesse... Wie auch immer - ich weiss, dass die Fahrt länger dauern wird. Dass die Fahrt dann aber geschlagene 90 Minuten dauert - in Worten: NEUNZIG!! - , habe ich nicht erwartet!! Wie auch immer. Wir kommen an in Istinye - gegenüber der Bushaltestelle hat es ein MMM MiGROS! Und jetzt? Ich spreche Passanten an und zeige die Adresse - die Frau fragt, ob ich Deutsch spreche - da schau her. Sie auch. Sie übersetzt für mich. Also: Es geht hier noch ca. drei Kilometer den steilen Hügel hoch - und dann am Ende der Strasse sei das Konsulat. He - und das im Regen. Ich erwische ein Taxi. Dieses führt mich den Hügel hoch - ich fotografiere das Schild mit den Öffnungszeiten, das ich nicht verstehe - nur interpretieren kann - und lasse mich wieder zur Bushaltestelle bringen. Der Taxifahrer versteht nicht wirklich, was das soll - aber er fährt. Gut so. 

Dann kommt der Bus zurück in die Stadt - der gleiche Chauffeur - er hat bei der Endstation wohl einfach gekehrt und fährt nun zurück. Keine Angst, ich weiss nun wo aussteigen - nämlich in Kabatas - ich muss nicht mehr gehütet werden...!! Der Chauffeur telefoniert auf dem Rückweg durchgehend mit einem seiner beiden Handys. He ja, was soll man sonst machen hinter dem Steuer eines voll bestetzen Bus, der im Stau steht?? Kurz vor Kabatas kann ich anderen Fahrgästen sogar noch helfen und ihnen sagen, dass wir noch nicht da sein. Drei Frauen aus Saudiarabien und ein Mann aus Pakistan - und ich aus der Schweiz. International...

So habe ich drei Stunden im Bus und 10 Minuten mit der Suche des Konsulates zugebracht. Da war mein Nachmittag also auch gelaufen. Schliesslich musste ich noch Kaffee trinken. Was mir in Istanbul - oder im Osten allgemein - sehr gut gefällt, dass hier viele Männer gemeinsam Kaffee trinken. In der Schweiz sind Kaffee trinkende Männerrunden doch eher selten...

Im Hostel lasse ich mir das Schild mit den Öffnungszeiten übersetzen. Das Konsulat hat am Montag, Mittwoch und Freitag jeweils von 10 - 12 Uhr offen. Willst Du gelten, mach Dich selten. Somit setze ich mich am Mittwoch ganz früh wieder in den Bus - man muss deutlich vor 10 Uhr da sein, da sich vor dem Konsulat - trotz seiner abgeschiedenen Lage - Schlagen bilden sollen...

Morgen muss ich den Onlinevisumsantrag ausfüllen und Passfotos machen lassen - habe mich ja nicht umsonst gestern beim Kuaför aufhübschen lassen... 

Ja und dann muss ich noch herausfinden, wo sich das Konsulat von Turkmenistan befindet und dieses auch mal rekognoszieren. Aber für das Visum von Turkmenistan brauche ich zuerst das Visum von Usbekistan im Pass... Internationale Administration...

Ansonsten geht es mir nach wie vor gut. Mein Besuch fragt mich, was man mir mitbringen könne - ich weiss es nicht. Ich habe alles, was ich brauche - und alles hat in fünf Taschen platz. Da kommt mir meine ehemalige Arbeitskollegin Alice in den Sinn, die mir mal sagte: Alles, was Du für Dein Leben BRAUCHST, hat in einem Koffer platz. Recht hatte sie!

ich versuche noch, Euch einige Fotos hochzuladen von Istanbul...!! Ach ja: Es geht immer ein ganz kleines Bisschen besser mit der Geduld, dem Aushalten der Wartezeiten - und dem Vertrauen, dass sich die Lösung schon ergeben wird, der Bus schon kommen wird, das Taxi mich schon noch in die Stadt bringen wird inkl. Passpartu, die Hotelcrew schon noch einen Velomech ausfindig machen wird, ich die Visa schon bekommen werde - Geduld, Zuversicht - bisher weniger meine Stärken - nun ein MUSS... Ich merke: Bin auch in meinem Aller noch lernfähig...

Geduld brauche ich auch grad mit dem WiFi, welches die Bilder nicht hochladen will... GRR.... Ich versuche mein Glück weiter...

Herzliche Grüsse

Patrik Kirtap

 

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Mo

04

Mai

2015

Fotos...

Hier einige Impressionen aus Istanbul - das WiFi ächzt und stöhnt, die vielen Bilder hochzuladen...

Galerie 1

Galerie 2

Kuriositäten...

Mo

04

Mai

2015

Organisatorisches, Velomech, Emotionen...

In Istanbul bin ich ja mit verschiedenen administrativen Dingen beschäftigt - insbesondere Visageschichten. Dazu war ich heute also beim Fotografen, der Passfotos gemacht hat, die - so hat er mir bekräftigt - für meine Visaanträge die richtigen sein sollen...

Mal schauen.

Dann habe ich den Veloladen gesucht und besucht, welcher mir die Rezeption meines Hostels gegooglet hat. Das hat auch seine Zeit gedauert, bis der Bus gekommen ist, bis ich da war, bis ich den Laden gefunden hatte. Als "Adresse" hatte ich das Quartier und dass der Laden ca. 300 Meter vom Toyota Plaza entfernt sei. Mit dem Zettelchen der Reception ging ich also Schritt für Schritt vor, so wie sie es mir aufgeschrieben haben und wurde fündig. Der Veloladen sieht perfekt aus - sie haben Shimanoteile im Sortiment - sprechen aber nicht ein Wort Deutsch oder Englisch. Habe ihnen aber klarmachen können, dass ich morgen Vormittag mein Velo bringe für Service/Inspektion. Heute Abend hat die eine Mitarbeiterin der Rezeption mit mir dann eine Liste erfasst, was man an Passpartu alles machen muss - ich habe ihr das in meinem Englisch erklärt und am Velo gezeigt - und sie hat es auf Türkisch notiert. Morgen ruft sie dann an, dass ich komme und eine Liste hätte, und man mit mir den Preis vereinbaren müsse. Funktioniert sicher perfekt!

Auf dem Rückweg vom Veloladen habe ich den Bus bis zur Galatabrücke genommen und bin da noch etwas durchs Quartier gestreift.

Am Nachmittag ging ich dann mit einem weiteren Zettel der Rezeption ausgerüstet auf die Suche nach einer Busfirma, welche Passpartu und mich mindestens bis nach Ankara transportiert. Bei er ersten Firma hiess es: KEINE Velos! Bei der zweiten hiess es, das Vorderrad müsse raus (ok, damit kann ich mehr weniger als mehr leben) - zumal die mich mit einem Minibus vom Taksimplatz direkt zum Busbahnhof fahren würden, was ich doch sehr zu schätzen weiss, in dieser G R O S S S E N  Stadt. Die dritte Firma nimmt Velos problemlos mit, sagte der Typ am Schalter, machte aber einen wenig überzeugenden Eindruck - und ich müsste selber zum Busbahnhof. Daher habe ich mich mal für die zweite Firma mit Ausbau des Vorderrades entschieden - aber noch kein Ticket gekauft, weil ich nicht weiss, wann ich meine Visageschichten hier erledigt habe. Von Ankara aus bis zur Grenze zum Iran wären es dann noch ca. 1300 km - in 12 Tagen - da müsste ich jeden Tag mindestens 110 km machen - anspruchsvoll. Allenfalls fände ich von Ankara aus noch eine Busgesellschaft - aber zum Grenzort habe es immer viel Gepäck im Bus, so die Ticketverkäufer hier. Daher sei das Velo eben ein Problem. Hm - so hoffe ich, dass sich die Visageschichten möglichst bald erledigen und ich die Weiterreise antreten kann. Es gibt viel zu tun, so eine Veloreise - nicht nur auf dem Velo.

Tja und dann hatte ich in Istanbul auch mal wieder Zeit - Zeit für mich. Ich geniesse es, nicht jeden Morgen weiterfahren zu müssen, nicht jeden Morgen packen zu müssen - dafür muss ich aufpassen, dass ich mich nicht in meinem Heimweh verliere, welches mich in Wellen von zunehmend grösserem Abstand nach wie vor immer mal wieder überkommt... Unter dem Stich bin aber nach wie vor gut unterwegs - und die Dinge regeln sich - Stück für Stück - und irgendwie werde ich auch an die Ostgrenze der Türkei kommen - rechtzeitig zum Start meines Visums für den Iran. Irgendwie...

So grüsse ich Euch nach wie vor fröhlich aus Istanbul - einer Stadt, die wirklich so faszinierend ist, wie man es sich erzählt...

Herzlich

Patrik

 

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Mi

06

Mai

2015

Istanbul mit meinem Vater...

Heute den Morgen mit Visaantrag verbracht - und den Nachmittag mit meinem Vater in der Stadt verschiedene Sehenswürdigkeiten besucht. Spannend und schön, so ein Vater-Sohn-Tag in Istanbul!!

Mehr gibt es im Moment nicht für die Öffentlichkeit zu berichten.

Ich grüsse aus dem sonnigen und warmen Istanbul herzlich!

Patrik Kirtap

Fr

08

Mai

2015

Kirtap, der Tourist...

Merhaba aus Istanbul

So, mein Pass ist ja deponiert beim dritten Land, für welches ich ein Visum brauche. Das Visa des dritten Landes brauche ich, damit ich das Visa des zweiten Landes bekomme. Werde nächste Woche versuchen, das Visa für das vierte Land in Gang zu bringen. Ihr seht: Alles hat seine Ordnung, alles hat seine Logik - fast wie Mathematik, die ich auch nie wirklich begriffen habe - die mich aber  immer ausserordentlich faszinierte... 

Gestern war ich als Tourist in der Stadt unterwegs - in Begleitung meines Vaters. Das war eine sehr schöne Zeit, die noch bis Sonntag andauert. Gestern Abend hat hier ein veritables Gewitter getobt, dass in unserem Quartier viele Gassen stromlos machte - in den Restaurants wurde dann bei Kerzenlicht gegessen - einzelne kleine Generatoren produzierten Strom für einzelne Restaurants und belebten die sonst menschenleeren Strassen wenigstens mit ihrem Knattern und ihren Abgasen... - in meinem Hostel ging der Strom an und aus - offenbar hat die Notstromgruppe hart arbeiten müssen...

Es geht mir nach wie vor gut - auch wenn Sightseeing müde macht - fast müder als mit Passpartu auf der Autobahn Kilometer abzugrasen. Ach ja: Der Velomech hat angerufen, Passpartu sei fertig - könne ihn abholen >:-)). Das mache ich dann nächste Woche - heute regnet es mir zu sehr - und Passpartu soll ja nicht gleich nach der Wellnessbehandlung von 0 auf 100 bei Regen dem Verkehr der 17-Millionen-Metropole ausgeliefert sein - da wäre der Schock für ihn sicher zu grosse - gut schaue ich so gut zu Passpartu, dann muss auch ich nicht durch den Regen pedalen... >;-))

Sonst habe ich nichts zu berichten - ausser dass ich mich sehr freue, dass heute Abend auch noch meine Schwester in Istanbul ankommt. So haben wir dann ein Klein-Familien-Wochenende, bevor ich in Zentralasien unterwegs bin, wo ich nur erschwert besuchbar (Visa...) bin und wohl auch nur erschwert erreichbar sein dürfte - ich bin gespannt, wie das mit Handy und WiFi in den kommenden Ländern funktioniert...

Herzlich in die Welt hinaus aus dem immer noch sehr regnerischen Istanbul... Habe Euch noch Fötelis geladen...

Patrik Kirtap

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Fr

08

Mai

2015

Stadtrundfahrten...

Liebe Alle

Papi und ich haben heute Morgen im Regen die Stadt mit dem Tram und der U-Bahn unsicher gemacht - und am Nachmittag die Hopp-On - Hopp-Off Tour gemacht. Morgen werden wir die nochmals mit meiner Schwester machen, da sie mit ihrem gebrochenen Fuss noch immer "gehbehindert" - Morgen soll auch das Wetter wieder viel besser sein...

Die Tage hier sind Dank System PKZ (Papa Kann Zahlen) trotz "teurem" Hostel-Zimmer doch einigermassen im Budget... >:-)))

Habe Euch nochmals einige Fötelis von unserem heutigen Tag raufgeladen...

Und ja: Es sind zwei CH-Velofahrer in der Anfahrt auf Istanbul - wir werden uns wahrscheinlich treffen und haben uns sicher viel zu erzählen... Sie waren mal vor mir - nun ich vor ihnen - nun bald beide in Istanbul - Visa-Hunting...

Liebe Grüsse

Patrik - Kirtap

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So

10

Mai

2015

Istanbul im Schongang...

Liebe Alle

Mit Papi hatte ich sehr aktive Tage in Istanbul - wir waren viel unterwegs - auch bei Regenwetter am Freitag.

Freitagnacht ist meine Schwester in Istanbul eingetroffen. Papi und ich haben Sie am Flughafen abgeholt - und sind dann einen kräftigen Gin-Tonic und eine kurze Nacht später am Samstag gemeinsam zur Stadtbesichtigung aufgebrochen. Da sie immer noch an den Folgen eines Unfalls leidet und schlecht zu Fuss ist, haben wir Istanbul im Schongang besucht. Per Taxi und Hopp-On Hopp-Off Bus, den wir aber nur bei der Blauen Moschee verlassen haben. Wir hatten so einen einen schönen gemeinsamen Tag und konnten Bein und Fuss meiner Schwester schonen, die am Montag ja wieder zur Arbeit will... Abendessen in einem kleine, feinen Grillhouse gleich um die Ecke von meinem Hostel. Wir hatten keine Chance uns gegen den Kellner durchzusetzen - die acht Vorspeisenplatten standen sofort auf dem Tisch - und er erklärte auch, was wir zu essen hätten - ein Lamm-Kebab DIE Spezialität des Hauses - wir haben seine Dominanz nicht geschätzt aber auch nicht bereut. Das Essen war herrlich fein - und wir die einzigen Touris im Lokal >:-))!

Heute dann wieder einmal ein Abschied - ja es war sehr schön, Papi und meine Schwester für einige Tage in Istanbul zu haben, mit ihnen gemeinsam in der Stadt unterwegs zu sein, mit ihnen auf der Dachterrasse meines Hostels zusammen mit anderen Reisenden einen Drink geniessen und ihnen zu zeigen, dass ich gut aufgehoben bin und es mir (abgesehen von Heimwehattacken und Visumsjagdbauchweh) gut geht...

Morgen besuche ich das Konsulat meines vierten Landes, für welches ich ein Visa brauche. Internet gibt es verschiedene Informationen, was es für ein Visa braucht  - so gehe ich halt mal fragen und hoffe, ich könne den Antrag grad sofort einreichen - wie Hoffnung stirbt zuletzt...

Ansonsten gibt es nichts Neues zu berichten. Über mein Visa-Hunting berichte ich dann ausführlicher, wenn ich alles in der Tasche bzw. im Pass habe...

Liebe Grüsse aus dem sonnigen Istanbul, wo ich bei einem Apero auf der Dachterrasse meines Hostels abhänge, meinen Blog füttere und Karten schreibe - und bin - und mich sortiere - und plane - und ...

Ach ja: Bald sollten ja zwei andere Veloschweizer hier eintreffen - bin gespannt, ob/wann die sich bei mir melden >:-))!!

Unten noch einige neue Fotos bzw. Fotos bei schönem Wetter von Sujets, die ihr schon bei schlechtem Wetter gesehen habt...

Patrik Kirtap


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Di

12

Mai

2015

Ausgesperrt - Blumen aus Thun - Eingesperrt - Erleichtert...

v.l.n.r: Tömu, Kirtap, David, Flurina, Marianne
v.l.n.r: Tömu, Kirtap, David, Flurina, Marianne

Fünf Berner per Velo unterwegs nach Osten treffen sich in Istanbul zum Nachtessen - hätten wir es geplant, wir hätten es wohl selbst mit einer im Zivilleben so üblichen Doodleumfrage nicht geschafft... Darum sollte man vielleicht einfach weniger planen und einfach mehr handeln? Hm - für mich wohl noch ein langer Weg, ein sehr langer Weg...


Ja und die Blumen aus Thun sind dann noch ne andere Geschichte... Unglaublich schön, was sich so spontan unterwegs ergeben kann - ob wir fünf uns auf unserer weiteren Route nochmals treffen??

Wir werden sehen - es ergibt sich vieles, so fliessend - ich finde langsam aber sicher den Modus und das Vertrauen in mich und "das Übergeordnete", dieses auch geschehen zu  lassen - und das ist gut so...!!

Mehr dazu im heutigen Blogeintrag, der gleich mehrere Tage zusammenfasst oder es wenigstens versucht - weil alles irgendwie mit allem verwoben ist...

 

Merhaba aus Istanbul - da bin ich mal wieder!

Die letzten zwei Tage habe ich wieder einiges erlebt - versuche das für Euch mal nachvollziehbar aufzuschreiben...

Also - angefangen hat es vorgestern Abend, als ich ein E-Mail von zwei CH-Velofahrern aus Belp erhalten habe, die Istanbul heute Morgen Richtung Osten verlassen haben und mich gestern Nachmittag noch zum Kaffe treffen wollten (für meine nicht ortskundigen Leser: Belp liegt unweit von Bern, gell Rene!). Cool - da habe ich sofort zugesagt, ohne zu wissen, wer sie sind bzw. ihren Blog zu kennen - und hoffte natürlich auch, mehr über das Visa-Hunting zu erfahren...

Gestern Morgen bin ich dann früh aufgestanden, damit ich rechtzeitig vor dem Konsulat meines vierten Landes stehen kann, für welches ich ein Visum brauche.

Gemäss Internet haben die von 08.00 bis 17.00 Uhr geöffnet - schon fast suspekt, eine so hohe Dienstleistungsmentalität...

Das Konsulat liegt wiederum recht weit von der Innenstadt entfernt in einem Aussenquartier - aber in anderer Richtung als das Konsulat des dritten Landes. So lerne ich die Stadt kennen.

Der einfachste (und damit halt auch teuerste Weg) dahin führt mich mit dem Flughafenbus in ca. 40  Minuten durch den Morgenverkehr zum Flughafen und von dort mit dem Taxi ca. 10 Minuten zurück in Richtung Stadt.

Der Taxifahrer muss 2x fragen, bis er mich vor dem Konsulat aussteigen lassen kann. Das Wächterhäuschen auf dem Innenhof des Konsulat ist leer. Das Gittertor abgeschlossen. Dabei ist doch schon 08.30 Uhr. Ich klingle. Es rührt sich nix. Ich klinge nochmals - es rührt sich wiederum nix! OK - dann gehe ich mal abwarten und Kaffe trinken - komme nach 09.00 Uhr nochmals. 

Der ältere Wirt im Kaffe ist erstaunt, dass sich ein Tourist zu ihm verirrt und spricht mich in bestem Französisch an, nachdem ich erklärt habe, ich käme aus der Schweiz. Ja, Französisch habe er in jungen Jahren gelernt - damals, als er acht Jahre lang bei seiner Freundin in Paris gelebt habe - seinem verträumten Gesichtsausdruck entnehme ich auch Wehmut -  das müssen wirklich sehr glückliche Jahre gewesen sein, damals in Paris - Jahre, an die er sich sehr gerne erinnert. Dann will er mich über mein Privatleben ausfragen - muss ihm eher sehr deutlich klar machen, dass ich ihn daran nicht teilhaben lassen will... 

So zottle ich dann wieder los und siehe da: Im Hof des Konsulats ist tatsächlich ein Wächter aufgetaucht.  Der erklärt mir sehr freundlich und geduldig und in recht gutem Englisch:

Das Konsulat ist am Montag doch geschlossen!

JA KLAR - das Konsulat ist am Montag doch geschlossen - wie konnte ich das nur vergessen??? Schliesslich ist weder hier am Tor noch am Gebäude noch im Internet ein Hinweis darauf zu finden.

DAS WEISS MAN DOCH EINFACH - das ist doch Allgemeinwissen...!!

Ich staune über mich, dass ich mich nicht ärgere, dass ich hier nun ausgesperrt vor dem Konsulat stehe - wie bestellt und nicht abgeholt - und dafür noch Geld im Umfang von 2 einfachen Nachtessen für die Hin- und Rückreise investiert habe - es ist, wie es ist - Organisation hat in den verschiedenen Ländern eben verschiedene Facetten...

Der Wächter erklärt mir, ich soll am Dienstag nochmals kommen - nein, es sei nicht schwierig das Visum zu bekommen - und es habe nie viele Leute - und meistens seien die auch schnell wieder weg mit dem Visa - daraus schliesst er offenbar, dass es einfach sei, das Visum zu bekommen... Er arbeite am Dienstag nicht, aber er informiere seinen Kollegen, dass ich komme - der helfe mir dann...

Wir tauschen unsere Vornamen aus verabschieden uns mit Handschlag durch den Gitterzaun...

Ich schnappe mir das nächste Taxi, lasse mich zum Flughafen fahren, erwische den letzten Platz im startbereiten Flughafenbus für den Rückweg und bin rasch in der Stadt zurück.

Dann quer über den Taksimplaz zum Stadtbus nach Ortaköy, wo ich Passpartu beim Velomech abholen muss und ca. 40 Minuten später auch ankomme. Die haben nämlich schon 2x im Hostel angerufen, sie hätten nicht genug Platz um Passpartu noch länger zu hüten. Bevor sie Passpartu verkaufen oder gar aussetzen, will ich ihn nun doch abholen!! Im Velogeschäft angekommen erkennt man mich sofort und kettet Passpartu im Hinterhof frei - es sieht alles tiptop aus. Die ersetzten Teile hängen als "Beweis" in einer Plastiktüte an Passpartus Lenker. Doch dann - ja als es ums zahlen geht - dann wird es kompliziert - wirklich kompliziert - verständigen können wir uns ja nicht. Aber: Vom Personal weiss keiner, was der Service kosten soll. Es braucht drei Telefonate bis klar ist, dass alles zusammen inkl. neuer Shimanokette (echt Shimano oder echt imitiert?) 180 Türkische Liren kosten soll - rund 65 Franken. Während das Personal diskutiert, gestikuliert und telefoniert niete ich mir ein Stück de alten Kette ab - Ersatzglieder, falls an der neuen Kette etwas reissen sollte... Preislich ist das OK - finde ich. Die Mechaniker fragen ob in Istanbul meine Tour fertig sei - ich zähle ihnen die Länder auf, welche noch kommen sollen - und sie staunen nicht schlecht - ja Jungs, ich staune auch immer wieder über mich selber und meine Route...

Wenig später sause ich mit Passpartu durch den erstaunlich dichten Mittagsverkehr zurück in die Stadt, schlängle mich flink, frech und freudig durch den zähfliessenden Verkehr, an der Baustelle des Fussballstadions vorbei, hoch zum Taksimplatz, stelle Passpartu im Hostel an seinem Plätzchen unter der Treppe in der Lobby ab (die Lobby wirkt grad extrem viel stylischer, seit Passpartu wieder da ist), tippe auf der Dachterrasse noch eine mir wichtige E-Mail und mache mich dann auf zum Treffen mit den zwei Vetofahrern aus Belp.

Sie haben sich ein cooles Café am Taksimplatz ausgewählt - erkennen mich sofort - winken - ein wirklich cooles Päärchen, die Marianne und der Tömu! Sie sind vor mir gestartet und verlassen Istanbul morgen Vormittag wieder (also heute Morgen) - Marianne wartet noch sehnlichst auf ein Päckli aus der Schweiz, welches einfach nicht ankommen will - ob es heute Morgen noch eingetroffen ist - ich wünsche es Dir so sehr, liebe Marianne...!!!

Wir tauschen uns über unsere bisherige und die geplante Route aus, erzählen aus unseren Leben, über unsere Motivation für diese Reise - und dann, ja dann geht bei mir ein Licht auf:

Ich habe in den letzten Jahren immer mal wieder aus einem Blumengeschäft in Thun Blumen geschenkt bekommen - immer schöne Sträusse, speziell gebunden, spezielle Blumen - den letzten Strauss habe ich an meinem letzten Arbeitstag Ende März 2015 erhalten mit dem Hinweis, im speziellen Blumengeschäft habe es Besitzerwechsel gegeben, weil eine der ehemaligen Besitzerinnen mit ihrem Partner auf eine Vetoweltreise gestartet sei - damals hatte ich aber weder Lust noch Laune noch Zeit herauszufinden, wer das sein könnte, ob sie einen Blog hat etc. Zu sehr war ich damals mit Abschied, Wohnungsräumung und meiner eigenen Reise beschäftigt. Und nun?! Ja nun sitzt genau diese Floristin aus genau diesem Blumengeschäft mir in Istanbul im Espressolab gegenüber - wie klein die Welt doch ist... 

Übrigens: Eine Knospe dieses letzten Blumenstrauss habe ich in meine Seelenbox dabei. In der Seelenbox habe ich kleine Andenken, Glücksbringer, Abschiesgeschenkli an/von meinen Liebsten dabei. Wenn es mir nicht so gut geht, mich das Heimweh plagt, kann ich darin nuschen - nützt...!! Diesen Tipp habe ich vom "Nepalthesi" bekommen. Von ihr und Ka habe ich auch noch je ein kleines Päckli mit dabei in der Seelenbox, welches ich noch nicht ausgepackt habe - das spare ich mir mit anderen Dingen in der Seelenbox auf für wirklich ganz einsame, wirklich sehr schwierige Zeiten - sozusagen: Notfallmedizin - homöopathisches Temesta... >:-)) - wer weiss, vielleicht bringe ich die beiden Päckli vom Nepalthesi und von Ka auch ungeöffnet heim, weil es nie soooo schlimme Zeiten gegeben hat?? Wir werden sehen...

Ja wir drei plaudern, essen SUPERLECKEREN Cheesecake (erinnert mich an den Tingelkringel in der Mittelstrasse in Bern...) - vielen Dank nochmals Marianne und Tömu für die Einladung!!

Die beiden haben sich bereits alle Visa in der Schweiz beschafft - und sind nun halt an die Fristen ihrer frühzeitigen Planung gebunden - ich beneide die beiden grad etwas um die vielen Kleber in ihrem Pass - mir fehlte dazu vor meiner kurzfristig entschiedenen Abreise die Zeit, nach dem Entscheid zu meinem Reisestart und irgendwie auch die Energie, mich um diesen "Kram" auch  noch zu kümmern, nebst Abschluss im Job und Wohnungsauflösung etc.. So jage ich die Visa halt hier - und bin dann auch an (m)einen Zeitplan gebunden... Habe dafür auch die Erfahrung mit dem jeweiligen Konsulat selber, was ich aktuell grad sehr stimmig finde - auch wenn ich auf einen Kleber 1.5 Wochen warten muss und mich das sehr blockiert hier in Istanbul... Das gehört halt auch dazu...

Die Zeit mit Marianne und Tömu läuft, verfliegt und ich frage die beiden, ob sie nicht auch zum Nachtessen mit Flurina und David mitkommen möchten, mit denen ich mich verabredet habe  - aber klar doch!!

Flurina und David sind ebenfalls vor mir gestartet und via Griechenland in Istanbul angekommen - wo sie nun auch auf Visajagd müssen - wir haben uns im Veloflickkurs bei Veloplus in Ostermundigen getroffen und nur sehr kurz austauschen können und von unterwegs dann ein, zwei E-Mails - nun eben Istanbul... Ich habe ihnen noch verraten können, wie es beim Konsulat des dritten Landes so abgelaufen ist, als ich mit Papi da war...

Wir fünf Velöler verbringen einen sehr schönen Abend, bei leckerem Essen und einer Küchenbesichtigung im Keller :-)) - ihr müsst Euch das mal vorstellen:

Fünf Schweizer aus Bern mit dem Velo unterwegs nach Osten treffen sich in Istanbul - hätten wir das geplant, wir hätten das wohl selbst mit einer Doodleumfrage niemals geschafft...

So unterschiedliche Persönlichkeiten wir sind (ich könnte mindestens von zweien am Tisch der Vater sein...) - so verbunden sind wir durch unser Projekt - ein Abend mit "Fremden" - ein Abend "unter Freunden"... Echt cool - echt schön!! DANKE!!

Übrigens Flurina und David sind auch angerannt beim Konsulat gestern Nachmittag - und der Wächter hat ihnen gesagt, es sei schon ein Schweizer dagewesen - sie waren sich sicher: Das war der Patrik - und so war es ja auch...!

Heute Morgen dann wieder früh raus, via Flughafen zum Konsulat - heute konnte ICH dem Taxifahrer den Weg weisen - natürlich ist es um 08.00 Uhr noch nicht offen, auch wenn im Internet steht...

Dafür ist ein Wächter da - er spricht kaum Englisch - erklärt aber, dass es ungefähr um 09.00 Uhr öffne. Also gehe ich wieder beim "Franzosen" vorbei, trinke einen Kaffe und warte ab. Kurz nach 09.00 Uhr stehe ich wieder vor dem Gittertor - niemand da - ich habe "ungefähr" wohl nicht so gut getroffen.... Setze mich auf das Mäucherchen und warte ab, wie ich das bisher oft so erfolgreich getan habe... Da kommt ein junger Herr und fragt "Visa?". Ja genau, antworte ich und bin froh, schliesst er das Tor auf. Er trägt Kittel und dunkle Hosen - sicher ein Angestellter. Er erklärt mir jedoch - und das mit äusserst ernstem Gesichtsausdruck... - , er sei hier die Security - die Polizei - im Fall!!

Er bittet mich in den Hof des Konsulats - stellt mir am Schatten einen Schemmel hin und deutet mir, ich soll Platz nehmen. OK - so bin ich wenigstens schon mal auf dem Areal - und das als Erster!! Dann will er wissen woher ich komme - mein Pass hilft ihm nicht weiter, er kann nicht übersetzen, was da drauf steht. Auf seinem Smartphone googlen wir die Schweiz - er freut sich und meint, das sei ein gutes Land. Er sei Türke und hier im Konsulat für die Sicherheit zuständig - im Fall! - Diskret hebt er seinen Kittel an und zeigt mir seine Pistole - ich zeige mich tief beeindruckt, was ihn freut und in seiner wichtigen Aufgabe bestimmt stützt - und in seinem Ego wohl auch. Schade, können wir nicht mehr plaudern...

Er verschwindet kurz und kommt in Uniform zurück, trägt die Waffe nun sichtbar - im Hosenbund eingesteckt - ohne Kittel. 

Dann beginnt er mit dem Gartenschlauch seinen Wasserkocher , sein Teeglas und seinen Teekrug zu waschen - auf dem Mäuerchen, welches unter  dem Zaun verläuft - sehr sorgfältig, sehr geübt. Das macht er nicht zum ersten Mal. Ich sitze da, schaue ihm zu - fühle mich nicht unwohl. 

Als er mit dem Abwasch fertig ist deutet er mir, ich solle auf meinem Schemmel sitzen bleiben, verlässt das Gelände und schliesst das Gartentor ab. Hallo? Gestern war ich hier ausgesperrt, da wollte mich keiner einlassen - nun bin ich eingesperrt und keiner da, der mich rauslassen könnte... 

So schnell kann man auf der anderen Seite des Zauns landen - fast wie in meinem vorderen Job...

OK, der Zaun ist nicht so hoch, dass nicht drüber klettern könnte - somit bleibe ich sitzen und warte ab. Eine Fähigkeit, die mir hier in der Türkei ja in Form eines Crashkurses angeeignet wurde...

Gute fünf Minuten später ist der Wächter zurück - mit einer Tüte - er war wohl schnell Znüni einkaufen. Logo: Was sein muss, muss sein. Und die Uniform inkl. Waffe ist auch ausgeführt - und zwar so, dass es jeder im Quartier hat sehen können - und das ist sicher gut für's Ego!

Ja und dann kommen zwei Mitarbeiter des Konsulats, fragen ob ich für ein Visa da sein, schicken mich hinters Haus, wo mir der Empfangsraum für Antragsteller geöffnet wird. Ein Raum ohne Fenster mit Schreibtisch und zusammengewürfelten Stühlen. Der nette Herr entschuldigt sich, dass keine Formulare in Englisch da sind - er komme grad wieder - ein, zwei Minuten später ist er da mit den Formularen. Ich fülle meinen Antrag aus, da kommen auch schon Flurina und David dazu. Wir geben unsere Anträge ab - nach einer kurzen Prüfung erscheint der nette und fröhlich gestimmte Mitarbeiter wieder und sagt, es sei alles OK, wir müssten nun zur Bank und die Gebühren einzahlen. Wenn wir das Visum innerhalb von 2 Tagen möchten müssten, wir 25 Dollar bezahlen. Wenn wir es sofort möchten, 50 Dollar. Wir wollen natürlich sofort, er zeigt uns vom Gehsteig aus den Weg zur Bank, wir spazieren dahin, bezahlen je 50 Dollar auf das Konto ein, welches auf dem kleinen Zettelchen vom Konsulat vermerkt ist - und bezahlen je knapp 12 Franken Kommission/Gebühren, unterschreiben je zwei Zettel, ohne eine Chance zu haben zu verstehen, was wir grad unterschreiben - aber es wird wohl nur die Einzahlungsquittung sein und nicht der Vertrag für einen Kleinkredit oder eine aufblasbare Reisewaschmaschine... 

Zurück zum Konsulat, wir geben den Pass und die Zettel der Bank wieder ab und werden gebeten 10 Minuten im fensterlosen Raum zu warten - wir drei Schweizer können uns während der Wartezeit ja prächtig unterhalten >:-)).

Nach ca. einer halben Stunde kommt der nette Mitarbeiter zurück, verteilt uns unsere Pässe mit dem handschriftlich ausgefüllten Visum - und freut sich echt, dass da drei Schweizer sind, die sein Land besuchen wollen.

Er entschuldigt sich, dass sein Englisch nicht so gut sei (im Vergleich zu anderen Konsularangestellten, die ich bisher getroffen habe, ist er mit seinen Sprachkenntnissen jedoch englischer Muttersprache :-))...) - er erzählt strahlend von der Gastfreundschaft in seinem Land, der wunderbaren Landschaft, den tollen Bergen und überhaupt - wir versichern ihm, dass wir uns sehr auf sein Land freuen was in keiner Weise geheuchelt ist, verabschieden uns herzlich  und lassen uns noch erklären, wie man in seiner Sprache Danke sagt - ein langes, sehr schwieriges Wort - für mich unmöglich, es mir zu merken...

Ich bin massiv erleichtert, dieses Visum in meinem Pass zu haben. 45 Tage Zeit, ein mir auf meiner Reise wichtiges Land zu erkunden. Im Land selber muss ich dann noch ein spezielles Permit beantragen für meine Route, aber das soll problemlos möglich sein, hat der Herr vom Konsulat mehrfach versichert...

Tja, so kann Visahunting auch sein. Herzlich, fröhlich, hilfsbereit - und QUICK...

Flurina meint nach dieser äusserst positiven Erfahrung brauche sie nun trotzdem Baklava - was für eine geniale Idee - so haben wir ein süsses Zmittag. Zurück in die Stadt gehts mit dem ÖV - langsamer aber auch entsprechend günstiger als aus dem schnelleren Weg...

Ja, es ist schon so, wie mir eine Amerikanerin im Hostel in Sofia erklärt hat: Wenn man reist hat man zwei Möglichkeiten - langsam und günstig unterwegs sein - oder schnell, direkt und teuer...

So fehlt mir nur noch ein Visum - wenn ich dieses nicht bekommen sollte oder es zu aufwändig würde, werde ich dieses Land überfliegen... Hinter dieses Visum kann ich mich halt erst nächste Woche konkret klemmen, wenn ich das Visum des dritten Landes im Pass habe, das ich spätestens am Freitag dieser Woche sollte abholen können... Aber die mir wichtigsten Kleber habe ich bzw. sollte ich eben am Freitag alle haben - und das ist ein gutes Gefühl - ich bin erleichtert...!

Vielleicht fahre ich morgen Vormittag schon mal zum Konsulat des dritten Landes raus und frage an, ob das Visum vielleicht schon bereit sei, dann könnte ich das letzte Visum noch diese Woche beantragen und Istanbul dann langsam verlassen -  es wird nämlich irgendwie wirklich Zeit, mich wieder aufs Velo zu schwingen und nicht nur in Istanbul abzuhängen, auch wenn das auch seinen Reiz hat - vor allem, wenn ich auf der Dachterrasse des Espressolab meinen Blog schrieben und dazu feinen Cappuccino für 6.75 Liren oder ca. Fr. 2.40 trinken kann. Aber die Stadt ist halt unter dem Strich trotzdem teuer und ich warte auch darauf, wieder on the road zu sein - sei es auf dem Velo oder im Bus... Es soll langsam aber sicher nun wieder rollen...!! >:-))

Ich entwickle jetzt mal verschiedene Varianten, wie ich auf welchem Weg unter welchen Voraussetzungen an welchem Tag Istanbul verlassen werde und wie ich dann durch die Türkei komme - klar ist, dass ich spätestens ab Ankara den Bus nehme, direkt zur Grenze zum Iran. Das hat ganz verschiedene Gründe! So bleibt die Türkei halt mein "Schnellvelo-Transitland", welches ich dann später nochmals bereisen will - immerhin habe ich damit schon wieder Reiseprojekte für die Zeit nach meiner Rückkehr... >:-))

Ihr seht - mir geht es nach wie vor gut in Istanbul und auf meiner Reise... Und heute fühle ich mich grad recht froh, erleichtert und neugierig auf alle die Länder, die noch kommen werden - mit ihren Menschen, Landschaften, Bauwerken, Kulinarik etc. - alles halt, was meine Neugier zu stillen versuchen kann...

Und ja, die Gewissheit und Zuversicht, dass sich alles ergibt wächst an solchen Tagen in mir auch - die versuche ich zu speichern für Situationen, wie verschlossene Türen beim Konsulat oder Wartezeiten oder...

Liebe Grüsse in die Welt hinaus...!

Patrik Kirtap

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Mi

13

Mai

2015

Ansprüche der BloglesserInnen :-) ...

Liebe Alle

Hm - die Einen freuen sich über meine Berichte - die Anderen möchten lieber weniger lesen, dafür mehr Fotos - habe eine anspruchsvolle, aber treue Leserschaft :-)) - das freut mich - daher heute der Versuch, möglichst viele Fotos zu laden - das (über)fordert halt so manches WiFi hier - aber meine Leser sind es mir wert... Ich versuche, die Geduld nicht zu verlieren, während hier die Fotos im Schneckentempo hochgeladen werden...

War heute im Dolmabahçe-Palast - der von 1843-1856 erbaut wurde - EINDRÜCKLICH sage ich Euch. Der Plast verfügt über 285 Zimmer, 44 Säle, 68 Toiletten und 6 türkische Bäder (Hamam) und eine Gesamtfläche von 14'595 m2. Er hat 6 Sultans als Wohn- und Regierungssitz gedient - und Atatürk hat hier auch gewohnt und gewirkt - und ist hier auch verstorben.

Tja, das wäre auch das ideale Daheim für Passpartu und mich nach meiner Rückkehr - da könnten wir täglich geschützt vor Regen und Sonne unsere Runden drehen - zum Beispiel in der grossen Zeremonienhalle mit 2'000 m2 Fläche, viele Couchsurfing- und Warmshowergäste empfangen und im Park das Zelt aufstellen...

Leider durfte man im Innern keine Fotos machen - daher der Link oben... - und sorry, schon müssen die lesefaulen BolgleserInnen wieder lesen - das ist aber auch eine Sache mit dem Kirtap...

Sonst gibts nichts zu berichten - an der Visafront ist es ruhig  nach wie vor abwarten angesagt - und Kaffeetrinken auf der Terrasse des Espressolab....

Gestern war ich mit zwei Australiern und einem Kolumbianer zum Nachtessen - mit ihnen habe ich auch gefrühstückt - da gesellten sich noch eine Irländerin und ein Schwede dazu - international - cool - absolviere grad noch einen Englischcrashkurs...

Galerie 1 - Dolmabahçe Palast...

Galerie 2 - Stadtrundfahrt...

Galerie 3 - Eindrücke aus Istanbul...

Die Fotos in dieser Galerie hochzuladen hat 3/4 Stunden gedauert...

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Fr

15

Mai

2015

Kirtap faucht - Visa-Run in Bürokratistan...

Während Ihr in Westeuropa eine offenbar verregnete und von der kalten Sophie geprägten Auffahrtsbrücke verschläft, stehe ich bereits um 06.30 Uhr auf - musste aber schon um 04.00 Uhr kichernde Girls vor der Zimmertüre zum Schweigen bringen - es waren erwachsene Frauen, die nicht wussten, wie doof sie tun mussten...! Und dann den Mitbewohner über mir dazu bringen, seinen Wecker in seinem Backpacker-Rucksack auszuschalten - das war ein kurzer Kraftakt - aber als sein Rucksack auf ihm lag, reagierte er wenigstens......

Dann auf den Weg zum Konsulat, wo ich am Mittwoch letzter Woche meinen Antrag eingereicht habe und heute mein Visum abholen darf. Hoffte, das sei ein kurzer Chutt - hatten die nun doch 1.5 Wochen Zeit alles vorzubereiten und zu prüfen.

Bin um 08.30 Uhr da, um mich auf der Liste einzutragen - und schaffe es grad mal auf Platz 14 - hoppla - letzten Mittwoch war ich um die gleiche Zeit auf Platz 4. Das scheint ein langer Tag zu geben...

Dann öffnet um 10 Uhr der Container seine Klappe gegen die Strasse. Der gleiche Mitarbeiter wie letzte Woche bitte mich, ihm die Liste reinzugeben - aber gerne zeige ich mich von der hilfsbereiten Seite - wird mir nichts nützen. Er schaut die Namen durch - alles was nach Visum ausschaut wird gestrichen - so auch mein Name. Ich stehe nicht mal mehr auf Platz 14. Mist. Er zeigt mir den gleichen Text auf seinem Smartphone wie letzte Woche: Visa at time 11. Also vor 11 geht hier bezüglich Visa wiederum nichts, nada niente - davon dafür aber sehr viel...

Ich interveniere, dass ich nicht beantragen nur abholen müsse, das gehe doch schnell. Er zuckt mit den Schultern, weil er kein Englisch versteht oder verstehen will. Niemand von den anderen Leuten um mich herum will Englisch übersetzen können. Das nervt! Denn: Die haben hier nur von 10-12 offen. Und dann erst am Montag wieder. Wenn ich also erst um 11 mit allen anderen Antragstellern vorgelassen werde und dann runter in die Stadt muss um bei der Bank die Gebühren zu bezahlen und dann wieder den Hügel hoch, schaffe ich das nicht vor 12 Uhr. DAS NERVT!! Dann muss ich am Montag wieder hierher kommen - ver....!!!

Dann erscheint ein Herr in Anzug und Krawatte, der mit dem Konsulatsmenschen im Container verhandelt - so wie der Herr im Anzug sich aufführt, muss der Englisch können, sonst darf man sich nicht so herrschaftlich aufführen - frage ihn und siehe da: Auch er hat Mühe die Administration hier zu verstehen und übersetzt mein Anliegen von Englisch auf Türkisch - und dann erfahren wir: Die Öffnungszeiten 10-12 Uhr beziehen sich nur auf die Annahme von Visaanträge - abholen kann man auch noch am Nachmittag. Ja wenn man weiss, dass das so läuft, dann gibt das doch ne gewisse Entspannung - angeschrieben ist es einfach anders...

Mit mir warten vier Chinesen, welche irgendwie hilflos sind und mich fragen, ob ich wüsste, wie das hier laufe - ich antworte, das wisse wohl niemand so genau... Sie meinen, für sie sei das an und für sich kein Problem - sie verstünden aber, wenn ich als Schweizer Probleme hätte mit dem Visum - so quasi, wir wären halt sein suspektes Land... - irritiert sind sie jedoch, dass ich als Schweizer keinen Letter of Invitation brauche  - sie aber schon... Tja...

Sie erfreuen sich an den herumstreunenden Katzen, nehmen sie auf die Schoss, fotografieren sich damit - und mir kommt die Karikatur in den Sinn, wonach man mit dem Essen nicht spielen soll...

Um 11 dann der bekannte Visa-Run - ab ca. 10.40 versammeln sich die Antragsteller vor dem Tor des Konsulates - auch ich bringe mich in Position, um dann möglichst schnell quer über den Hof und die steile Metalltreppe runter zu rennen (RUN) und als einer der ersten am kleinen Fenster zu stehen - denn es wird einmal mehr nicht für alle Platz haben vor dem Schalter!! So geschieht es dann auch, als um 11.10 Uhr das Tor geöffnet wird und alle spurten - ich lasse nur einen Antragsteller im Türsteher-Format vor - will nicht von ihm auf der steilen Treppe überrollt werden - und stehe an zweiter Position am Fenster. Dort strecke ich meinen Pass durch und sage, dass ich das Visum abholen wolle, nicht beantrage. Kein Kommentar.  Das Ganze erlebe ich zum zweiten Mal - es ist wie die Plünderung eines Ladens - nur umgekehrt - hier muss alles rein durch das Fensterlein - bei der Plünderung alles raus.

Der allmächtige Herr hinter dem Schalter nimmt alle Pässe und Papiere entgegen und verschwindet - W A R T E N .... .... .... .... .... ....

W A R T E N .... .... .... .... W A R T E N .... .... .... .... W A R T EN .... .... ....

Dann kommt der Herr zurück und ruft jeden Antragsteller einzeln auf. Die Chinesen kommen vor mir dran - bekommen das Visum aber offenbar erst am Mittwoch und müssen 150 Dollar bezahlen - hoppla, was passiert mit mir, wenn ich als Schweizer...

Dann komme ich gegen Schluss der Beige dran - endlich! Mir wird verraten, dass ich 110 Dollar einzahlen muss bei der Bank am Hafen unten und dann um 16 Uhr den Pass abholen kann inkl. Visum. Nein früher geht nicht. 16 Uhr - also über vier Stunden warten - hier draussen - das wird lange...

Also runter zur Bank - da stehen schon andere Antragsteller, die wohl einen kürzeren Weg kennen als ich. Ich lege der Dame am Schalter 110 Dollar hin und erkläre wofür die Einzahlung sei. Sie versteht sofort, hat das wohl jeden Tag mehrmals. Sie will von mir einen Ausweis - zum Glück habe ich die ID dabei - der Pass ist ja im Konsulat. Dann erklärt sie, sie wolle noch 3 Dollar Kommission - nein, nicht in Türkischer Lire - in Dollar - und NEIN keine 5 Dollarnote, drei Dollar - abgezählt - 1, 2,3 - rausgeben kann sie nicht oder will sie nicht auf 5 Dollar, obwohl sie doch von allen vor mir bereits drei Dollar bekommen hat. Sie schickt mich ins Changeoffice gleich next door. Ich fauche sie an "Continue!!", lasse die 110 Dollar und meine ID-Karte bei ihr - will hier nicht nochmals Nummer ziehen und warten - oder nach der Mittagspause der Bank nochmals kommen... Beim Geldwechsler - der für mich deutlich weiter als next door entfernt ist - bekomme ich immerhin problemlos fünf 1-Dollar-Noten - damit zurück zur Bank - an meinem Schalter wird eine andere Kundin bedient. Als diese fertig ist stehe ich am Schalter - ohne Nummer - ohne andere Wartende vorzulassen - so, wie ich das als Pendler bei den SBB gelernt habe, der einen Sitzplatz will.. Und siehe da - ich bekomme gegen meine 3 Dollar die Einzahlungsquittung und die ID zurück. Genau so habe ich mir das vorgestellt.

Dann ins Städtchen - wie bringe ich nun vier Stunden hier draussen in diesem Vor-Vor-Vor-Ort durch. Überlege kurz, in die Stadt zurück zu fahren - bringt aber auch nichts - pro Weg min gute 45 Minuten... Also schlendere ich durch das Örtchen - vielleicht finde ich ein Hamam? Hat erstaunlich hübsche Gässchen hier - aber ich will ein Visum, keine Gässchen...

Kein Hamam, aber der Barber hat grad Zeit, meinen Bartwuchs zu bearbeiten. OK. Dann kleines Mittagessen. Dann wieder spazieren. Komme am Internetcafé vorbei. Skype mit meinen Eltern, die ihr Mittagessen teilweise vor PC verlegen :-) Immerhin stabile Verbindung, wenn auch verschwommene Bilder. Schön!! Dann ins Café, wo es free WiFi hat - WhatsApple mit der Schweiz, erfahre, dass es regnet - halt SCHNEEREGNET am Thunersee - da warte ich doch lieber bei türkischem Café ab, bis es 16 Uhr wird... Erfahre aber auch über WhatsApp dass im CH-TV grad ne Doku über die Seidenstrasse läuft und Samarkand und Buchara vorgestellt werden - ja, wenn ich mein Visum bekomme, werde ich da persönlich...

Ja weiterhin w a r t e n .... .... .... w a r t e n .... .... .... .... zurück zum Konsulat - kurz vor 16 Uhr werde ich vorgelassen. Ganz alleine darf ich über den Hof, die steile Metalltreppe runter, vor dem Fenster demütig die Bank-Quittungen vorzeigen und dann, ja dann bekomme ich nach einer Weile meinen Pass mit dem Kleber ausgehändigt. Dann mit dem Bus zurück in die Stadt im Vorabendverkehr... Der Bus übervoll - lässt Passagiere an Haltestellen zum Teil stehen - ich eingeklemmt auf Sitzplatz - immerhin - zum Konsulat des letzten Landes, für welches sich noch ein Visum brauche, reicht es nun definitiv nicht mehr heute Abend - denn vom Taksimplatz aus brauche ich dahin min. eine Stunde mit dem Bus - bis dahin haben die zu...

So geht der Visa-Run nächsten Montag in die letzte Runde - bin gespannt. Gehe nun bald mal schlafen und bin froh, 3/4 meiner Visa nun im Pass zu haben... Morgen nochmals Bazar und etwas abhängen - und zuerst ausschlafen, ohne mühsame Girls auf dem Korridor - und hoffentlich hat der Zimmergenosse über mir, heute seinen Wecker im Griff...

Heute Morgen hat er diesen nämlich einfach in seinem Rucksack laut klingeln lassen um 05.30 Uhr - der Rucksack stand sehr nah bei meinem Kopf neben dem unteren Bett, wo ich hause - der Typ über mir machte keinerlei Anstalten zu reagieren. Erst als ich seinen gesamten Rucksack sehr erzürnt auf sein Bett hievte und er darunter begraben erwachte oder mindestens erschreckte - begleitet von meinem wenig freundlich in den frühen Morgen gefauchten: SWITCH OFF!!! und einigen Schweizerdeutschen Ausdrücken.... reagierte er verdattert mit "sorry, sorry, sorry" - der Rucksack steht nicht mehr da, wo er stand heute Morgen stand - hoffe der Wecker klingle dann nicht im geschlossenen Schrank morgen Früh, denn den kann ich nicht hochhieven...

So habe ich heute etwas gefaucht - etwas sehr lange gewartet - und bin nun aber auch etwas entspannt, habe ich das vorletzte Visum im Pass - und gnönne mir noch etwas einen Drink auf der Dachterrasse, bevor es dann unter die Bettdecke geht...

Herzlich in die Welt hinaus

Patrik Kirtap

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Mo

18

Mai

2015

Wegen "Zu" geschlossen...

 

Zum Einstieg ein Bilderrätsel für Lesefaule...


Die Preiskarten sind vergeben, werden morgen nach dem Frühstück geschrieben  - natürlich existiert unsere Swissair nur noch in unseren wehmütigen Gedanken - und hier auf dem Bild...

Herzliche Gratulation den schnellsten drei Einsendern Eric, Ursula und Marc - per WhatsApp, SMS und Mail - alle Kanäle wurden  von ihnen genutzt - was sind wir doch für eine vernetzte Welt - noch - wie es dann in den nächsten Ländern ausschaut, werden wir sehen...

Wer findet den Fehler?? Die drei ersten RICHTIGEN Rückmeldungen bekommen eine Ansichtskarte!
Wer findet den Fehler?? Die drei ersten RICHTIGEN Rückmeldungen bekommen eine Ansichtskarte!

Ein Lüsternen vor dem Tagesbericht...:

Gestern Abend habe ich zufällig das Generalkonsulat Griechenlands entdeckt. Es liegt an allerbester City-Lage in der Fussgängerzone unweit des Taksimplatzes, da wo alle grossen inter-nationalen Läden ihr Flagship Stores haben (was die Bahnhofstrasse für Zürich...). Eine Lage, die sich halt nicht jedes Land leisten kann... So, fertig mit Bösartigkeiten...


Mein Tagesbericht aus Bürokratistan...

Heute wollte ich mir also mein vorerst oder vermeintlich  letztes Visum holen - es mindestens beantragen. Kurz vor 09.00 Uhr stand ich dazu bereits vor dem Konsulat Turkmenistans in einem "Vor-Vor-Ort von Istanbul" - über eine Busstunde durch den Morgenverkehr... Bin also artig früh aufgestanden und ohne Frühstück aus dem Haus - tapfer! Dafür gab's dann türkischen Café beim "Franzosen" - der hat seine Kneipe "zwischen" dem Konsulat von Turkmenistan und Tajikistan...

Der Wächter beim Konsulat - sehr freundlich! - zeigte mir mit seinen Fingern, dass die Büros um 09.00 Uhr öffnen. Danke! Das habe ich letzte Woche ja bereits rekognosziert. Damals hatte ich aber das Visum von Usbekistan noch nicht im Pass und darum ging hier nichts bezüglich Visum, glaubte ich.

Da ich noch etwas zu früh bin, setze ich mich am Schatten auf den Bordstein und warte - im Warten bin ich ja schon ganz gut geübt...

Plötzlich klopft mir der Wächter auf die Schulter und winkt, ich soll mitkommen. Er führt mich zu einem geschniegelten Herrn, der einen Aushang an die Zauntüre klebt. Ich frohlocke: Werde ich etwa schon vor 09.00 Uhr empfangen?? Das ist ja DIE Uebrraschung - Judihui.

Ja - und wie ich bereits vor 09.00 Uhr empfangen werde:

Es wird mir erklärt, das Konsulat bleibe am Montag und Dienstag dieser Woche geschlossen. Am Mittwoch ist eh Ruhetag, somit könne ich - der geschniegelte Herr zählt die Wochentage auf Englisch einzeln auf - am - Moment: Montag, Dienstag, Mittwoch... - genau: Am Donnerstag wieder kommen.

SUPER!! Das darf doch nicht...

Ich frage ihn, wie lange ich denn auf ein Visum warten müsse - er erklärt mir, dass sie mir in Istanbul kein Visum ausstellen würden, wenn ich vom Iran nach Usbekistan reisen wolle. Das müsse ich in Teheran beantragen. Das haben die mir letzte Woche schon gesagt, ich dachte damals, das sei, weil das Visum von Usbekistan noch nicht im Pass war.

Zeige dem geschniegelten Herrn das Visum für Usbekistan und jenes für Iran. Er beharrt auf Teheran - allenfalls noch in Mashad (Iran). Nicht in Istanbul. Punkt!

Auf meine Frage, ob ich das Visum allenfalls auf der Botschaft in Ankara bekäme, reagiert er sehr zurückhaltend, will sich nicht festlegen, weiss es wohl nicht... Und NEIN, abklären tut er grad gar nichts vor Donnerstag!!

Hm - das nervt mich grad etwas - was nun. Ich wollte mir in Teheran keine Visa beschaffen müssen, weil ich vor den Transfersituationen in dieser grossen Stadt doch einen gehörigen Respekt habe. Daher wäre es in Istanbul viel einfacher gewesen - hier kenne ich nun das ÖV-Netz soweit so gut und weiss, wo die Konsulate liegen, wie ich sie gäbig erreichen kann, wo meinen Café bekomme... Und vor allem hätte ich dann diesen Bürokram vorerst mal abgeschlossen. 

Überlege hin und her, ob ich nach Ankara reisen und es dort probieren soll - oder direkt an die Grenze zum Iran und doch in Teheran versuchen? Einige Tage noch radeln soll, die bezahlten Tage im Hostel verfallen lassen und dann den Bus zur Grenzen zum Iran nehmen? Die Botschaft in Ankara anrufen und mich erkundigen - oder anrufen lassen durch mein Hostel? Nach Kapadokien und noch etwas Ferien machen? Es gibt so viele Varianten - keine ist optimal - keine wirklich stimmig - und doch will ich nun entscheiden, wie weiter. Ein Cappuccino im Esspressolab soll dabei helfen...

Auf dem Spaziergang dahin treffe ich einen Velofahrer aus Indien... (Seite baut sich sehr langsam auf - hat halt auch einen weiten Weg...). Das ist doch der Aussteller des Tages. Auch Ujjal berichtet von seinen Visa-problemen und meint: Die Visafrage sei das einzige wirkliche Problem auf seiner Reise, die ihn schon über weit 20'000 Kilometer geführt hat - so gesehen bin ich ja erst kurz hinter der Haustüre - quasi noch auf der Türschwelle...

Er erzählt nur kurz, was es für ihn braucht, um ein Schengen-Visa zu bekommen und zeigt mir stolz das Empfehlungs-schreiben, welches der indische Regierungschef für ihn erstellt habe. Manchmal helfe es...

Ja, es muss schwierig sein für gewisse Nationalitäten, ein Schengen-Visa zu bekommen. Das hat auch der Gast hier im Hostel erzählt, der aus Kolumbien kam. Lachend fügte er noch hinzu, dass er beruflich in Syrien und Algerien gewesen sei - und diese Stempel in seinem Pass wären für ein Schengen-Visa quasi das Aus für einen, der schon die Hypothek habe, aus Kolumbien zu kommen und daher in "Schengen-Augen" so oder so Drogenhändler sein müsse... Er müsse zum Beispiel beim Visaantrag beweisen, dass das Haus, in welchem er wohne, wirklich sein eigenes sei oder den entsprechenden Mietvertrag einreichen etc. etc. - schräg! Die Prüfung nehme Wochen bis Monate in Anspruch! Daher ist er in die Türkei gereist. Das einzige Land in Europa (mit vielen Teilen in Asien), welches er ohne Visa besuchen kann...


Nun, ich habe mich wie folgt Entschieden:

Ich reise gegen Ende der Woche in Istanbul ab - bis dahin habe ich mein Hostel mit Blick auf die Wartezeiten auf mein turkmenisches Visum bereits gebucht und müsste bezahlen, auch wen ich vorher abreise - und dann besorge ich das Visum für Turkmenistan halt in Teheran. Fertig. Frei nach Brecht:

Ja, mach nur einen Plan, sei ein grosses Licht.

Und mach' dann noch 'nen zweiten Plan,

gehen tun sie beide nicht.

Bertold Brecht

Wenn es in Teheran mit dem Visum nicht klappt, steige ich mit Passpartu in Teheran halt in einen Flieger nach Usbekistan- habe mich hier schon mal erkundigt... Wobei hier in Istanbul keine direkten Flüge Iran-Usbekistan buchbar sein sollen - geht alles retour via Istanbul und kostet oneway 530 Dollar. Ein teurer Spass - mein Übergepäck (nicht mein Übergewicht...!) müsste ja auch noch bezahlt werden - für dieses Geld wäre ich aber auch fast 24 Stunden unterwegs - OK lange am Boden auf dem Flughafen Istanbul warten auf den Nachtflug nach Usbekistan - nicht prickelnd - aber man kriegt doch einiges für sein Geld auf meiner Route.... >:-))

Ich bin aber überzeugt, dass Iranair oder die Usbekistan Airways sicher direkte Flüge anbieten. Im Internet einfach nicht gefunden bzw. deren Seiten nicht lesen können (Schrift/Sprache). Vor Ort erfahre ich bestimmt mehr! Kann ja nicht sein, dass alle Menschen, die vom Iran nach Usbekistan wollen oder umgekehrt, über Istanbul reisen müssen - kann (oder will?!) ich mir nicht vorstellen. 

Ich fahre Ende Woche mit dem Bus durch die Türkei zur Grenze zum Iran - das dauert fast 24 Stunden - Passpartu könne problemlos verladen werden, sagt der Typ im Reisebüro, der mir das Ticket organisiert. Das war auch ein mittlerer K(r)ampf, bis das Busticket reserviert war. Dieses Reisebüro war das bisher einzige, welches einen Bus direkt zur Grenze anbietet oder vermittelt. Mit allen anderen hätte ich nur bis Ankara reisen können und hätte dann wieder von vorne anfangen müssen mit Reservation und so - da war auch niemand interessiert zu schauen, ob/wie ich bis zur Grenze zum Iran käme. In das von mir gewählte Reisebüro bin ich zufällig gestolpert, als ich mit Papi auf dem Weg zur Blauen Moschee war. Das Übergeordnete...

Der Mitarbeiter freut sich, mich heute Nachmittag wieder zu sehen - erinnert sich sofort, was ich will. Er telefoniert. Erklärt, der Bus um 11 Uhr ab Istanbul sei voll an meinem Reisetag. Ob ich einen anderen Reisetag oder einen anderen Bus wolle. Ich will einen anderen Bus - kann wählen zwischen 12 Uhr und 13 Uhr - ich wähle 13 Uhr - er meint, 12 Uhr wäre besser und entscheidet, dass ich um 12 Uhr fahre - mir spielt das eigentlich keine Rolle und doch schiesst mir durch den Kopf: "WIESO FRAGST DU MICH, WENN DU EH MACHST, WAS DU WILLST?" Cool bleiben - Hauptsache ein Ticket für mich und Platz für Passpartu im Gepäckraum. Er telefoniert, fliegt immer wieder aus der Leitung, tippt wie wild auf der Tastatur seines Laptops - telefoniert - buchstabiert meinen Namen - ja auch für den Kauf eines Bustickets braucht es hier einen Ausweis. Dann heisst es, ich müsse eine Stunde warten. Das Buchungssystem funktioniere nicht - er gibt die Daten verschiedener Kreditkarten ein, um zu buchen. Entweder das System funktioniert tatsächlich nicht - oder seine Karten sind faul... Er müsse jemanden am Busbahnhof selber erreichen können, der dort vor Ort mit der Busgesellschaft regle, was zu regeln sei - ein Freund von ihm sei in einer Stunde dort... - so gehe ich halt Mittagessen und tippe den ersten Teil des Blogs.

Nach etwas mehr als einer Stunde bin ich im Reisebüro zurück. Die Telefoniererei geht weit - und dann strahlt er mich an und sagt mir, er hätte nun ein Ticket für mich besorgt im 11 Uhr Bus - der vor zwei Stunden schon voll war - nun ist er wohl übervoll. So what! Bitte ihn, die Busgesellschaft zu informieren, dass ich mit dem Velo komme - weil ich in einem vollen Bus auch volles Gepäck der anderen Reisenden erwarte. Er wiederholt - leicht genervt - das sei kein Problem, das Velo habe Platz, das seien grosse Busse. Wehe!! Bezahle ihm die 100 Liren, welche die Busfahrt kosten soll, bekomme eine Quittung - das Busticket bzw. die Reservationsnummer komme dann per WhatsApp, sobald er es/sie von seiner Kontaktperson am Busbahnhof erhalten habe - schauen wir mal...

100 Liren sind rund 35 Franken - für eine Busfahrt, die quer durch die Türkei führt und gemäss Fahrplan 20 Stunden dauert - in Realität aber wohl länger dauert, da einige Städte angefahren werden - dazu wird wohl noch etwas für das Gepäck kommen - war bisher immer so. Und über Nacht bin ich dann auch gehütet, weil die Nacht durchgefahren wird. Muss schauen, dass mein iPod dann ganz voll geladen ist, damit mich AB dann in den Schlaf trällern kann - ... >:-)))

In der Schweiz komme ich zum regulären Tarif mit dem ÖV für 35 Franken nicht wirklich weit. Aber 8tung: Ein vollwertiges Abendessen (Grosser Salat, Lammkebab (lecker!!) mit Reis und Fladenbrot inkl. Cola kostet mich in der Innenstadt in einem einfachen Lokal etwas abseits der Touristenströme ca. 20-25 Liren - heisst: Die Busfahrt kostet mich 4-5 "einheimische Nachtessen" - so billig also auch wieder nicht - aber ich will nicht jammern - nur aufzeigen!

Habe mir noch überlegt, ob ich vielleicht via Kapadokien fahren soll oder bis Ankara selber radeln soll - oder...

Habe diese Optionen aus verschiedenen Gründen verworfen. 

Mal schauen, was ich im Grenzort dann machen werde... Einen Ausflug zum Van-See? Zum Ararat? ... 

Oder reise ich früher in den Iran ein und verlängere mein Visum im Land selber, das soll einfach möglich sein. Muss ich aber vorher seriös geklärt haben - sonst muss ich dann "rückwärts ausreisen" - in die Türkei zurück, weil mein Anschlussvisum noch nicht gültig ist - weder das für Turkmenistan, noch das für Usbekistan. So en Seich...

Aber es kommt, wie es kommt - und ich will in das "Übergeordnete" vertrauen - und die Visaabteilungen der von mir bereisten Länder sind nun mal übergeordnet - nicht im von mir angedachten Sinn des Wortes, aber eben übergeordnet... So habe ich nun geplant, entschieden, gebucht und fertig. Es war ja immer vorgesehen, dass ich die Türkei mit dem Bus durchquere - also läuft alles nach Plan - ausser dem Visum... Bin zufrieden mit diesem Entscheid und sehe auch in Istanbul ein Ende, was ich auch grad gut finde - sehr gut - so muss ich meinen Hintern auch mal wieder in Bewegung setzen - nicht nur in Richtung Espressolab - nicht dass meine abgeradelte Wampe wieder wächst...!

Auf dem Rückweg zum Hostel, wo ich nun den Blog fertig schreibe auf der Dachterrasse und ein Pepsi schlürfe, da es für harte Drinks noch zu früh ist (...), fällt mir auf dem Taksimplatz eine Leuchtschrift auf "VIZE" - die blinkt mich an. ABER HALLO - das ist eine VISAAGENTUR - so cool. Da gehe ich gleich rauf in den dritten Stock und dann sollen die mir das Turkmenistanvisa mischeln. Kostet sicher was und allenfalls verschiebe oder verliere ich dann die eben gebuchte Busfahrt - Schwamm drüber!

Mit einem klapprigen Lift mit einzeln zu verschliessenden Doppeltüren sause ich in den Dritten Stock und kann sogar wieder aussteigen, da sich die Holz- und Metaltüre auch von Innen öffnen lassen (bin noch froh...) und da stehe ich vor einer massiven Eingangstür mit drei Schlössern, Kamera und grossem Guckloch. Gesichert wie eine Bank, scheint diese Agentur. Bin mir grad nicht sicher, ob ich klingeln soll - oder ob das hier irgendwie komisch ist. Ach was - Visaagenturen sind harmlos. Also klinge ich - und sofort summt der Türöffner - ich trete ein - schliesse die Türe hinter mir - und stehe in leeren Büros, welche die ganze Etage des Gebäudes umfassen. Keiner da?? Versteckte Kamera? Ich rufe laut "Hello??!!" - keine Antwort - was nun? Einfach wieder raus und tschüss - kann ja nicht sein - irgendwer hat ja den Türöffner bedient - vielleicht kommt wer aus einem anderen Stockwerk?? Wandere durch vier, fünf Büros, bis ich ein "Büromäuschen" finde: Eine junge, eingeschüchterte Frau die mir quasi prophylaktisch erklärt, sie könne schlecht Englisch. Nun, ich beisse nicht - fauche höchstens hin und wieder - aber in der Situation setze ich mal wieder meinen Bambiblick auf - entwickle umgehend Elterngefühle für die schüchterne Angestellt und trage ihr mein Anliegen vor. Sie rollt die Augen und meint, eine solche Anfrage hätte sie noch nie gehabt - sie müsse sich erkundigen. Ein erstes Telefonat per Festnetz, das zweite quasi gleichzeitig mit dem Handy - dann setzt sie ihren Bambiblick auf und erklärt, dass ihre Agentur betr. meinem Anliegen ebenso hilflos sei wie ich - und eine andere Agentur kenne sie nicht, die mir helfen könnte. Also, bin ich halt weiterhin meine eigene Visaagentur. Verabschiede mich freundlich und das war's also.

Der Bürokram geht weiter - fast wie in meinem ehemaligen Berufsleben - hätte also bleiben können, wo ich war... Nein!! Es ist sehr gut, hier zu bürölen, diese Themen zu bearbeiten, mein Projekt zu leben mit allem was dazu gehört, meine Themen zu reflektieren, zu sein, mal alleine, mal aufgehoben in einer spontanen Runde - aber nie einsam - ganz neue und ganz andere Herausforderungen zu erleben und zu bewältigen, mein Zimmer mit Michael und Norman aus Australien zu teilen, mit denen alles so unkompliziert und witzig war und sogar John Boy Walton in den Gutenachtgruss integriert wurde >:-)) oder aktuell mit mehrheitlich kichernden Thaigirls, welche mich mit ihrem zuvor nie gesehenen Sortiment an Kosmetika quasi von den beiden Lavabos im Zimmer verbannt haben, Zeit zu haben, meinen Gedanken nachzuhängen, diese auch zu verschriftlichen - nicht nur im Blog. Und das alles halt grad in Bürokratistan...

Und schon bald bin ich im Iran - wo ich dann auch Passpartu wieder ausführen will und werde - ja, irgendwie fängt meine Reise halt eben erst im Iran an, weil alles bisher der Weg nach Istanbul zum Visarun war - so habe ich das lange gesehen und formuliert - ABER: Der Weg nach Istanbul war bereits sehr viel mehr, als nur der Weg zum Visarun - und meine Zeit hier auch! Das sind aber zu persönliche Erfahrungen, um sie hier festzuhalten.

Es geht mir gut - und ich gehe nun bald wieder auf die Jagd - nicht nach Visa - vielmehr nach einem Nachtessen - wohl schnell zu Mustafa gleich next door - er spricht bescheiden Deutsch und ist sehr stolz darauf.

Liebe Grüsse in die Welt hinaus

Patrik Kirtap

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Mi

20

Mai

2015

Puzzleteile - Mäuse melken - Szenarien erstellt - Namensänderung - Schönheiten genossen...

Möwe Jonathan??
Möwe Jonathan??

Ob hier gerade die Möwe Jonathan vom Dach meines Hostels in den blauen Himmel über Istanbul segelt?

 

Auf jeden Fall erinnere ich mich bei ihrem Anblick sofort an das Buch über die Möwe Jonathan, welches mir mein Freund Osch zu lesen empfohlen hat - und ich habe diesen Rat zum Glück befolgt...

 

Ja, man kann erreichen, was man erreichen will - so erreiche ich auch die Umsetzung meiner geplanten Route - irgendwie...!!

Dass mein Visa-Hunting nicht wie von mir geplant abschliessend erfolgreich war, hat mich gestern genervt und emotional auch etwas belastet. Ich habe alles sorgfältig um das eine noch fehlende Visa herum terminiert und nun hänge ich, weil dieses eine Puzzleteile noch fehlt und ich nicht abschätzen kann, ob ich es bekomme bzw. welchen Aufwand ich im Iran dafür treiben muss - und im Iran habe ich wirklich andere Pläne, als Visa-Hunting...!!! Das finde ich grad zum Mäuse melken! Eva, Gast hier im Hostel mit dem Lebensmotto "Mein Plan ist, keinen Plan zu haben" und ein lieber Freund von mir finden es gut für mich, dass ich vor dieser Tatsache stehe und so endlich aus meinem strukturierten Denken gerissen werde... Ja schon - nur...

Irgendwie fühle ich mich nämlich, als ob ich vor einer Gleichung mit verschiedenen Un-Bekannten stünde - und obwohl Mathe noch nie meine Stärke war, klemme ich mich bei einem Cappuccino im Espresslolab (man kennt mich hier übrigens in der Zwischenzeit auch - habe mir in Istanbul mein Dorf gebaut in den letzten knapp drei Wochen...) hinter die Auflösung dieser Gleichung - denn: Den Kopf hängen zu lassen oder vor lauter Herrjesses in Schockstarre zu verfallen bringt mich ja auch keine Radumdrehung weiter....

Also verbringe ich gestern einige Zeit mit intensiver Recherchearbeit im Internet und Maliverkehr mit Flugge-sellschaften etc., erfahre, dass es offenbar tatsächlich keine direkten Flüge für meine allfällige Flugroute gibt - und warte auf das WhatsApp des Reisebüromenschen betr. Busticket. Warum braucht der so lange??? Lese Reiseführer und halte meine persönlichen Gedanken fest, schaue die Fotos meiner ersten fast sieben Wochen an - und schaue mit einer gewissen Demut auf diese Zeit zurück. WOW - was habe ich in dieser Zeit alles er-fahren dürfen?? Nicht selbstverständlich - und mein einziges Problem ist, dass ich in Teheran ein Visum beantragen muss - mein Problem ist doch gar kein Problem, einzig ein administrativer Akt in einer Stadt, die ich noch nicht kenne - Mensch Kirtap, das wirst wohl noch auf die Reihe bringen!!

Am Ende des Tages habe ich meine Szenarien - inkl. Sub-Szenarien -wie meine Reise weitergeht, formuliert - und siehe da: Es gibt immer einen Weg...!! Die Szenarien hier vorzustellen würde den Rahmen des Blogs sprengen. Schon meine Liebsten, die ich damit bedient habe, haben gestöhnt, als sie meine Planung lesen mussten... Ja, liebe Eva und lieber Freund, ich bin wieder in meinen Strukturen, werdet ihr nun sagen. Ich sage NEIN - ich habe Varianten und wähle dann die passenste - oder muss eine ganz andere Variante kreieren, weil alles anders kommt... Aber es hat mir geholfen, Übersicht zu gewinnen - und das ist gut so!! 

So war ich dann gestern am späteren Nachmittag wieder ganz fröhlich und guter Dinge unterwegs - und das blieb ich dann den heutigen Tag über auch.

Heute Morgen habe ich dem Reisebürotypen vom Frühstückstisch aus mal ein WhatsApp geschickt, ob er News betr. meinem Busticket habe - und siehe da: Postwendend erhielt ich ein Bildchen vom Ticket - mit Entschuldigung, er hätte geglaubt, es mir geschickt zu haben... Teile ihm mit, dass er Ticket aufbewahren soll, ich würde es im Verlauf des Tages bei ihm abholen - ist mir lieber, als nur ein Bildli auf dem Handy und sein Büro liegt ja wirklich nur wenige Schritte von den Sehenswürdigkeiten entfernt, die ich heute besuchen will. Und siehe da, als ich im Reisebüro stehe, kramt er das Ticket aus einer Schublade, in der er - ich beschreibe es diplomatisch - verschiedene Unterlagen aufbewahrt. Wenn es keine Schublade gewesen wäre aus der er das Ticket gezogen hat, ich hätte mich dazu hinreissen lassen können ihm zu unterstellen, er hätte das Ticket aus dem Papierkorb gefischt. Spielt aber alles überhaupt gar keine Rolle - denn: Ich habe das Busticket physisch in den Händen - und erkenne, dass ich eine Namensänderung erfahren habe. Obwohl ich ja beim Kauf meine ID-Karte vorlegen musste und er meinen Namen wiederholt, geduldig und Buchstabe für Buchstabe ins Telefon diktiert hat, heisse ich auf dem Ticket nun eben so, wie ganz viele Menschen im deutschsprachigen Raum mit Nachnamen heissen - und das hat so gar nichts mit meinem Namen zu tun. Der Reisebüromensch erklärt, das spiele überhaupt keine Rolle - NO PROBLEM!! - das höre ich hier täglich mehrfach und meistens ist es tatsächlich NO PROBLEM hier, während es in der Schweiz eines wäre...! - das würde nicht kontrolliert und meine beiden Vornamen wären ja richtig erfasst, das reiche... OK - es ist wohl sinnvoll, wenn ich dann dem Buschauffeur gleich das DU anbiete, wenn ich einsteige, damit er nur auf die Vornamen schaut ... >;-))! Die Busfahrt kostet gemäss Ticket übrigens nur 80 Liren - 20 Liren hat das Reisebüro für seine Dienstleistungen kassiert - dafür musste ich nix tun - ausser warten...

Und dann besuche ich die Basilica Cisterna, vor der es grad eine erstaunlich kurze Warteschlange hat - und lasse mich von diesem magischen Ort verzaubern - so sehr, dass ich da unten auch gleich noch Café trinken muss. Diese unterirdische Basilica ist wirklich sehr schön - siehe die nächsten Fotogalerien...

Das WiFi im Hostel läuft heute konstant - also die Verbindung bleibt bestehen - dafür auf konstant tiefer Übertragungsrate. Bilder hochzuladen daaaaauuuuuuuuuuuuuert....... - daher viele kleine Galerien... Und meistens scheitert der Vorgang des Hochladens bei 95, 96 oder 97 % - aber ich habe ja Zeit und kann wiederholen....

Basilica Cisterna - auch versunkener Palast genannt - es war unglaublich schön - erstaunlich wenige Besucher - sanfte Flötenklänge gaben dem Ort eine ganz eigene, magische ruhige und tragende Atmosphäre - einzigartig schön, romantisch, kitschig, eindrücklich...

Galerie 1...

Galerie 2...

Galerie 3...

Nach dem Besuch der schönen Basilica Cisterna spaziere ich zum Topkapi Palace - atemberaubend (auch was die Preise für Eintritt und AudioGuide anbelangt - kostet alles zusammen 75 Liren oder fast so viel, wie die Busfahrt quer durch die Türkei, die 20 Stunden dauert oder 3 Nachtessen - aber es hat sich gelohnt...)!

Hier haben über Jahrhunderte die Sultane gewohnt und das Verwaltungszentrum des osmanischen Reichs war hier untergebracht. Ebenso wurden hier junge Frauen und Männer auf ihre zukünftigen Aufgaben am Hof und in der Verwaltung bzw. der Armee ausgebildet, bis die Sultane dann in den Dolmabahçe Palast gezogen sind, den ich ja schon besucht und Euch vorgestellt habe. Der Topkapi Palast ist R I E S I G - wunderbare Innenhöfe und Gärten mit Brunnen und Rosen zieren den Palast - eine Architektur wie aus 1001 Nacht - wobei diese Architektur im Iran und den folgenden Ländern noch eindrücklicher werden wird!

Hier hatte es brutal viele Leute und das Anstehen vor den wichtigen Teilen des Palastes kostete viel Zeit und Nerven in der heissen Sonne - aber es hat sich gelohnt. Das Fotografieren im Innern war wiederum verboten - teilweise ging es aber trotzdem (...). Dennoch verweise ich halt für Details auf das Internet... Fotos hochladen aktuell nicht möglich - versuche es Morgen oder so an diese Stelle nochmals... Nachtrag vom 21.05.2015: Habe noch einige Fotos hochladen können heute Morgen...

So habe ich heute viele schöne Sehenswürdigkeiten gesehen -  ein wunderbarer Tag.

Auf dem Heimweg habe ich dann noch versucht, eine Trekkinghose zu kaufen. Im Iran werde ich ja mit langen Kleidern radeln - da brauche ich eine zweite Hose. Am besten eine, die gut sitzt  so kann ich die mir viel zu gross gewordene Hose dann als Velohose nutzen. Bereits im ersten Laden finde ich, was ich suche. Die Hose hat zwei Preise 147 Liren und 109 Liren - ich werde also nicht mehr als 109 Liren bezahlen. Dann noch ein Langarmhemd dazu. Der Verkäufer rechnet, will 310 Liren für alles - über 100  Franken - zu teuer! Ich will ihn drücken. Er kommt auf 300 - ich biete 270 - er verräumt die Sachen und erklärt, das sei nicht realistisch - hm finde ich gar nicht. Er muss den Chef fragen - dieser muss aber telefonieren - hat keine Zeit einen Preis für einen Touri zu machen - ich warte ein, zwei Minuten - dann wird mir das zu dumm - ich verlasse das Geschäft - Verkäufer und Chef springen mir nach und kommen auf 290 runter. Ich erkläre, dass ich nicht ewig warten wolle, bis ich bedient würde - das Geschäft sei nun halt für sie gelaufen. Es hat gleich um die Ecke noch andere ähnliche Geschäfte. Da gehe ich hin und realisiere, dass ich in keinem anderen Geschäft so gute Preise kriege, wie im ersten Geschäft - morgen Nachmittag werde ich wohl im ersten Geschäft  reuig anschleichen und schauen, dass ich es für 290 bekomme...

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Do

21

Mai

2015

Die Nadel im Heuhaufen...

Gestern am späteren Nachmittag, als ich aus der Stadt zurückkehrte, fand ich auf meinem Bett ein Zettelchen - die Thaigirls, die kaum mit mir gesprochen haben, haben sich schriftlich verabschiedet  - hat mich sehr gefreut >:-))!

Gestern Abend hat mir mein Mitbewohner aus Hongkong, der im Bett über mir hauste, noch sein Elend gejammert - er fühlte sich in Istanbul überfordert, gar nicht wohl, die Leute wären nicht "nice" man hat ihn offenbar mehrmals über den Tisch gezogen bzw. ist er in einem Tag in mehrere Tourifallen getappt - er hat nach einem Tag Istanbul beschlossen, heute Morgen früh Richtung Westeuropa zu reisen. Er ist 32 und sollte für sein Alter deutlich schlanker sein - ich fürchtete jeweils um ihn, wenn er auf das obere Bett steigen musste bzw. wieder runter wollte.. Wie auch immer. Wir diskutieren noch die Situation in HongKong, die Demokratiebewegung in HongKong, die Zuwanderung aus China, etwas über unsere Reisepläne und da er die von mir anvisierten Länder nicht kannte, öffneten wir Google Maps - und so reisten wir meine Route mal ab, schauten in Google Bilder von Shiraz, Isfahan, Samarkand oder Buchara an - mein Herz schlägt höher - er findet das zwar schöne und interessante Städte, aber er will nach Westen - irgendwie logisch, wenn man aus dem Osten kommt...  

So war das Lichterlöschen gestern recht spät und heute Morgen kämpft er sich dann mehrmals von seinem Bett runter und wieder rauf, bis er fertig gepackt hatte und das Zimmer kurz nach 06.00 Uhr verliess - eine flüchtige, interessante Begegnung und ein Abschied mehr... Die Welt ist voller Reisender - mit unterschiedlichster Herkunft, Ziele und Motivation - und Flüchtlingen..

Heute wieder ein langes Frühstück auf dem Dach, ein E-Mail von Eva, welche bereits auf Sri Lanka angekommen ist - von ihr habe ich mich leider nicht persönlich verabschieden können, weil wir uns verpasst haben - schade, sehr schade!! - war sehr schön, die Zeit mir Dir hier in Istanbul, liebe Eva!!

GUTE REISE UND ALLES LIEBE - EVA MIT OHNE PLAN!!

Möge er sich erfüllen, Dein NO-PLAN...!!

Dann war ich lange im Basar unterwegs auf der Suche nach Trekkinghosen - das war mein "Tagesprojekt"...

Nicht unspannend... - aber der Reihe nach...

Kirtap im ägyptischen Basar / Spice Bazaar in Istanbul - für mich nach wie vor der schönste Basar von Istanbul - viel authentischer als der Grand Basar, der zu touristisch ist - auch wenn die Hallen dort allenfalls (optisch) historischer sind.

Hinter dem ägyptischen Basar / Spice Bazaar erschliesst sich dem neugierigen Besucher ein grosses Marktviertel, in welchem auch die Locals/die Einheimischen einkaufen. Dort findet man alles, was man braucht und für mein Auge vor allem ganz viel anderes, sehr viel anderes... Bin schon fast ein Einheimischer, der unter der Flagge des Landes die nebst Kebab wohl berühmteste Speise des Landes vertilgt:  Dürüm...

Dieser Strassenhändler jongliert auf seinem Kopf äusserst behände und ebenso elegant seine gefüllten Brote - in seiner rechten Hand trägt er das Tischchen, auf welchem er seinen Korb jederzeit an Ort und stelle abstellen und präsentieren kann, wenn ein Kunde sich seine Auslage anschauen oder eines der gefüllten Brote kaufen möchte - selbst-verständlich macht der Händler auch lautstark auf sich bzw. seine Produkte aufmerksam - Multitasking halt...

Harte Arbeit für ein paar Liren am Tag - ich kann und will mir nicht vorstellen, wie Menschen davon leben können/müssen...

Wie mein Pa gestern richtig bemerkte, ging mir mein "Märten" gestern fast im wahrsten Sinne des Wortes in die Hosen. Das heisst, ich ging ohne lange Velohosen heim - solche brauche ich jedoch im Iran. Da ist es nach meinem Wissen eben nicht gerne gesehen, wenn Männer zu viel Haut zeigen - daher will ich dort nicht in den kurzen Velohosen einfahren und mit meinen Velowaden unnötige Aufmerksamkeit erregen...

Daheim in meinem Möbel- und Kleiderlager liegen noch einige Trekkinghosen - habe beim Räumen und Packen einfach nicht weit genug gedacht und zwei Paar eingepackt... Daher war ich eben auch etwas zurückhaltend gestern, die erst-besten Hosen im Outdoorshop zu kaufen - auch wenn das an der Tatsache, dass ich daheim mehr als genug Trekkinghosen habe nichts ändert - denn die sind daheim - ich hier in Istanbul.

Wie auch immer. Habe heute Morgen eine Mitarbeiterin im Hostel gefragt, wo ich denn am besten hingehe für solche Hosen. Sie meinte: Geh nach Eminönü im Marktviertel hinter dem Spice Bazaar findest Du solche Hosen bestimmt - günstig - ...!

So hab ich mich also aufgemacht auf die Suche nach der Hose im Marktviertel oder eben der Nadel im Heuhaufen... Das Marktviertel ist thematisch aufgebaut: Strassen und Gassen mit Handtaschen/Schuhe, Vorhänge/Innendekroation, Schmuck, Geschirr, ..., ..., Unterwäsche/Pijamas, ..., ..., und Kleider aller Art.

Zuerst also die richtigen Strassen und Gassen finden und dann im Kleiderbereich Trekkinghosen oder so - das mein Plan. Auf dem Weg durch den Markt, den ich ja schon mit Papi und Gaby besucht habe, fallen mir einmal mehr die Gegensätze auf: Da kaufen traditionell gekleidete, mehr oder weniger stark verhüllte Frauen ein, begleitet von westlich bis offenherzig bekleideten Frauen, Einheimische, Touristen. So bunt wie die Menschenschar, die sich durch die engen Gassen drückt, so bunt ist das Angebot: Da werden tratitionell geschnittene Damenkleider verkauft (also kaum figurbetont geschnitten - für meine westlich geprägten Augen wenig stylisch) und wenige Meter später wird ganz offensiv Damen- und Herrenwäsche ausgestellt, die ich landläufig als Reizwäsche bezeichnen würde - wo man für sein Geld also sehr wenig Stoff bekommt - und davor verhüllte Frauen, die sich die Auslage anschauen. Und ja, es gibt auch fliegende Händler hier, die die blauen Pillen anbieten (logisch das Original - wer's glaubt, zahlt einen Taler), Präservative und Sprays, welche offenbar jeden Mann zum Tier machen - und um 17 Uhr ruft dann der Muezzin - das alles geht mit- und nebeneinander in Istanbul - und das finde ich grad einfach sehr schön und spannend (auch wenn hier auch nicht alles Gold ist, was glänzt - wie überall auf der Welt - obwohl hier sehr viel "Gold" glänzt...!).

Ich brauche aber weder knackige Unterwäsche noch andere Hilfsmittel. Ich brauch einfach biedere Trekkinghosen oder so. Trainerhosen in dickem Stoff gibt es zu Hauf - im wörtlichen Sinne:  Auf Haufen - günstig angeboten. In solchen Hosen würde ich aber auf den ersten Kilometern sicher einen Hitzschlag erleiden...  Es ist nicht einfach, mich in diesem Gewühl von Menschen und Angeboten zu orientieren und zu finden was ich suche - die Hose im Heuhaufen oder so. Es will mir auch niemand verraten können, ob/wo ich meine Trekkinghosen finden könne - obwohl ich solche ja trage und genau zeigen kann, was ich suche... Mir wird es langsam zu dumm und ich entscheide mich, im Outdoorshop ein paar Hosen zu holen - fertig, Schluss! Da lande ich doch tatsächlich an einem Stand, wo sie dünne kurze Hosen anbieten - he, wenn der diese kurzen Hosen nun auch mit langen Beinen hätte, dann würde ich solche kaufen und meine aktuellen Trekkinghosen halt als zivile Hosen nutzen, auch wenn sie zu weit sind...  

Und siehe da: Es gibt so was ähnliches in lang - nicht die Qualität die ich mir gewünscht habe - aber OK. Beim Preis scheitert der Deal schon fast wieder. Der Verkäufer will 20 Liren für die Hosen - ich will ihn auf 15 drücken - er zeigt mir, welche Hosen er für 15 Liren anbietet, die sind auch so angeschrieben.

Er deutet mir, wenn ich nur 15 Liren bezahlen wolle, könne ich von diesem Haufen Hosen kaufen. Die, die ich in den Händen habe würden 20 Liren kosten. OK, dann lege ich sie zurück, denke ich und will ihn damit etwas provozieren, bestätige ihm: 15 Liren! Er zeigt sich in keiner Weise beeindruckt und verräumt die Hosen und zuckt mit den Achseln. OK - ich habe verstanden - 1:0 für den Händler: Ich lege  ihm 20 Liren hin - er packt mir die Hosen ein. Für die 5 Liren, die ich ihn drücken wollte, hätte ich einen türkischen Kaffee trinken gehen können und hätte mein Spiel gewonnen. Aber ich will nicht nochmals eine Stunde über den Markt gehen und suchen, was es hier wohl eh nicht gibt. Im Vergleich zu gestern habe ich ja eh eine Stange Geld gespart... Hoffe, die Hosen halten der Belastung stand - meine vor knapp drei Wochen günstig erhandelten Nike-Schuhe lösen sich nämlich langsam auf, die Sohle macht sich selbständig. Aber im Iran gibt es sicher auch Schuhe - und wieder günstige Hosen..!

Nun sitze ich in meinen neuen Hosen und dem   dem Langarmveloshirt auf dem Dach - alle anderen Kleider sind in der Waschmaschine - wer weiss, wann ich wieder eine solche antreffe...

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Fr

22

Mai

2015

Auf zu neuen Abenteuern...

Liebe Alle

JA: Auf zu neuen Abenteuern!

Ich reise demnächst aus Istanbul ab, um die Länder Zentralaisiens zu erfahren. Wie es dort mit Internet und elektronischer Kommunikation funktioniert, werde ich erst vor Ort sicher erfahren. Ich höre und lese darüber viel -  widersprüchlich.  Also muss ich selber schauen gehen. Es kann jedoch durchaus sein, dass ich mich dann länger oder sogar lange nicht mehr melde, Tage, Wochen, Monate? Das heisst dann in keiner Weise, dass mir etwas zugestossen wäre. Das heisst nur, dass die Free-WiFi-Dichte dann nicht mehr so hoch ist, wie sie das in den letzten Wochen war. Da war ich ja arg verwöhnt und konnte Euch intensiv beblogen... 

So bin ich sehr glücklich und froh, habe ich mit allen meinen allerengsten Liebsten nochmals ausführlich skypen können - mit meinen Eltern und meiner Schwester sogar in einer "Online-Familienkonferenz" >:-)) das war schön und lustig zugleich. So habe ich nochmals emotional auftanken können:

WOW!! BIN ICH WUNDERBAR AUFGEHOBEN UND GETRAGEN IN FAMIIE UND BEZIEHUNG - DAS TUT EXTREM GUT - TAUSEND DANK, MEINE LIEBEN!!

Das Nepalthesi hörte ich oft sagen: Ohne die Menschen daheim, geht eine solche Reise nicht - und ich weiss je länger je mehr, was sie damit wirklich gemeint haben könnte...!!

Aktuell fühle ich mich grad etwas ambivalent gestimmt. Einerseits freue ich mich, Istanbul (endlich) zu verlassen - es hat mir sehr gut gefallen hier, ich fühlte mich wohl, es ging mir gut, sehr gut! ABER: Es wird Zeit, dass wieder Bewegung in meine Reise kommt!! Vorfreude macht sich breit, auf das was kommt - gleichzeitig mischt sich auch eine An-Spannung unter meine Emotionen und die Frage, ob ich das Neue in den neuen Ländern, in denen ich z.B. die Schrift definitiv nicht mehr lesen kann (!), auch so souverän meistere, wie mir das bisher gelungen ist. Hier in Istanbul war ja schlussendlich alles so einfach, gäbig, praktisch, easy, nachdem ich mein Hostel in den Wirren des 1. Mai 2015 schlussendlich mal gefunden hatte - und seither habe ich mir hier mein Dorf gebaut und mich souverän in der Stadt bewegen können... Nun geht's ab in's Unbekannte, auf zu neuen Abenteuern - mit ganz neuen Kulturen, Sprachen, Speisen, Getränken, Sitten und Bräuchen - und ab 18. Juni 2015 erlebe ich dann den Fastenmonat Ramadan und kann mir darüber endlich auch mal ein eigenes Bild machen...

Ja neue Abenteuer sind halt auch mit neuer Spannung verbunden - und das ist grundsätzlich gut so - das habe ich mir für meine Reise gewünscht und gesucht und werde es weiterhin finden - und meistern! Ich bin guter Dinge und die Vorfreude überdeckt die An-Spannung absolut. Und das ist gut so, sehr gut!!

Liebe Grüsse und bis später mal wieder - aus Zentralasien - so cool!!

Patrik Kirtap

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So

24

Mai

2015

Ein voller Bus ist voll...!

Liebe Alle

Erinnert Ihr Euch, dass der Reisebüromensch mir in Istanbul zuerst gesagt hat, der 11 Uhr Bus nach Dogubayazit wäre voll - mir dann aber doch für eben diesen Bus ein Ticket vermittelt hat?

Ich dachte damals ja, dass es Probleme geben würde mit dem Transport von Passpartu, weil es in einem vollen Bus sicher sehr viel Gepäck haben würde... 

Aber alles der Reihe nach...

Ich war - wie für mich nach wie vor üblich - deutlich zu früh am grossen Busbahnhof in Istanbul. Da gibt es im Fall 184 Perrons, von welchen Busse abfahren. Mein Bus sollte ab Perron 50 fahren - der Reisebüromensch hat mir geraten, es rechtzeitig vorher zu checken, falls das Perron ändern würde. Perron 50 finde ich locker - hier kann ich ja noch alles lesen. Das Schalterpersonal bestätigt, dass mein Bus um 11 Uhr ab Perron 50 fahre - ich um 10.30 Uhr da sein soll - und NEIN!, Passpartu einzuladen sei NO PROBLEM!!

OK Jungs - das gefällt mir so, das höre ich sehr gerne, Musik in meinen Ohren! - und ich frage Euch gar nicht erst, ob ich Passpartu allenfalls doch zerlegen müsse, sonst kommt einer von Euch noch auf die Idee "JA" zu sagen...

Setze mich also noch in ein Café wo es WiFi gibt, trinke genüsslich türkischen Café und esse ein Börek zum Frühstück, die Sonne brennt schon recht stark vom blauen Himmel...

Dann rechtzeitig zu Perron 50, zu den Szenen eines Ladeprozesses, dessen Logik ich nicht zu durchschauen vermochte - aber klar davon ausgehen konnte bzw. musste, dass es am Schluss klappt, weil die Jungs hier ja nicht zum ersten Mal einen vollen Bus mit Gepäck beladen dürften - auch wenn es für mich danach ausgesehen hat und sie sich mit Passpartu schlussendlich doch sehr schwer getan haben... 

Es war unschwer zu erkennen, dass ich mit Passpartu samt mobiler Haushaltung nicht der einzige Passagier mit viel Gepäck war...

Doch meine Befürchtungen sollten völlig übertroffen werden, als das Gepäck - oder eher Umzugsgut?!! - eines Hochzeitspaares von einem Lieferwagen abgeladen wurde, welches in den Bus hat verladen werden müssen. Diese für mich unglaubliche Szene war offenbar einzig für mich überraschend - quasi so überrascht hat das Buspersonal (2 Chauffeure, 1 Stewart) nämlich auf mich reagiert, dass ich ein Velo dabei habe - das Schalterpersonal hat da viel cooler auf Passpartu und mich reagiert...

So schau durch meine Augen...

In erster Priorität hat man sich um die Aussteuer des Hochzeitspaares gekümmert, welches Säcke, Kartonkisten, Koffer, Pfannen, Teppiche, Spiegel, Bilder und mindestens zwei Truhen umfasste, welche wir als Kinder früher "Windeltruhen" genannt haben. Passpartu und ich wurden zur Seite geschoben - habe uns aber immer wieder ins Spiel gebracht, was nicht nur geschätzt wurde... 

Das Einladen von Passpartu hatte dann noch so seine Tücken. Die Jungs von der Busgesellschaft wollten nicht checken, dass sie Passpartu schräg/diagonal einladen müssten, um ihn unter der Vertiefung in der Decke des Laderaums durchzuschieben und ihn anschliessend wieder aufstellen sollten, damit die Vertiefung in der Decke über seiner Stange zwischen seinen höchsten Punkten - Sattel und Lenker - Platz findet. Ich habe wiederholt versucht, es ihnen zu deuten und wollte auch selber in den Laderaum steigen um es zu zeigen - das wurde mir jedoch vehement verwehrt. Sie konnten Passpartu drehen und wenden wie sie wollten: Er wurde nicht kürzer und nicht kleiner... Doch dann kam einer der Jungs auf die Idee, Passpartu schräg/diagonal einzuladen... Fast wie im wirklichen Leben: Man kann sagen, was man will - oder auch gegen Wände reden...  >:-))  ...

Schlussendlich findet Passpartu seinen Platz im Laderaum und wird mit dem Gummizug, mit dem ich das Zelt befestige, einmal mehr festgeschnallt. Rund um ihn herum wird fröhlich weiter Gepäck eingeladen... Lucky der Froschkönig lugt zwar noch immer frech aber nur noch knapp aus der Ladelucke... - ich sorge mich bei diesem Anblick um Passpartu, den Wechsler und die Speichen die von den vielen Koffern und Kisten beschädigt werden könnten... Doch es gibt keine andere Möglichkeit - ausser hoffen...

Und dann kommen sie bereits auf mich zu, die 4, 5 Jungs, die eingeladen haben und reden auf mich ein - fast bedrohlich wirkte ihr Auftritt, so geschlossen stehen sie vor mir. Selbstverständlich können sie nur türkisch - also spreche ich Schweizerdeutsch mit ihnen um zu zeigen, dass wir uns nicht verstehen und gemeinsam einen Weg finden müssen. Englisch ging auch nicht - ausser "Money, Money" haben sie kein anderes Wort bereit. Das habe ich erwartet, dass ich für das Gepäck bezahlen muss. Sie wollten 50 Liren - ganz schön viel, wenn mein Ticket nur 80 kostet (ohne Zuschlag vom Reisebüro). Verhandeln aussichtslos, also bezahle ich die 50 Liren und frage mich, was das einheimische Hochzeitspaar wohl für sein Umzugsgut  abdrücken muss - mer wei nid grüble... (für meine nicht CH-Leser: Wir wollen nicht grübeln - also dieser Frage nicht vertiefter auf den Grund gehen...).

Als das Brautpaar dann eine Station vor Dogubayazit aussteigt, steht wieder ein Kleinlaster bereit, dessen Ladefläche sie mit ihrem Gepäck problemlos füllen...!!!

Die Busfahrt dauerte dann wie angekündigt ihre 21 Stunden. Es war ein Stewart mit an Bord, der immer umgehend nach den Verpflegungspausen auf den Raststätten mit seinem wackligen Wägelchen durch den Gang des Buses gezogen ist und wie im Flieger Getränke ausgeteilt hat - unmittelbar nachdem man auf der Raststätte war. Was soll's - dafür konnte man anschliessend schlafen...

Ich habe zum ersten Mal eine so grosse In-Land-Busreise miterlebt - als Jugendlicher bin ich mal mit dem Marti Car (nicht CH-Leser: Marti Car ist in der Schweiz eine Institution - fast wie das Matterhorn...) nach Spanien in die Ferien gefahren. Von der ganzen Bus-Infrastruktur hier bin ich aber schon beeindruckt!! Metro, des Busunternehmen, mit welchem ich gereist bin, hat eine total gute Infrastruktur entlang der Route. Die betreiben zum Teil eigene, öffentliche Raststätten, welche von den Metrobussen natürlich auch angesteuert werden - so gibt der Passagier sein Geld bei Metro aus - clever! Da ist alles sauber und es gibt Shops, wo man während Cay-Pausen  kaufen kann, was keiner braucht, sich verpflegen kann und natürlich saubere Toiletten und eine Moschee. Der Bus hat ca. alle 2.5 Stunden angehalten für ca. 15-20 Minuten. Jeder Bus hat eine Nummer, damit man dann auch wieder in den richtigen Metro-Bus steigt - und diese Nummer steht auch auf dem Ticket - alles durchorganisiert...

Es war auch schön, aus dem Bus die Veränderung der Landschaft zu erleben - noch schöner wäre das sicher auf dem Velo gewesen - aber mein Plan ist bekanntlich ein anderer - und das ist gut so! Hinter Istanbul ist die Landschaft sehr grün, hügelig, viel Landwirtschaft wobei ich vor allem kleine Höfe zu erkennen glaubte - und mächtige, von dichtem Laubwald überzogene Hügelzüge. Je östlicher mich die Reise führte, je weiter wurde die Landschaft. Ich war überrascht, als in einer Gegend Reis angebaut wurde - aber ich reise ja gegen Asien...!

Dann wurde es schon Abend und dunkel. War es tagsüber im Bus heiss, wurde es nachts eher kühl/kalt - bei den Stops realisierte ich, wie frisch die Nächte wirklich sind, als ich mir die Beine auf den Raststätten vertreten habe - brrr... Gefühlt keine 10 Grad - gemäss Thermometer 8 Grad... Mein "Heimwehschal" wärmt mir in dieser Nacht nicht nur mein Herz - er wärmt mich auch physisch. Und das geniesse ich sehr!

Ich hatte phasenweise WiFi im Bus, habe etwas WahtsApplen können zum Zeitvertreib und habe sogar noch die USB-Buchse gefunden, an welcher ich meine Handys (ich habe ja eines mit CH-Nummer und ein altes iPhone, welches Papi mir mitgebracht hat, mit einer türkischen SIM-Karte - türkisch telefoniere ich für 8 Franken/Stunde in die Schweiz - die Swisscom nimmt für die gleiche Dienstleistun min. 120 Franken/Stunde - Faktor 15 - unglaublich!!!) und meinen IPod aufladen konnte und hatte so die ganze Busfahrt über immer genug Strom - so gut, hatte ich die Ladekabel im Handgepäck!! Andrea Berg hat mich dann in den oberflächlichen Schlaf gesungen und das aufblasbare Kissen, welches ich mir für 3 Liren auf einem Metroparkplatz gekauft habe, hat meinen Kopf gestützt - solange es die Luft behalten hat... Kurz und gut: Bequem war es nicht sonderlich - aber absolut OK war die Busfahrt unbedingt und ich hatte auch immer den Eindruck, der Chauffeur fahre sorgfältig und sicher!! Mit andern Worten: Ich würde jederzeit wieder einstiegen bei Metro!!

Am frühen Morgen dann die hohen und schneebedeckten Berge - selten ein Baum. Dogubayazit liegt ja gemäss Internet auf knapp 1600 müM. Das erklärt auch die kühlen Nächte...

In Dogubayazit angekommen sattle ich Passpartu, der die Busfahrt heil überstanden hat >:-)))!!!

Ich bin froh ist alles Gepäck angekommen. Zwei Kinder ca. 6 und 8 Jahre alt, kommen mit einer Personenwaage auf mich zu und wollen für ihre Dienstleistung 1 Lire (35 Rappen). Also, mich nimmt es ja auch wunder, wie sich mein Gewicht entwickelt hat. Der erste Wiegeversuch scheitert - die Waage kollabiert, als ich mich auf sie stelle - die beiden Kinder flink, sofort Reset - zweiter Versuch - die Wage hält meinem Gewicht stand (ja die Platten an den Veloschuhen für das Klickpedal sind wohl zu schwer...). Ich stelle fest: Muskelmass ist schwerer als Fett und die Richtung der Gewichtsveränderung stimmt - trotz langer Ruhephase in Istanbul und Baklava und Espressolab... Die Kids mit der Waage sind völlig begeistert von meinem beladenen Velo und finden den Velohelm offensichtlich recht schräg - sie schauen sich den genau an, lachen und setzen ihn sich gegenseitig auf, was beim jeweiligen Kumpel schallendes Gelächter auslöst... Ja ohne Helm radle ich hier nicht, auch wenn's vielleicht doof ausschaut...!!

Ich radle in Richtung Stadt, will den Camping finden, der mir vom Nepalthesi empfohlen wurde. Die Menschen kennen den Camping nicht bzw. schicken mich in die verschiedensten Richtungen. Da stehe ich plötzlich vor dem Hotel, welches mir das Nepalthesi als Alternative zum Camping empfohlen hat. OK, gehe mal fragen, was die für ein Zimmer wollen. Haltet Euch fest: Inkl. Frühstück kostet das Zimmer 50 Liren/Nacht - 17 Franken. Das finde ich jetzt grad sehr ok und ich nehme ein Zimmer für noch unbestimmte Zeit. Es werden mir unaufgefordert zwei Zimmer gezeigt. UND KLAR!! Warmes Wasser haben wir hier "ALL TIME" erklärt der nette Herr vom Empfang, der per Telefon extra bestellt wurde, weil er Englisch spricht und mich durch das Hotel fühlt.

Als ich dann unter die Dusche stehe kommt aber GAR KEIN WASSER! Grr - also runter zur Rezeption - nachfragen. Da wird mir erklärt, sie hätten aktuell ein Problem mit dem Wasser, weil die Strasse vor dem Hotel doch saniert werde. Ich zeige Verständnis, versuche aber klar zu machen, das man mir das hätte sagen können. Es werden die Fenster zur Strasse aufgerissen und lautstark mit einem Handwerker diskutiert - mir scheint sogar Klartext gesprochen. Dann freundlich zu mir, es sei ärgerlich, dass sie nie wüssten, ob bzw. wann es Wasser habe... Aber nun sei es OK - in 30 Minuten habe es Wasser - auch warmes für den Rest des Tages. OK ich sage, dass ich in einer Stunde zurück sei - als ich das Hotel verlasse um in die Stadt zu gehen, stehen Zisternenwagen vor dem Haus und betanken die Zisterne des Hotels - also definitiv kein Trinkwasser im Zimmer - hier sind die Menschen nicht so verwöhnt wie wir in der Schweiz, wo wir sogar die Toilette mit 1A-Trinkwasser spülen!! Ich gehe in die Stadt und geniesse es, mich durch diese so ganz andere Stadt treiben zu lassen, durch diese so ganz andere Türkei - dass ich verschwitzt bin und nicht so frisch dufte, stört mich plötzlich gar nicht mehr - zu sehr vereinnahmen mich die Eindrücke - vielleicht bin ich auch einfach zu müde von der langen Reise....

Hier im Osten der Türkei wirkt die Landschaft, die Menschen, die Infrastruktur auf mich viel karger, ärmlicher als im Westen des Landes - und insbesondere als in der Innenstadt von Istanbul.

Fühle mich sehr wohl in dieser einfachen, jedoch  funktionierenden und herzlichen Umgebung. Ich spaziere durch die Stadt und suche mir ein Café für mein Frühstück - finde einen hübschen Platz unweit der Moschee, wo es Cay gibt - und sich nur Männer unter den bunten Sonnenschirmen versammelt haben. Da zieht es mich hin, diese Stimmung aufnehmen. Kaufe mir ein mit Kartoffeln (?) gefülltes Brot und trinke auf dem erwähnten Platz dazu Cay.  Einfach nur schön, diese Stimmung aufnehmen zu können. Eine Stimmung, wie ich sie mir so vorgestellt und zu erleben mir gewünscht habe im Vorfeld meiner Reise - und nun ist es Realität - das macht mich grad sehr glücklich, dankbar und demütig - ...!!!  Und entschädigt grad dafür, dass ich nicht duschen konnte - ich kaufe mir halt noch zwei grosse PET-Flaschen Wasser, und staube mich halt im Notfall damit in der Dusche etwas ab - ... - alles kein wirkliches Problem! Als ich zurückkomme, hat es Wasser - aber nur kalt. Ich bin ein Mann, dusche kalt und krieche dann für eine kurze Erholungspause unter meinen Schlafsack auf mein Bett (die angebotene Wolldecke habe ich viel lieber gegen meinen kuschligen Dauenenschlafsack ersetzt...) - fange an den Blog zu schreiben und schlafe darüber ein... Hoffe Ihr nicht auch beim Lesen!!!

Gute 40 Minuten später erwache ich und höre Wasser rauschen aus dem Zimmer über mir - da duscht jemand - ABER so lange duscht niemand mit kaltem Wasser, selbst der härteste Kerl nicht - das heisst: Warmes Wasser!! Und siehe da: Warmes Wasser auch in meiner Dusche - was für ein unerwartetes Fest >:-))) Froh zu sein bedarf es wenig - und doch ist mir sehr bewusst, dass das hier grad keine Selbstverständlichkeit ist!!! Ich entscheide, heute noch den  Ishak-Pascha-Palast zu besuchen - doch als ich das Hotel verlasse, regnet es  - später gewittert es und ich bin doch froh, im Hotel gelandet zu sein... Den Palast besuche ich in den nächsten Tagen - ich habe ja Zeit...!!!


Noch der Versuch, die Stimmung bim Frühstücks-Cay einzufangen, zu beschreiben...:

Gerne hätte ich den Cay Wirt in Action fotografiert, wie er mit dem Wasser und dem Tee jongliert oder die vielen kleinen Cay-Gläser in Tulpenform serviert - er wollte sich aber neben seinem Cay-Ofen fotografieren lassen und hat sich ganz stolz hingestellt  - zu recht!

Die unheimlich starke, spürbare Präsenz, mit welchen sich die Männer in solchen Runden begegnen fasziniert mich immer wieder - keine Oberflächlichkeiten... 

Ich sitze sehr lange auf diesem Platz und lasse alles auf mich wirken - am Schluss habe ich für vier Cay gerade mal 2 Liren zu bezahlen - 70 Rappen...

So, da habe ich wieder viel geschrieben - nochmals vom WiFi profitiert... Ihr habt ja aber ein verlängertes Wochenende und sicher Zeit, meinen Blog zu lesen...!!!

Meine Blog-Präsenz wird sich in den folgenden Ländern sicher reduzieren... 

Hier ist es nun bald 20 Uhr - und ich gehe noch schnell was essen  - und dann SCHLAFEN!!

Herzlichst in die Welt hinaus

Patrik Kirtap

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Mo

25

Mai

2015

Passpartu ist weg...!

Liebe Alle

Gestern Abend auf dem Heimweg vom Nachtessen habe ich mit meiner Mutter telefoniert - fröhlich gequaselt, erzählt, dass es mir sehr gut geht, was ich erlebt und gesehen habe, erfahren, wie es ihr geht - komme ins Treppenhaus des Hotels und erschrecke mich heftig - mein Herz bleibt stehen:

Passpartu ist weg. Als ich zum Nachtessen ging stand er noch da unter der Treppe geschützt vor fremden Blicken - jetzt ist er W E G ...!!  

Meine Mutter merkt am Telefon sofort, dass etwas nicht stimmt - sie fragt nach - ich ganz aufgeregt: Mami, mein Velo ist weg - Passpartu ist weg!! Sie meint: Ui Nein!

Ich eile zur Rezeption, will Hilfe holen und realisiere erst da oben, dass ich bereits Hilfe bekommen habe: Der Nachportier hat Passpartu zu sich in die Lobby geholt, die sich im ersten Stock befindet - besser sei besser, meint/deutet er - und lächelt, versteht meine Aufregung wohl nicht...

Passpartu jedoch steht da ganz zufrieden im hintern Bereich der Lobby - und ich kann wieder atmen... 

Sage dem Nachtportier, dass ich eben grad sehr geschockt gewesen sei - er lächelt nur und meint NO PROBLEM...

Hinterher muss ich über mich selber lachen - warum rechne ich ich immer mit dem Schlimmsten - ...

Es gibt noch viel zu lernen Kirtap!!

 

Doch ehrlich: Wer von Euch hat beim Lesen nicht auch gleich gedacht "jetzt ist ihm das Velo geklaut worden!! Das musste ja passieren in diesen schwierigen Ländern!!"??

 

Ich sage nicht, dass das nicht passiere kann - seit damals in meiner  Wohnung in einem "guten" Quartier in Bern eingebrochen wurde, als ich daheim geschlafen habe, weiss ich: Dir kann alles passieren - nur möchte ich lernen cooler zu reagieren - ein langer Weg - ob ein Jahr reisen dafür reicht - ich sage es Euch im Frühling 2016... 

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Mo

25

Mai

2015

Ein unerwartet dichter Tag...

Liebe Alle

Da setze ich nur schnell die Füsse vor mein Hotel und erlebe einen unheimlich dichten Tag...

Einen immer wieder verregneten Tag - aber perfekt für mich - auch zum bloggen, was das Zeugs hält. Draussen kann ich nichts mehr verpassen, so viel Schönes habe ich heute erleben dürfen... Und bei Regen zu bloggen und zu dösen - wunderbar...

Doch auch heute wieder der Reihe nach...:

Ich habe gut und äusserst erholsam geschlafen, ein perfektes Frühstück genossen mit Frischkäse, Oliven, Gurken, Tomaten, Käse, Brot - und natürlich Cay - reichhaltig!

Dann auf in die Stadt - Postkarten kaufen und diese bei Cay auf dem Platz bei der Moschee schreiben. Der Verkäufer der Postkarten tippt den Preis in den Rechner 140 Liren - hallo? Ich bezahle doch für 7 Karten nicht fast 50 Franken!! Er erschrickt selber und muss lachen. Er korrigiert um eine Dezimalstelle auf 14 Liren - da kommen wir doch ins Geschäft. Auf 20 Liren kann er nicht rausgeben - also bekomme ich Postkarten als Rückgeld - oder er hat mehr Karten verkauft, als ich kaufen wollte :-)) - WIN-WIN...!

Beim Cay Wirt bekomme ich den Cay ungefragt mit Zitrone serviert, so wie ich das gestern gewünscht habe - hoppla man kennt meine Vorlieben hier schon. Habe versucht, Euch die Stimmung beim Cay Wirt einzufangen und ein kleines Video gedreht....

4 Cay später lasse ich mich weiter durch die Stadt treiben, lande vor der Moschee wo offenbar das Gebet eben zu Ende ist. Die Besucher kommen aus der Moschee und werden von den fliegenden Händlern bereits erwartet, die ihre Karren so positioniert haben, dass die Besucher der Moschee an ihnen vorbei müssen...

Ja und jeder Händler bietet seine Produkte besonders lauthals an - jeder hat offenbar die beste Qualität zum besten Preis - so muss es sein auf einem asiatischen Mark! Habe auch hier versucht, die Stimmung für Euch in einem Video etwas einzufangen...

Wie ihr im Video der Marktszene gesehen habt, regnet es hier immer mal wieder - so halt auch heute. Nie lange - aber immer wieder. Gegen halb zwei treibt mich ein Hüngerchen und ein weiterer Regen in eine Kebabbude, wo mir ein feines Chcickenkebab serviert wird - liebevoll auf Zeitungspapier angerichtet (unter dem Zeitungspapier gab es durchaus einen Teller...). Ergänzt mit einem Pepsi und einem Cay ist mein Mittagessen für 5 Liren perfekt

Ja, was kann Mann sonst noch machen, wenn es regnet - genau: Zum Berber, um mich mal wieder rasieren lassen. So einmal die Woche gönne ich mir diese Wellnessbehandlung. Berbershops gibt es hier am Laufmeter - also in den nächsten rein, wo ich noch einen Moment Platz nehmen und warten muss, bis ein Berber frei ist. Sofort wird mir ein Cay angeboten, um die Wartezeit zu verkürzen. Danke - aber ich hatte heute schon min. 10 Cay - meine Blase...

Bald bin ich an der Reihe und der Berber wirft sich ins Zeugs - ich werde dick eingeschäumt und rasiert - dieser Prozess wird 2x durchgeführt. Dann werden die Augenbrauen geschnitten, der Nacken ausrasiert und natürlich wieder mit dem Feuerzeug die Härchen am Ohr abgebrannt (das mag ich gar nicht - und freute mich, dass selbst ein einheimischer Kunde vor mir auch aufschreckte, als das Feuerzeug zu lange oder zu nah an seinem Ohr war...). Zum Schluss wird mir das Gesicht eingeseift und gewaschen, dann bekomme ich mit Aftershavebalsam eine Gesichtsmassage und werde zum Abschluss in eine gewaltige Wolke Rasierwasser gehüllt. Ich werde die nächsten 10 Tage nie mehr ungewaschen riechen können - auch wenn gar kein Wasser aus der  Dusche kommt... 

Adem, wie der Berber sich vorstellt, fragt, woher ich komme. Er kann Switzerland offenbar einordnen. Ich zeige ihm die Postkarte meiner Heimatstadt Bern. Er freut sich sehr darüber und staunt über das Münster und die Berge im Hintergrund, die beflaggte Altstadt und die Aareschlaufe, welche auf der Karte abgebildet sind. Ja, darüber freue ich mich auch -  ohne Heimweh - einfach so mit Freude, dass ich in dieser schönen Stadt wohnen durfte und wieder wohnen werde. Und das ist für mich auch grad gut so!

An einem Bild bleibt Adem aber besonders hängen: Dem Bild mit den Bären drauf. Ich versuche ihm zu erklären, dass die im Zoo leben - nicht frei in der Stadt - das gelingt mir wohl nicht so gut. Hoffe, Adem habe nun nicht den Eindruck, in der Schweiz würden Bären frei leben und das sei dort gefährlich... OK,  hin und wieder lebt ja ein Bär frei in der Schweiz - bis er ganz schnell geschossen oder von der Eisenbahn überfahren wird...

Die Postkarte macht die Runde im Berbersalon - bei Personal und Kunden - alle strahlen und staunen. Ich lasse sie mir später in der Stadt laminieren, damit ich sie noch lange rumliegen kann... Die Menschen freuen sich ganz offensichtlich daran ein Bild zu bekommen, woher die komischen Touris kommen...

Dann MUSS ich mit Adem einen Cay trinken - sonst würde ich ihn definitiv beleidigen. Also gut, gerne! Frage ihn, ob er mit mir auf ein Foto möchte - und wie er will! 

Der jüngste Mitarbeiter im Berbersalon, der Cay serviert, putzt und herumsteht (Lehrling?) wird als Fotograf angestellt. Er nimmt meinen Fotoapparat ganz ehrfürchtig in die Hand. Hat wohl noch nie ein solches Ding in den Händen gehalten - aber er begreift sehr schnell, wie das funktioniert - auch mit dem Zoom. Adem freut sich mit mir über unser Bild. Ich werde herzlichst verabschiedet - sogar geküsst, so wie Männer sich in der Türkei küssen: Sie drücken sich ihre Köpfe gegenseitig an die Schläfen - links, rechts. Mir scheint, Adem habe mich fast adoptiert... Irgendwie kam ich als Kunde - und ging als Freund - eine wunderbar herzliche Begegnung, die mich tief berührt...!! Eine Begegnung, die mir unter die Haut ging, so aufrichtig ehrlich interessiert und freundschaftlich kam sie bei mir an. Eine Begegnung, wie ich mir vor meiner Abreise Begegnungen erhofft und gewünscht habe, sie zu erleben - und nicht wusste, ob auch ich solche Begegnungen haben würde, wie andere Reisende sie hatten - ich habe sie - und bin einfach nur sehr glücklich darüber!!

Beschwingt von den guten Begegnungen in der Stadt entscheide ich mich, den Holländer auf dem Camping zu besuchen, von dem mir das Nepalthesi berichtet hat. Das Wetter ist mir zu unsicher, um zu Fuss oder mit Passpartu zu gehen. Die Strassen hier sind bei Regen wirklich matschig. So nehme ich ein Taxi. Der Fahrer spricht gut Englisch - stellt sich als Cuma vor - er sei auch Bergführer, habe viel mit Touristen zu tun, daher spreche er Englisch. Den Holländer treffe ich auf dem Camping nicht an, also zurück in die Stadt.

Auf dem Rückweg frage ich Cuma, ob er mich morgen zu den Sehenswürdigkeiten in und um Dogubayazit fahren könnte. Ja klar - das macht er gerne. Wir vereinbaren uns morgen um 09.00 Uhr zu treffen - dann führt er mich zu den Dörfern am Berg Ararat, zum Ishak Pasha Palast, zum Meteorkrater,  der Eisgrotte und anderen Orten. Das wird sicher gut, zumal das Wetter morgen Sonnig sein soll gemäss Internetprognose, die für die letzten beiden Tage auch gestimmt hat... Cuma hat zwar einen stolzen Tagesansatz - er lässt mit sich nicht verhandeln. Er sei einer der ganz wenigen, die hier Englisch sprechen würden - das habe seinen Preis. Hm - Marktwirtschaft pur... Ich entscheide mich, Fabiennes Sponsorbeitrag an meine Reise für diesen Tag einzusetzen und mache mir Morgen also einen "Fabienne-Tag"! Danke, liebe Fabienne!!

Der Regen motiviert mich, meine Videos hochzuladen und einen Mittagsschlaf zu machen - das geht gleichzeitig, weil die Videos je gut 30 Minuten haben, bis sie hochgeladen sind...

Bereite den Blog von heute vor und bringe dann die Postkarten zur Post (Hinweis an Papi: Die 2.50 Liren pro Karte sind OK - das hat die Post in Istanbul und hier bestätigt!). 

Auf dem Weg zu Post schaue ich meine Karten durch und sehe, dass ich auf einer Karte vergessen habe "Switzerland" unter die Adresse zu kritzeln. Hole das auf einer Ablagefläche vor einem Geschäft nach und werde von einem Herrn angesprochen, ob ich Radfahrer sei und in den Iran wolle. Ich bin eher überrascht - auch wenn ich mein Velolangarmshirt trage - aber er hat mich an meiner Ortlieb Lenkertasche erkannt. Bestätige ihm - mit einer gewissen Zurückhaltung - dass ich mit dem Fahrrad Richtung Iran unterwegs sei.

Er stellt sich als Mehmet vor - und bei mir fällt der Groschen! Ja klar - Du bist Mehmet!! Das Nepalthesi hat mir gesagt, Mehmet werde mich in Dogubayazit erkennen - der erkenne jeden Radfahrer. Meine Zurückhaltung weicht der Freude, das Mehmet mich entdeckt hat. Und ja, das untrügliche Erkennungszeichen hilft mir, Mehmet wirklich zu identifizieren!!

Wir vereinbaren uns morgen Abend zum The, nachdem ich von der Tour mit Cuma zurück bin - die beiden kennen sich übrigens sehr gut, wie Mehmet mir erklärt... Mehmet arbeitet als Fremdenführer und will mir noch Informationen zum Iran geben. Das kann mir nur nützen. Es funktioniert, das Übergeordnete. So genial!!!

Zurück im Hotel frage ich, was eine Taxifahrt zum Palast koste und erfahre, dass ich 30 bis 40 Liren rechnen müsse. Da hat mir Cuma gar keinen schlechten Preis gemacht für einen ganzen Tag!!

Tja, so geht ein ereignisreicher Tag für mich zu Ende mit wunderbaren Begegnungen, Szenen, Stimmungen - und Zeit für mich - sein - mich einstimmen auf dieses lebhafte, spannende, herzliche, hektische, chaotische und in sich so stimmige Zentralaisen...

Während ich viel Geduld brauche, um die Fotos zu laden läuft im Hintergrund natürlich - ja, ich stehe dazu! - Andrea Berg... Und da schnappe ich grad Zeilen von ihr auf, die so passend sind für meinen heutigen Tag - ja, manchmal liegt halt auch in einem Schlagertext ein Stück Wahrheit (Andrea Berg - Einmal Himmel und zurück):


Wieviele Träume bleiben ungeträumt?

Schieb das Leben nicht mehr auf,

bau den Drachen und steig hinauf

Es kommt kein Augenblick jemals zurück


Heute bin ich einfach nur grad sehr glücklich darüber, dass ich meinen Traum lebe und das Leben nicht mehr aufschiebe - im Wissen darum, dass ich daheim gut eingebettet bin und bleibe, während ich hier meinen Traum realisieren darf... Wie privilegiert ich doch bin!!


Herzlich in die Welt hinaus - unten noch zwei mir wichtige Fotos!!

Patrik Kirtap.

Adem der Berber und Patrik

Ihr glaubt gar nicht, wie viel Mühe es mich gekostet hat, dieses Bild hochzuladen - habe sicher 20 Versuche unternehmen müssen... Aber es hat sich sowas von gelohnt!!!

Mehmet trifft auf Patrik... -

Adolf Ogi würde sagen: FREUDE HERRSCHT!!!

Für meine nicht CH-Leser: Adolf Ogi war ein in der Schweiz sehr populärer Verteidigungsminister und Bundespräsident, der in einem Weltalltelefongespräch mit dem ersten und einzigen CH-Astronauten den Ausruf wagte "FREUDE HERRSCHT" - seither ist dies in der Schweiz ein stehender Begriff für freudige Ereignisse...

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Mo

25

Mai

2015

Wie ich so wohne...

Ja, wie ich so wohne für 17 Franken inkl. Frühstück will ich Euch noch zeigen - nein, nicht in einem Loch - in einem richtigen Zimmer. 

Habe Euch ein, zwei Bilder dazu - und ja, es ist sauber. Nicht clean - aber sauber. Die Teppiche nicht schlimmer als Kugelgarnteppiche die mir auch schon begegnet sind in der Schweiz (ein Insider...), in der Dusche trage ich eh Flipflops und das Bett ist absolut OK - ich könnte wohl noch günstiger wohnen und es wäre immer noch zumutbar bis gut...

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Di

26

Mai

2015

Und über allem thront der Ararat...!

Liebe Alle

Mein Tagesausflug war sehr schön - auch wenn wir nach 4 Stunden bereits zurück waren - dennoch habe ich sehr viel gesehen - alleine hätte ich das nie geschafft... 

Beim Frühstück eine deutschsprachige Familie am Nachbartisch. Nein aus Deutschland kämen sie nicht, erklären die Kinder! Aus Kanada - aha - warum dann Hochdeutsch? Die Mutter erklärt, sie sei Schweizerin, ihr Mann Deutscher und sie lebten in Kanada. Familiensprache sei deshalb Hochdeutsch. International. Getroffen in Dogubeyazit...

Bei schönstem Wetter treffe ich pünktlich um 09.00 Uhr auf Cuma - wie verabredet. Mehmet, mit welchem ich heute Abend noch zum Cay verabredet bin, war auch da.

Als erstes ging es zum Ararat - dieser zeigte sich jedoch mit einem Wolkenhut, wie der Niesen manchmal... (für die nicht CH-Leser: Der Niesen ist ein markanter Berg im Berner Oberland - hat die Form eine Pyramide - und eben hin und wieder einen Wolkenhut). Schade - aber dafür hatte ich in Cuma einen Guide, der hier wirklich jeden Stein, jede Türe und jeden Menschen kennt - von klein bis gross, von jung bis alt! Er ist hier als Kind von Nomaden aufgewachsen, wie er mir erzählt. Im Dorf, wo seine noch heute nomadisierende Familie jeweils überwintert, habe ich die Schule besuchen dürfen, wurde den Lehrern und den Kindern vorgestellt. Potzheimatland: Da herrscht Zucht und Ordnung - wenn der Lehrer ins Zimmer kommt steht die ganze Klasse stramm - aber sowas von stramm! Abgesehen davon waren die Kids hier, wie Kids nun mal sind - NEUGIERIG, laut, verspielt und lebhaft! Das tat mir sehr gut zu sehen - weckte aber auch etwas Heimweh nach "meiner Schule" an meinem ehemaligen Arbeitsplatz - Ä NEUE SCHRITT TUET JEDEM GUET... - die Velozeichnungen - der Kinderlärm (ich habe diesen Zukunftsmusik genannt), wenn die Schulbusse vorgefahren sind und die Kinder fröhlich und neugierig und lebendig ins Schulhaus gestürmt sind... - ja das wird jetzt grad mit etwas Wehmut wach - doch die Kids hier stehen in Lebendigkeit und Fröhlichkeit den Kids in meiner alten Funktion in nichts nach - und so freue ich mich an ihnen - coole Bande!!

Die drei Schulzimmer sind eher karg eingerichtet - aber es steht ein PC mit Drucker und Scanner da. Hoffe, die Kids lernen, mit diesen Dingern umzugehen - wichtig für ihre Zukunft! Fotos durfte ich - einerseits verständlich, andererseits schade - im Innern und von den Kids leider keine machen. 

Die Landschaft hier hat mich völlig fasziniert - diese weite Ebene - beidseitig von den Hügeln und Bergen begrenzt - und über allem thront der Ararat in einer einmaligen Erhabenheit -  GEWALTIG!! So ähnlich stelle ich mir die Mongolei vor - ähnlich, weil ich noch nie dort war... Diese Stille - nur der Wind... Die geschlossen angesiedelten Dörfer... Die weidenden Tiere (Kälber, Esel, Pferde, Schafe...) Den Ararat kann man übrigens besteigen - das sei NO PROBLEM - geübte Berggänger wären in drei Tagen oben - weniger geübte halt in vier bis fünf Tagen. Man muss nicht bergsteigen/klettern - wandern reicht! Ob ich meine Wanderfreunde aus der Schweiz davon überzeugen kann, mal den Ararat mit mir zu besteigen?? Es gibt offenbar fest eingerichtete Camps, wo die Wanderer übernachten können und bewirtet werden - Cuma war schon 507 mal oben - als Guide, wie er nicht ohne stolz berichtet.

Dann geht es weiter zur Grenze zum Iran, zum Meteorkrater. Cuma ist es an der Grenze wichtig, mir genau zu zeigen, durch welches Tor ich dann fahren muss und wir passieren zu Fuss sogar die ersten  Grenzhäuschen der türkischen Grenze, damit er mir den Weg zeigen kann - fast wie Bambi werde ich von ihm instruiert. Die Zöllner, die das nicht nur lustig finden, bringt er mit ein paar Sätzen zum Schweigen. Ein Zöllner kommt ganz aufgeregt angesprungen, als er meinen Fotoapparat sieht, fuchtelt mit seiner rechten Hand und ruft  "No Foto! No Foto!". Cuma regiert cool: Er fängt die rechte Hand des Zöllners ein und begrüsst ihn mit einem kräftigen Händedruckt - und setzt ihn so grad mal ausser Gefecht - und das so elegant, dass dieser sein Gesicht nicht wirklich verliert. Das muss ich mir merken! 

Nun weiss ich also, wo ich durchradeln muss - und die ersten Schwarzmarkt-Geldwechsler habe ich auch schon getroffen - solche warten dann auf der anderen Seite der Grenze auch wieder auf mich - und wohl auf meiner ganzen Reise durch den Iran...

Vor der Grenze zum Iran reihen sich die LKWs im Fall auf guten 20 Kilometer in Doppelkolonne auf - da werde ich dann locker-flockig Vorfahrt haben - während sie mehrere Tage warten, bis sie am Zoll sind und das Abfertigungsverfahren durchlaufen können.

Cuma erklärt mir auch, dass viele - vor allem ärmere - Menschen aus der Region in den Iran fahren, um dort einzukaufen. Im Iran sei alles massiv billiger! Die Menschen würden dann die Dinge nach Dogubeyazit bringen und hier verkaufen - vom Gewinn würden sie leben. Vor allem Lebensmittel wie Reis, Zucker, Gemüse würden aus dem Iran so importiert. Also gibt es auch hier einen Einkaufstourismus... Türken brauchen für den Iran kein Visum, können also beliebig oft hin und her und so fleissig Handel betreiben. Gut so.

Aber auch die Staaten Türkei und Iran betreiben Handel:  Die Türkei liefert Wasser in den Iran und bekommt offenbar "Oilgas" zurück.

Ich konnte den Meteorkrater besichtigen, der im streng bewachten Grenzgebiet zwischen der Türkei und Iran liegt. Ein eindrückliches "Loch", das sich jedoch als Folge der Erosion aber immer mehr auffüllt... Hier ist 1892 oder so ein Meteorit auf die Erde getroffen und hat ein gewaltiges Loch hinterlassen - das zweitgrösste seiner Art auf der Welt. Nur in  Mexiko soll es noch einen grösseren Krater geben...

Dann gings zu Noahs Arche - also dem Platz, wo die Arche gestrandet sein soll. Dieser Ort liegt auf der dem Ararat gegenüberliegenden Talseite. Mir wurde im Religionsunterricht aber beigebracht, dass die Arche auf dem Ararat gestrandet sei... - was soll ich nun glauben - glauben im Zusammenhang mit Religion doch recht wichtig!? Es braucht sehr viel Fantasie, um den Landeplatz der Arche zu erkennen. Amerikanische Wissenschaftler hätten das aber so herausgefunden bei Flugaufnahmen für die Landesvermessung. Nun, dann wird es schon stimmen - auch wenn ich nicht so recht dran glauben kann - aber ich bin weder Amerikaner noch Wissenschaftler...

Weiter ging unsere Fahrt über die Berge bis 2900 müM gemäss Cumas Erklärungen. Er ist ja auch Bergführer und hat mir unterwegs bei den Stops auch immer wieder Planzen und Gräser zu essen gegeben. Ein Kraut - es schmeckt nicht mal übel - sei besonders wirksam gegen Herzbeschwerden - gut zu wissen, falls mich meine Visafragen mal zu sehr stressen sollten...

Die Fahrt führte durch abgelegene Bergdörfer, wo die Menschen ein wirklich karges, einsames und hartes Leben fristen - belastend, solche auf mich beelendend wirkende Situationen zu sehen - und doch sind sie halt auch eine Realität dieser Gegend, vor welchen die Touristen ihre Augen nicht verschliessen dürfen.

Und plötlzich steht er da, der Ishak Pasha Palast - den besichtigen wir auch und Cuma erklärt mir die einzelnen Gebäudeteile - seine Ausführungen stimmen sehr genau mit den schriftlich angebrachten Erklärungen überein - er kenn sich also hier ebenfalls sehr gut aus. 

Dann müssen wir natürlich Cay trinken - und ich erfahre von ihm noch einiges über das Leben hier. Auch hier haben sich die Menschen zu organisieren, dass sie über die Runden kommen - ihr wisst, was ich meine. Um ein gutes Leben leben zu können, brauche man hier gut 2000 Dollar im Monat. Das sei aber nicht einfach zu verdienen! Ein gutes Haus zu mieten koste inkl. Wasser und Strom um die 200 Dollar. Käme mich also ab 10 Nächten Aufenthalt hier günstiger als das Hotel... 

Ja und dann sei es hier nach wie vor klar geregelt, dass eine Frau, die mit 18, 19 Jahren noch nicht verheiratet sei noch bei den Eltern wohne und nicht alleine auf die Strasse gehe - vielmehr werde sie von der Mutter oder dem Bruder begleitet - sonst sei klar, was sie suche, nämlich flüchtige Bekanntschaften - und habe sofort einen schlechten Ruf und finde keinen Mann mehr. Er ist mit mir einig: Es ist hier viel einfacher als Mann zu leben... Und er weiss auch, dass das im Westen seines Landes und in Westeuropa anders ist - einfacher auch für Frauen. Andere Länder - andere Sitten. Ich masse mir kein Urteil zu - bevorzuge aber klar den Lebensstil, in welchem ich erwachsen werden durfte...

Am späteren Nachmittag treffe ich Mehmet von dessen Netzwerk ich in den nächsten Wochen im Iran profitieren darf. Einfach ein genialer Typ, so spontan fröhlich und gastfreundlich - er drückt mich zum Abschied ganz fest und ich bekomme zwei dicke Küsse auf die Backen. 

So geht meine Zeit in der Türkei langsam den Ende zu - und ein neues Land wartet auf mich, aus welchem ich mich wohl nicht so oft melden werde - oder doch? Wir werden sehen. Heute nochmals mit meinen Liebsten telefoniert. Tat gut, war schön - wir hören und sehen uns wann immer möglich!!

Ja und nun verabschiede ich mich vorsorglich auch mal von meinen treuen Bolglasern - lasst Euch überraschen, wenn es aus dem Iran weiterhin so gut klappt - keine Sorge, wenn ihr von mir nichts hört - es ist mir nichts passiert - nur die WiFi-Dichte fehlt...

Herzlich 

Patrik

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